100 Jahre reformierte Kirche

Sie ist die Mutterkirche der Protestanten im Birseck, ein wichtiger Bau des Heimatstils und eine Bereicherung für das Dorf: die reformierte Kirche, deren 100-jähriges Bestehen am 3./4. November gefeiert wird.

Kirche am Dorfrand: Kolorierte Federzeichnung von La Roche und Stähelin, 1911.  ZVG/Kunstführer, S. 9
Kirche am Dorfrand: Kolorierte Federzeichnung von La Roche und Stähelin, 1911. ZVG/Kunstführer, S. 9

Thomas Brunnschweiler

Für die Geschichte der protestantischen Christen im Birseck und Dorneck ist die reformierte Kirche von Arlesheim von nicht zu überschätzender Bedeutung. Sie ist die Mutterkirche für Protestanten aus sieben Gemeinden, die heute teilweise ihre eigenen Gotteshäuser besitzen. Der erste öffentliche evangelisch-reformierte Gottesdienst wurde 1856 noch in der Kapelle abgehalten, die im Garten der Familie Alioth errichtet worden war. Die wenigen in der Diaspora lebenden reformierten Christen des Birseck trafen sich zu Gottesdienst und Kasualien in Arlesheim. Die 1882 ins Leben gerufene «Kirchgenossenschaft Arlesheim und Umgebung» legte in ihren Statuten die Absichtserklärung nieder, eine eigene Kirche bauen zu wollen. Da im politisch liberalen Kanton Basel-Landschaft die Kirche an kurzer Leine gehalten wurde, konnten neue kirchliche Körperschaften nur privat oder halböffentlich gegründet werden.

Da kam die Grosszügigkeit der Arlesheimer Familie Alioth ins Spiel. Lucie Alioth-Franck schenkte 1899 das Bauland. 1909 wurde ein öffentlicher Architekturwettbewerb ausgeschrieben. 107 Projekte wurden eingereicht, die teilweise zu heftigen Kon-troversen führten. Schliesslich obsiegte das Projekt der Basler Architekten Emanuel La Roche und Adolf Stähelin. Dank Spenden und der gesamtschweizerischen Reformationskollekte konnte der Bau finanziert und am Reformationssonntag 1912 die Kirche eingeweiht werden.

Zeitlose Formensprache
Seitdem gab es eine Gesamtrenovation (1970/71) und eine Teilrenovation (2008). Während es in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch zu konfessionellen Gehässigkeiten kam, verbesserte sich spätestens nach dem Zweiten Vaticanum die Zusammenarbeit mit der katholischen Schwesterkirche. Heute ist die schöne, schlichte Kirche – ein Beispiel der nationalen Romantik – nicht mehr aus dem Dorfbild wegzudenken und viele Menschen schätzen das stimmungsvolle Gotteshaus auch als Konzertraum.

Für Pfarrer Matthias Grüninger ist der zentrale Aspekt der Jubiläumsfeier «die Freude über unsere schöne Kirche», die mehr biete als eine gefällige Gebäudehülle. «Sie verstärkt die guten Schwingungen und lässt sie korrespondieren mit den inneren Regungen der feiernden Menschen.» Grüninger ist froh, dass das bestehende Projekt zur Ausführung kam und nicht «ein nüchterner protestantischer Predigtsaal», wie ihn eine streitbare Minderheit damals wünschte. «Das Kircheninnere», so Grüninger, «überzeugt durch seine heitere und harmonische Formensprache.»

Regionales Ereignis
Der ökumenische Jubiläumsgottesdienst am Reformationssonntag wird nicht nur von den Arlesheimer Kirchen gestaltet werden, sondern auch von den reformierten Birsecker Gemeinden Aesch-Pfeffingen und Dornach-Gempen-Hochwald. Bereits am Samstag finden der Kirchenbasar, die Vernissage des neuen, aufschlussreichen Kunstführers und eine Kirchenführung durch das Autorenteam statt. Am Sonntagnachmittag klingen die Festivitäten mit einem Jubiläumskonzert in der Kirche aus.

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