Arlesheimer Primarschüler zu Gast bei der Frau, welche die Schweiz regiert
Zur Belohnung für ihren grossen Swissaid-Einsatz durfte die Primarschulklasse 5a Simonetta Sommaruga mit Fragen löchern.
Julia Gohl
Wissen Sie, ob Simonetta Sommaruga sich für Fussball interessiert? Oder was sie am liebsten isst? Die Schüler der Klasse 5a aus Arlesheim auch nicht. Deshalb fragten sie die Bundespräsidentin ganz einfach. Dazu hatten sie gestern Dienstag die Gelegenheit, als die SP-Politikerin die 5a zusammen mit drei weiteren Schweizer Schulklassen im Nationalratssaal empfing. Sie wurden stellvertretend für die rund 20 000 Schulkinder ins Bundeshaus eingeladen, die dieses Jahr für Swissaid Bleistiftspitzer aus Indien für den guten Zweck verkauft hatten.
«Ihr seid das jüngste Parlament, das ich je gesehen habe», scherzte Sommaruga mit den gespannt auf den Sitzen der Nationalräte wartenden Schülern. Die Bundesrätin war einst selbst Präsidentin von Swissaid. Deshalb habe sie sich besonders auf den Besuch der Kinder gefreut. Sie betonte, wie wichtig deren Einsatz für ärmere Nationen sei. «Da gibt es Länder, in denen die Kinder nicht zur Schule gehen können», erzählte sie. «Ihr denkt jetzt vielleicht: ‹Wow, das ist ja toll.› Aber es macht nur ein, zwei Wochen Spass, wenn man die Schule nicht besuchen darf.»
Seit 15 Jahren dabei
Über die Zustände in den Ländern, für die Swissaid sich einsetzt, hat die Klasse 5a im Vorfeld schon einiges gelernt. «Damit die Kinder wissen, was mit dem Erlös aus dem Abzeichenverkauf geschieht und warum wir mitmachen», erläutert Klassenlehrer Urs Laager, der schon seit 15 Jahren mit seinen Schulklassen jeweils beim Swissaid-Abzeichenverkauf mitmacht. Sein langes Engagement war ausschlaggebend dafür, dass es gerade die Arlesheimer 5a unter den vier Klassen schaffte, die ins Bundeshaus eingeladen wurden. Dabei waren auch Klassen aus Saanen BE, Sins AG und Veyras VS.
Vorbereitet hat sich die 5a nicht nur auf den Abzeichenverkauf, sondern auch auf den Besuch im Bundeshaus. «Ich habe versucht, ihnen zu erklären, was eine Bundespräsidentin ist», sagt Laager. Für die Kinder sei das Ganze aber noch etwas abstrakt. «Wahrscheinlich wären sie aufgeregter, wenn sie Roger Federer treffen würden», glaubt er. Aber vor dem Besuch erzählen die Kinder dann doch, dass sie aufgeregt seien und sich freuen, die Bundespräsidentin zu treffen. Und wer sie ist, können sie auch erklären. «Sie ist die wichtigste Person», sagt Silas. «Sie regiert die Schweiz», ergänzt Joël.
Jede Klasse hatte eine kleine Darbietung für Sommaruga einstudiert. Die Arlesheimer trugen das Baselbieterlied vor und hielten zur Illustration des Textes selbst gemalte Bilder in die Höhe. Dann durfte die 5a Fragen stellen, die sie zuvor vorbereitet hatte. «Interessieren Sie sich für Fussball?», wollte etwa Nils wissen. «Tennis mag ich lieber», antwortete die Bundespräsidentin. José fragte, ob sie ein Haustier besitze. Dafür sei sie zu selten zu Hause, erklärte sie. Nathalie fragte nach dem Lieblingsgericht der Politikerin. Diese erzählte von Besuchen als Kind bei ihren Tessiner Grosseltern, wo es im Feuer gekochte Polenta gab.
Sins muss aushelfen
Alejandro wollte wissen, ob sie als Bundespräsidentin überhaupt Freizeit habe. Da hatte sie gleich eine Gegenfrage bereit: «Wisst ihr, was früher mein Beruf war? Hat euch das jemand erzählt?» Das hatte Klassenlehrer Laager zwar, aber entweder hatte die 5a die Antwort vergessen oder sie traute sich nicht, sie zu geben. Eine Schülerin aus Sins eilte mit der korrekten Antwort zu Hilfe: «Klavierspielerin.» Noch heute spiele sie in ihrer wenigen Freizeit am liebsten Klavier oder koche, verriet die ehemalige Pianistin.
Die Primarschüler werden diesen Tag wohl noch lange in Erinnerung behalten. Ganz sicher gilt das für Melina, die ausgerechnet an diesem Tag in der Hauptstadt auch noch ihren 11. Geburtstag feiern durfte.