Arlesheim wird immer älter
Als eine der wenigen grösseren Gemeinden im Kanton verzeichnet Arlesheim rückläufige Schülerzahlen. Das ist kein akutes, aber möglicherweise ein langfristiges Problem.
Die Zahl liess aufhorchen, die Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP) im Rahmen der Informationsveranstaltung zum Postplatz vor drei Wochen bekannt machte: In den vergangenen fünf Jahren stieg in Arlesheim der Altersquotient um sechs Prozent. Dieser Quotient zeigt das Verhältnis der über 65-Jährigen zu den 20- bis 64-Jährigen. Arlesheim wird demnach immer älter.
Es steigt aber nicht nur der Altersquotient, es stagnieren und sinken auch die Kinderzahlen. Dies erwähnten unterschiedliche Mitglieder des Gemeinderats in den vergangenen Jahren mehrfach. Zu sehen ist dies unter anderem an der Statistik zur Anzahl Primarschulkinder. Seit 2018 nahm diese bis heute fast kontinuierlich ab und wird es gemäss Prognosen der Gemeinde und der Schulleitung in den kommenden Jahren weiter tun. Waren im Schuljahr 2018/19 noch 476 Kinder an der öffentlichen Primarschule in Arlesheim, waren es im vergangenen Schuljahr noch 429. Im laufenden Schuljahr sind es mit 447 wieder leicht mehr. Gemäss Prognose werden es im Schuljahr 2025/26 aber nur noch 388 Schulkinder sein. Markus Eigenmann gibt hinsichtlich der Prognosen eine gewisse Ungenauigkeit zu bedenken, da viele Familien erst nach Arlesheim ziehen, wenn ihre Kinder schon im Primarschulalter oder älter sind. «Dadurch werden sie in den Prognosen nicht erfasst, da wir diese gemäss aktueller Anzahl bereits in Arlesheim wohnhafter Kinder vornehmen.»
Trotzdem: Dieser Trend ist augenscheinlich und widerspricht damit den Tendenzen in den meisten umliegenden Gemeinden im Birseck. In Aesch und Münchenstein hat die Anzahl Kinder im Kindergarten und in der Primarschule in den vergangenen vier beziehungsweise fünf Schuljahren stetig moderat zugenommen. In Reinach waren die Zahlen stabil, wobei die Schulleitung ab dem laufenden Schuljahr für die kommenden Jahre eine «klare Tendenz nach oben» sieht, wie Schulleiter Oliver Sprecher erklärt. Nur im Solothurner Dornach war die Tendenz an den Primarschulen in den vergangenen Jahren auch rückläufig. Dafür nahmen die Zahlen in den Kindergärten zu.
Kinder machen Gemeinde lebendig
Die Anzahl Schulkinder muss immer auch ins Verhältnis zur Entwicklung der Gesamtbevölkerung gebracht werden. Diese ist in Arlesheim seit rund 20 Jahren stabil. Die stagnierende und sogar sinkende Anzahl Kinder sei zwar kein akutes Problem, versichert Gemeindepräsident Markus Eigenmann, aber langfristig mache sich der Gemeinderat schon Sorgen deswegen. «Verstärkt sich der Trend, fällt ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Zusammenhalts weg. Die Schule bringt wie kein anderer Ort Menschen zusammen – Kinder und Eltern.» Arlesheim dürfe nicht zum Schlafdorf werden, stellt Eigenmann klar. Eine genügend hohe Anzahl Kinder sorgt dafür, dass dies nicht passiert, in dem eine Gemeinde lebendig bleibt.
Während andere Gemeinden zusätzlichen Schulraum erstellen müssen, war dies in Arlesheim seit Jahren nicht mehr nötig. Mehrere Schulanlagen wurden zwar saniert und erneuert, aber zusätzliche Klassenzimmer sind unter dem Strich dadurch nicht entstanden. Im laufenden Schuljahr steht ein Klassenzimmer sogar frei, verrät Schulleiter Karl-Heinz Zeller. Die acht Kindergärten seien aktuell belegt, aber nicht voll ausgelastet, so Markus Eigenmann.
Zusätzlicher Wohnraum nötig
Zwar spart eine Gemeinde mit stagnierenden oder sinkenden Kinderzahlen an Ausgaben in die Bildungsinfrastruktur, doch eine Überalterung der Gesellschaft bringt ganz andere Kosten mit sich, wie die jährlich steigenden Ausgaben für Bereiche wie die Pflege und Ergänzungsleistungen zeigen.
Eigenmann ist überzeugt, dass die zurückgehenden Kinderzahlen nicht mit der Attraktivität Arlesheims für Familien zusammenhängen, sondern vielmehr mit dem fehlenden Wohnraum. Die Gemeinde sei bemüht, soweit möglich für zusätzlichen Wohnraum für Familien zu sorgen, der auch erschwinglich ist. Die Nachfrage danach sei aber schon heute sehr gross. Arlesheim gilt für Familien wie zum Beispiel auch Muttenz als teuer.