Mehr Chancen für die über 50-Jährigen

Es ist bekannt, dass es über 50-Jährige auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer haben. Der Künstler und Autor Roland Schmutz aus Aesch will das nun ändern.

Will über 50-Jährigen ein Gesicht geben: Roland Schmutz.  Foto: Axel Mannigel
Will über 50-Jährigen ein Gesicht geben: Roland Schmutz. Foto: Axel Mannigel

Schon die Eingabe von «über 50-Jährige» bei Google gibt sofort Treffer zur Arbeitsmarktproblematik dieser Altersgruppe. «Diesen Trend gibt es ja schon länger», stellt Roland Schmutz verärgert und enttäuscht fest. «Die über 50-Jährigen werden, böse gesagt, in vielen Fällen abgesägt und entsorgt.» Er befürchtet, dass dieser Trend in Zeiten von Covid-19 noch zunehme. Schmutz, Jahrgang 1964, ist selbst betroffen, doch gehe es hier nicht um ihn, sondern um Tausende von Menschen, die von heute auf morgen plötzlich zu kompliziert oder zu teuer und mit fadenscheinigen Argumenten auf die Strasse gestellt würden: «Den Verantwortlichen ist es dabei egal, ob der treue Mitarbeiter 57 oder die langjährige Sekretärin 63 Jahre alt sind.» Was heute zähle, seien allein die Rendite und das schnelle Geld. «Es ist alles sehr kurzfristig geworden», bilanziert Schmutz. 20 Jahre hat er in einem Schweizer Traditionsunternehmen gearbeitet. Eine Firmenübernahme habe dann die Unternehmenskultur grundlegend verändert. So wurde auch er mit 55 Jahren auf die Strasse gestellt. Schmutz: «Heute wird knallhart gerechnet.»


Gestörter Marktkreislauf
Neben der Tatsache, dass diese Personalpolitik viel persönlichen Schmerz mit sich bringt, sieht Schmutz ein weiteres Problem, nämlich das der Volksgesundheit. Mit seinem Jahrgang zählt Schmutz zur Generation der Babyboomer der 50er- und 60er-Jahre. Wenn diese Generation jetzt zunehmend arbeitslos würde, wäre das für die Schweizer Wirtschaft schwierig, rechnet der Künstler: «Denn diese Menschen drehen dann jeden Rappen um und investieren nichts mehr.» Der Konsum gehe zurück, die Schweiz würde leiden; ein gestörter Kreislauf sozusagen. «Wir müssen doch dafür sorgen, dass eine aktive Marktteilnahme möglich ist», engagiert sich Schmutz.

Als Pop-Art-Künstler und Autor, aber auch als Gemeindeschreiber im Zwischenverdienst kann er diese Teilnahme aktuell für sich möglich machen. Es gebe aber viele, denen es nicht so gehe und die auch nicht plötzlich künstlerisch aktiv werden könnten, gerade in Zeiten von Covid-19 nicht. Um diese Situation anzugehen und etwas zu verändern, möchte Schmutz nun aktiv werden.


Konzept auf Stiftungsbasis
Seit 2011 gibt es in Basel den Verein «impulse.swiss», der sich die Unterstützung von Menschen mit Behinderung und Stellensuchenden über 50 Jahre auf die Fahne geschrieben hat. Dessen Arbeit schätzt Schmutz, der selbst Mentor bei «impulse» ist. Er würde aber gerne noch früher ansetzen. Als Vision hält er ein Konzept auf Stiftungsbasis für möglich, dessen Fokus auf dem Moment liegen soll, bevor es die über 50-Jährigen mit einer Aussteuerung so richtig erwische. Auch möchte Schmutz die Firmen mehr in die Pflicht und in die Verantwortung für Mensch und Markt nehmen: «Wir brauchen ehrliche Firmen, die sich nicht hinter doppelten Agenden, Headhuntern und Algorithmen verstecken.» Für diese Vision sucht Schmutz nun Mitstreiter und Gleichgesinnte, die das Konzept mit ihm weiterentwickeln und realisieren wollen. «Es geht einerseits darum, konkret etwas zu tun, aber auch auf die Situation aufmerksam zu machen und ihr ein Gesicht zu geben», resümiert Schmutz seinen Einsatz. Dass er sich dafür auch mal aus dem Fenster lehnt und über die Stränge schlägt – geschenkt. Kontakt: r.schmutz64@gmail.com.

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