Anonymes Referendumskomitee erzwingt Volksabstimmung
Ein kleines Komitee von Privaten hat innert kürzester Zeit 620 gültige Unterschriften gegen den Neubau der Gehörlosen- und Sprachheilschule Riehen auf der Gerenmatte gesammelt.
Lukas Hausendorf
Innert nur einer Woche seien die Unterschriften zusammen gewesen, sagt ein im «Wochenblatt» nicht namentlich genannt sein wollendes Mitglied des Referendumskomitees. Seit einer Woche ist es auch amtlich: Über den Neubau der Gehörlosen- und Sprachheilschule Riehen (GSR) auf dem Schulgelände Gerenmatte hat am 25. November der Souverän an der Urne das letzte Wort.
Flugblatt warnt vor «Schulbuslawine»
Dass der Umzug der Wielandschule als Teil der GSR vom Stollenrain in den unteren Dorfteil nicht ohne Widerstand vonstatten gehen würde, zeichnete sich schon früh ab. Bereits nach dem Gemeindeversammlungsbeschluss vom 21. Juni lag das in der Luft. Anwohner äusserten schon damals Bedenken hinsichtlich des zu erwartenden Mehrverkehrs. Und was einige besonders schmerzte: Der Schlittelhügel auf dem Pausengelände der Gerenmatte würde mit dem Neubau verschwinden. Kinder aus dem Quartier verlören eine beliebte Spielwiese.
Schon im Vorfeld der Gemeindeversammlung kursierte ein Flugblatt, dessen Urheberschaft unbekannt ist, das vor den Folgen des Neubaus warnte. Darin wird suggeriert, dass nicht nur die seitens der Gemeinde erwähnten 150 Schüler von der bestehenden Wielandschule am Stollenrain auf die Gerenmatte zügeln, sondern weitere 410 Schüler der anderen drei Abteilungen der GSR. Vor einer Schulbuslawine, die das Wohngebiet belasten und die Strassen unsicher machen würde, ist die Rede. Am Stollenrain würde durch das GSR-Projekt zudem ein weiterer Spielplatz verloren gehen, weil anstelle der Wielandschule eine Alterssiedlung entstehen solle.
Schulleitung relativiert
Mit den Fakten haben diese Aussagen auf dem Flugblatt indes wenig gemein. Laut Aussagen des GSR-Geschäftsleiters, Silvan Boschetti, soll der «One Roof» getaufte Neubau dereinst 150 Schüler beherbergen, die mit maximal zehn Bussen pro Tag zur Schule gefahren werden. Keine grosse Zahl im Vergleich zu den täglich am Mattweg kursierenden Mami-Taxis. «Die Hälfte unserer Schüler benutzt den öffentlichen Verkehr», so Boschetti. Was auf dem bisherigen GSR-Standort am Stollenrain passieren wird, ist ebenfalls noch nicht in Stein gemeisselt.
Zurzeit läuft eine Testplanung, über deren Resultate im September orientiert wird. Von Alterswohnungen über Luxuswohnungen bis sozialem Wohnraum ist nach wie vor alles möglich. Klar ist, dass die Wielandschule ihrem Wachstum dort nicht Rechnung tragen kann, weil die Zonenvorschriften – es handelt sich um eine Wohnzone – dies verbieten. Daraus erwuchs schliesslich auch das Neubauprojekt, das beim Standort Gerenmatte auch Synergien mit den Arlesheimer Schulen schaffen würde bei der pädagogischen Förderung von Kindern mit Sprach- und Hörbeeinträchtigung.
«Nutzen für Arlesheim aufzeigen»
Mit dem ersten Referendum gegen ein Neubauprojekt seit dem Kulturzentrum Badhof, das schliesslich von der FDP versenkt wurde, steht Arlesheim ein spannender Herbst ins Haus. Die FDP ist diesmal auf Seite der Befürworter und hat bereits alle Parteipräsidenten im Dorf zum Meeting eingeladen. «Wir sind in der Verantwortung und müssen der Bevölkerung den Nutzen dieses Projekts für Arlesheim aufzeigen», sagt FDP-Präsident Balz Stückelberger. Die Argumente der Gegner müsse man aber Ernst nehmen, sagt er.
Diese Gegner sind indes noch nicht öffentlich bekannt, sondern halten sich (noch) in der Anonymität versteckt. Auch sickerte schon durch, dass das ungezeichnete Flugblatt nicht zwingend den Argumenten des Referendumskomitees entspreche. Dieses ist im Übrigen keiner Partei verpflichtet.