Archaisch zeitlose Kunst

Die Ausstellung «Linien» in der Trotte zeigt derzeit Arbeiten des Bildhauers Ueli Hausmann und des Kunstschmieds Roland Fornaro. Die Kunstwerke strahlen Harmonie und archaische Selbstverständlichkeit aus.

Arbeiten seit über zwei Jahren zusammen: Roland Fornaro (l.) und Ueli Hausmann, in der Mitte ein Gemeinschaftswerk aus kristallinem Stein und Damaszener Stahl. Foto: Thomas Brunnschweiler
Arbeiten seit über zwei Jahren zusammen: Roland Fornaro (l.) und Ueli Hausmann, in der Mitte ein Gemeinschaftswerk aus kristallinem Stein und Damaszener Stahl. Foto: Thomas Brunnschweiler

Sobald man die Trotte betritt, empfängt einen ein harmonisches Ambiente. Die beiden prominenten einander zugeneigten Stelen von Ueli Hausmann erzeugen das Gefühl eines schützenden Hohlraums. Der Blick gleitet auf mehrere Holzplankenwände, welche die Sterilität des allgegenwärtigen Weiss durchbrechen. Auf diesem hölzernen Untergrund präsentiert Roland Fornaro seine kleinen Kunstwerke, die aber ein näheres Hinzutreten erfordern. Es sind quadratische, schwarz-graue oder auch verrostete Eisenplatten, auf denen Kuben oder Rundformen aus Damaszener Stahl sitzen. Das Edle thront – mit einem Magneten verbunden – auf dem weniger Edlen. Vor den Holzplanken sind auf weissen Stelen Gemeinschaftsarbeiten von Hausmann und Fornaro zu sehen, die einen ganz besonderen Charme haben.

Stein und Stahl

Ueli Hausmann aus Huttwil und Roland Fornaro aus dem benachbarten Eriswil kennen sich schon rund 35 Jahre lang und haben auch schon zusammengearbeitet. Wie kam es zum Titel «Linien»? Beim Bildhauer liegt es auf der Hand. Für ihn gibt es nicht nur Konturlinien, sondern auch die feinen Linien der Steinbearbeitung. «Ich arbeite ohne elektrisches Werkzeug, nur mit Hammer und Meissel», sagt Hausmann, der sich eher vom Handwerk definiert als von der Kunst. «Meine Skulpturen zeichnen sich durch einfache Linien und Proportionen aus. Sie sind spannungsvoll, klar und zeitlos, weder gekünstelt noch dekorativ. Licht und Schatten spielen eine entscheidende Rolle», so Hausmann.

Wenn jemand seine Gegenstände in 300 Jahren fände, wäre dieser wohl rein digital sozialisierte Jemand erstaunt über die Präzision des analog hergestellten rätselhaften Symbolsteins. Ebenfalls faszinierend ist eine um 90 Grad nach rechts verdrehte Stele, die aussieht, als hätte ein Riese seine Finger im Spiel gehabt. Bei Ueli Fornaro sind die Linien in den Umrissen, aber auch in den charakteristischen, organisch wirkenden Konturen des Damaszener Stahlverbunds zu sehen.

Zeitlose Schönheit

In den Gemeinschaftsarbeiten verbinden sich Stein und Damaszener Stahl. Ein eindrückliches Werk besteht aus einer fruchtförmigen Form, auf der ein Kern aus Stahl sitzt, der wiederum geheimnisvolle Linien trägt. Für beide Künstler gelten ähnliche Grundsätze: perfektioniertes Handwerk und ein ähnlicher Schönheitsbegriff. Hausmann erklärt: «Schönheit ist weit weg von politischer Kunst. Kunst soll die Seele berühren und Harmonie schaffen.» Fornaro ergänzt: «Ich will nicht provozieren, sondern Menschen berühren und die Interpretation offen halten. Deshalb haben meine Arbeiten nichts Unnötiges an sich. Sie sind reduktiv.»

Ueli Hausmann und Roland Fornaro arbeiten nun seit zweieinhalb Jahren zusammen, indem sie erst experimentieren und danach Werke entstehen lassen. Im Grunde arbeiten beide mit den vier alten Elementen: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Für Hausmann ist der Stein der Erde das Element, bei Roland Fornaro kommt zum Erz der Erde noch das Feuer der Schmiede dazu, die wiederum einen Blasebalg und eine wasserbetriebene Mühle benötigte.

Das ist mit ein Grund, weshalb man die Ausstellung «Linien» als archaisch zeitlose Kunst bezeichnen kann. Sie führt zurück auf die Antike und darüber hinaus zu den Anfängen der Menschheit.

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