Ein Zauberlied für die Liebe
Mit der Weihnachtsoper «Sternherz», wo sich die Zeit von Christi Geburt mit der Gegenwart vermischt, wurde am letzten Wochenende ein zauberhaftes Krippenspiel in der reformierten Kirche aufgeführt.
Jay Altenbach
Mit den ersten Klaviertönen bewegt sich ein Flüchtlingsstrom durch die Kirche zur Bühne, gespielt und gesungen vom Neuen Chor Aesch und dem Kinder- und Jugendchor. Unter ihnen auch Maria und Josef und viele Kinder, die singend um Wärme und Brot bitten. Sie werden von dunklen Gestalten mit verschränkten Armen abgewiesen oder gar attackiert, was den kleinen Stern Asteraki, einfühlsam gespielt und gesungen von Despina Papazoglou, Mezzosopran, traurig macht. Zornig über das Unrecht auf der Erde wollen auch die Sterne am Himmel nicht mehr leuchten und es wird dunkel und kalt. Zum Glück haben die Hirtenkinder, Blumen und Tiere die rettende Idee und wünschen sich ein Zauberlied, welches wieder mehr Licht auf die Erde holen kann.
In kurzen Duetten der Kinder verleihen sie ihrem Wunsch Kraft und bitten singend um ein Zauberlied. Unterstützt werden sie dabei von Asteraki und dem grossen Stern Archi (Initiantin und Sopranistin Regula Bänziger). Zusammen mit einer Nachtigall beginnen anschliessend die Chöre das Wort «Liebe» in vielen verschiedenen Sprachen zu singen und auch die Sterne, gespielt und gesungen vom Kammerchor Le Allegre, lassen sich erweichen und stimmen mit ein. Die drei Chöre füllen den Kirchenraum nur mit ihrem schönen Gesang – welch ein Genuss!
Publikum singt mit
Johannes Schild, der in der ersten Reihe im Publikum sitzt, dirigiert die drei Chöre diskret. Er ist Professor für Komposition an der Musikhochschule Köln und hat die Musik für die Oper geschrieben. Konstantinos Arvanitakis, der extra aus Griechenland angereiste Leiter der Schauspielschule des Athener Konservatoriums hat mit seiner einfühlsamen Regiearbeit der Weihnachtsoper den letzten Schliff verpasst. Begleitet werden die Chöre von den Pianisten Andreas J. Winkler am Flügel und Jan Lurvink am Keyboard. Im Publikum sitzen viele Kinder und diese sind von der Inszenierung ebenso angetan wie die Erwachsenen. Zu keinem Zeitpunkt wird es unruhig. Nur nachdem Maria und Josef ihr Kindchen geboren haben, möchte die kleine Lea im Publikum das Jesuskindlein auch begrüssen und anschauen.
Als aber die Chöre zu einem «Stille Nacht» ansetzen und das Publikum teilweise mehrstimmig mitsingt, geht der Wunsch des Mädchens im Gesang unter. Aus den Flüchtlingskindern sind mittlerweile Engelchen geworden, die das Publikum entzücken, auch wenn sich nicht alle ganz so engelhaft benehmen. Das Publikum ist begeistert. Nach dem letzten Lied fordert es am Sonntagabend noch zwei Zugaben und die kleine Lea darf dann endlich die Krippe anschauen, wo das Jesuskindchen tief und fest schläft.
Aufwand hat sich gelohnt
Beim anschliessenden Apéro sind von überall her nur lobende Worte zu hören. Das Publikum war von der berührenden Inszenierung sichtlich angetan. Auch Sopranistin Regula Bänziger, welche das Libretto geschrieben hat, äusserte sich sehr zufrieden mit allen Beteiligten. Sie habe die letzten drei Monate nur für diese Aufführung gelebt und sei froh, dass alles so gut gelaufen sei. «Es ist etwas ganz Neues für uns, zu schauspielern und erst noch auswendig zu singen», sagt Doris Lorenz vom Neuen Chor Aesch. «Aber der Aufwand hat sich gelohnt und allen hat es Spass gemacht.»
Wer Sternherz verpasst hat, sollte in Zukunft sein Augenmerk vermehrt auf den Projektchor «Neuer Chor Aesch» richten. Wer Regula Bänziger erlebt hat, weiss, dass noch viele spannende Projekte in ihr schlummern.