«Wer schnitzt, der sitzt»
In Aesch werden die Messer gewetzt – und zwar ziemlich viele. Seit kurzem zieren 282 Schweizer «Sackmesser» aus einer Privatsammlung die Räume des Heimatmuseums im Rahmen einer Sonderausstellung.
Das erste Sackmesser – sei es als ein Andenken von den Grosseltern oder als Werbegeschenk – ist bei vielen wahrscheinlich noch in guter Erinnerung. So auch bei Peter Nebel, dem Präsidenten des Stiftungsrats des Aescher Heimatmuseums. «Damals war ich als Zwölfjähriger in der Pfadi und schmiedete mein erstes Messer gleich selbst.» Dies war der Anfang einer langjährigen Leidenschaft für Schweizer Sackmesser. Daraus hervorgegangen ist eine unglaubliche Anzahl an verschiedenen Exemplaren, die der 68-jährige Sammler nun in einer Sonderausstellung präsentiert.
282 Stück umfasst Nebels Sammlung, wobei bei seinen Ausführungen schnell klar wird, wie diese hohe Zahl zustande gekommen ist: «Überall wo ich war, egal ob in St. Moritz, Liestal oder Dornach, ich musste immer ein neues Sackmesser mit nach Hause bringen.» Beim Rundgang durch das Heimatmuseum verweist Nebel beiläufig auch auf ein paar Wanduhren der ehemaligen Wanduhrenfabrik Angenstein – wie sich herausstellt ein kleiner Nebenschauplatz seiner Sammelfreude, denn auch von diesen besitzt er vier Stück.
Sackmesser fürs Bergsteigen, Nähen oder Parfümieren
An den Wanduhren vorbei in den zweiten Stock, hinein in die Sonderausstellung. Schon steht man in der «Werkstatt», wo Nebel mit den interessierten Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung jeweils ein kleines Andenken schnitzen möchte. Er zeigt auf die kleinen Holzschemel und weist ausdrücklich darauf hin: «Wer schnitzt, der sitzt.» Er wird es wissen. Schmunzelnd zeigt er auf die bereitstehende «Auto-Apotheke». Das selbst mitgebrachte Sackmesser kann ebenfalls unter Nebels fachgerechter Anleitung geschliffen werden. «Das geht ganz schnell. Optimal wäre ein 17-Grad-Winkel und wichtig ist, die ganze Breite bis zum Spitz zu schleifen.» Einfacher gesagt als getan.
Doch auch abgesehen von der scharfen Klinge gibt es einiges zu entdecken an einem Schweizer Sackmesser. An der Wand nebenan werden die unzähligen Funktionen beschrieben, die wohl in dieser Ausführlichkeit den wenigsten bekannt sein dürften. Dabei handelt es sich um die offiziellen Begriffe aus dem Funktionenbuch von Victorinox: Von der Steck-Bohr-Nähahle über den Drahtabisolierer bis hin zur Pinzette, der Nagelfeile, dem Zahnstocher, der Holzsäge oder dem klassischen Dosenöffner.
Beim Schlendern durch die Ausstellung stechen einige Sackmesser besonders hervor. So gibt es eine Ueli-Steck-Version, die passend fürs Bergsteigen einhändig gut zu bedienen ist. Auch eine fürs Nähen optimierte Bernina-Variante ist ausgestellt. Ein weiterer Hingucker ist das sogenannte Girl-Power-Modell mit integriertem Parfüm-Spray.
Eine Art Lebenswerk
Die Idee, die über 55 Jahre gewachsene Sammlung im Heimatmuseum zu präsentieren, stand schon seit rund fünf Jahren im Raum. Umgesetzt wurde sie aber erst jetzt, weil Nebel immer der Meinung war, dass die Realisierung seiner Sackmesseraustellung gleichzeitig auch einen schönen Schlussstrich unter sein langjähriges Engagement beim Heimatmuseum ziehen sollte.
Nebel resümiert: «Die Sammlung widerspiegelt auf eine gewisse Art mein Lebenswerk und bringt sehr viele Erinnerungen mit sich.» Was nach der Ausstellung mit den 282 Exemplaren passiert, steht sozusagen noch auf Messers Schneide – bis im Sommer liegen sie jedoch geputzt und geschliffen im Heimatmuseum bereit.
Ausstellung «Eine scharfe Sache». Heimatmuseum Aesch, Hauptstrasse 25. Geöffnet jeden ersten Sonntag im Monat (10 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr). Bis 29. Juni.