Arleser Kultur hat eine neue Heimat

Ein halbes Jahr später als geplant öffnet der Kultursaal in Arlesheim seine Tore. Er bietet eine in der Region einzigartige Bühnenkonstruktion und gute Akustik.

Zugang: Über den neu gestalteten Innenhof wird der Saal im Setzwerk erreicht. Foto: Fabia Maieroni

«Endlich», werden wohl viele Kulturbegeisterte denken. Im Setzwerk, wie der Bau am Stollenrain heisst, können ab diesem Wochenende die ersten Ver­anstaltungen stattfinden. Ursprünglich hätte der Kultursaal bereits im Spätsommer 2023 eröffnet werden sollen. «Wenn man ein halbes Jahr zu spät ist, kann man mit dem Verlauf des Baus natürlich nicht zufrieden sein», sagt Markus Ribi, Präsident des Trägerschaftsvereins Setzwerk. Die Verzögerungen beim Bau seien aber zu erklären, so Ribi. «Das Zusammenspiel zwischen Bauleitung und Handwerkern hat nicht gestimmt, so der Grundtenor auf der Baustelle.»

Lange hat Arlesheim mit dem Bau eines Kultursaals gehadert; die ersten Pläne gehen bis in die 60er-Jahre zurück. Über die Jahrzehnte gab es diverse Projekte, alle scheiterten. 2019 stimmte die Gemeindeversammlung schliesslich einem Bau am Eingang des Dorfkerns zu.

Und nun steht er. Goldenes Metall schimmert an seiner Fassade. Überraschend, war die Gebäudehülle in der Visualisierung doch eher erdfarben. «Das stimmt», sagt Gemeindepräsident Markus Eigenmann bei einem Rundgang vor Ort. «Die Projektsteuerung hat sich für diesen fröhlicheren Ton, der auffällt, entschieden. Dieses Metall ist witterungsbeständig und auch gut abwaschbar.» Die erdfarbenen Töne hätten bei der Sichtung nicht überzeugt, ergänzt Ribi. Bezogen wurde der Bau bereits. Gerade ist die Sozialberatung in die Büroräumlichkeiten im ersten Stock des Gebäudes eingezogen. Ein Teil der Flächen ist noch unvermietet, «da befinden wir uns in den letzten Gesprächen mit Inte­ressenten», erklärt Eigenmann.

Das Herzstück im Innern der gerippten Metallhülle bildet der Saal, den man über den neu gestalteten Innenhof vom Pfeffingerhof erreicht. Er ist ebenerdig zu erreichen und bietet Platz für 300 (Bankettbestuhlung) bis 400 (Konzertbestuhlung) Zuschauerinnen und Zuschauer. Die mit Holz verkleideten Wände haben ein lamellenartiges Relief, das für perfekte Akustik sorgen soll. Highlight des hellen Raumes ist eine in der Region einmalige Bühnenkonstruktion: Zwei Elemente können jeweils unabhängig voneinander in ihrer Höhe verstellt werden. So kann eine Abstufung erreicht werden, die zum Beispiel bei Konzerten wertvoll sein kann. Jede Lampe auf der Bühne ist einzeln dimmbar, um die Beleuchtung ganz individuell gestalten zu können. Für Performende steht eine professionelle Künstlergarderobe zur Verfügung.

Arlesheimer Holz trägt das Dach

Ebenfalls ebenerdig ist die grosse Gastroküche zu erreichen, die mit all dem ausgestattet ist, was Caterer brauchen: einem Industrieherd, einem Steamer sowie einer Küchenausgabe und einem Kiosk mit Kuchenvitrine.

Für den Bau der besonderen Dachkonstruktion wurde Arlesheimer Buchenholz verwendet. «Wir haben das gesamte Holz aus zwei Jahren Schlag dafür benötigt», sagt Eigenmann. Das Dach ist aus Solarpanels gefertigt, mehrere Erdwärmesonden versorgen das Setzwerk und das künftige Wohngebäude daneben mit Energie. Dieses wird im nächsten Schritt gebaut. Die Kosten für das Setzwerk liegen wohl rund drei Millionen höher als die ursprünglich budgetierten 13,6 Millionen Franken. Eine genaue Abrechnung sei noch nicht vorhanden, erklärt Eigenmann. «Mit der Kostensteigerung war jedoch zu rechnen, unter anderem, weil die Preise bei Baustoffen in die Höhe geschossen sind. Wir sind mit der Qualität des Baus zufrieden», resümiert der Gemeindepräsident. «Nach langem Warten haben wir nun einen Ort für einen ganzen Strauss von Veranstaltungen. Sport und Kultur können entflochten werden.»

Grundsätzlich stehe der Saal allen offen, wobei die Gemeinde, der Hauptsponsor UptownBasel (der eine Million gespendet hat), die Klinik Arlesheim sowie die Schulen Vorrang hätten. «Wir starten jetzt mit einem Aufwärm-Jahr und schauen, wie sich die Belegung entwickelt», erklärt Ribi. Arlesheimer Vereine können den Saal vergünstigt mieten und unter der Woche gratis proben.

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