Die Coiffeure Pflugi haben ihren Salon an Ermina übergeben
Am letzen Donnerstag feierten Erich und Gebhard (Gebi) Pflugi mit der Kundschaft die Übergabe an ihre Mitarbeiterin Ermina Rustic.
Am 3. September 1970 eröffnete der Damen- und Herrencoiffeur Erich Pflugi an der Hauptstrasse 91 seinen Coiffeursalon. Kurz darauf stiess sein jüngerer Bruder Gebi, der zuerst noch seine Lehre abschliessen musste, dazu. Heute, nach rund 46 Jahren, geht die Erinnerung der beiden Coiffeurmeister zurück auf eine lange, bewegte Berufszeit. Bis zu 10 Personen waren im Salon mit der langen Fensterfront beschäftigt, um Damen und Herren der Aescher Kundschaft in ihren Bedürfnissen nach gepflegtem Aussehen zufriedenzustellen.
53 Lehrlinge haben die Haarkünstler in dieser Zeit ausgebildet und beide waren als Experten bei den Abschlussprüfungen engagiert. «Der Beruf hat sich stark verändert», sind sich beide einig. War früher die Dauerwelle angesagt, ist heute glattes Haar gewünscht, wurde früher auch bei den Herren fast ausschliesslich mit der Schere gearbeitet, beginnt heute ein Schnitt oft mit der Frage nach der Einstellung der Maschine: «6 oder 9 Millimeter?» Zudem waren damals die einzelnen Stühle noch durch Stellwände oder gar Vorhänge voneinander getrennt – während heute ein Salon offen und hell wirken muss.
Der Coiffeur als Therapeut
Was hingegen gleich geblieben ist, sind die «Coiffeurgespräche». Die beiden Pflugis beginnen zu schmunzeln, als sie vom Wochenblatt nach den brisantesten Geschichten befragt werden. «Die Verschwiegenheit in diesen Dingen war uns immer oberstes Gebot», sagen sie unisono. «Nie ist irgendetwas nach aussen gedrungen. Wir haben von Freude und Leid, von Krankheit und Tod erfahren. Und delikate Familiengeschichten waren nicht selten dabei.» So zum Beispiel das Geständnis der Frau, welche von ihrem Mann finanziell äusserst knapp gehalten wurde und nie wusste, was dieser verdiente – bis zum Tag, als ihre Tochter auf der Bank, in der sie arbeitete, Einblick in die Kontoführung ihres Vaters bekam. Das Erstaunen über die Summen muss gross gewesen sein. Oder die ältere Dame, welche Erich und Gebi in ihren jungen Jahren damit aufzog, sie selbst habe mehr Haare auf der Brust als beide zusammen. Eine gewisse Genugtuung bereitete in der Begegnung mit einem Wichtigtuer auch das Wissen darum, dass seine Frau durchaus auch ausserehelichen Interessen nachging.
So oder so: Der Unterschied des Beichtstuhls zum Coiffeurstuhl besteht wohl darin, dass im Beichtstuhl eher über die eigenen Sünden berichtet wird, während der Coiffeur viel von dem, was alle andern falsch machen, mitbekommt.
In Zukunft wollen die beiden Pensionäre, die darauf bestehen, in der ganzen Zeit der Zusammenarbeit nie Streit gehabt zu haben, mehr in ihre Hobbys und Familien investieren. Erich will sich in Grellingen seinen Trauben und Kaninchen widmen. Gebi, der noch immer in Dornach wohnt, pflegt dagegen seine Bonsais und seine Kochkünste.
Coiffure Ermina
Ermina Rustic (31) kennt den Salon, den sie seit letzten Freitag in Eigenregie führt, schon lange, hat sie doch 2003 bis 2006 bei den Brüdern Pflugi ihre Lehre absolviert. 2011 ist sie in den Betrieb zurückgekommen. Sie musste nicht lange überlegen, als Gebi ihr vor neun Monaten, das Angebot machte, seine Nachfolgerin zu werden. In den Weihnachtstagen wurden die Räume mit neuen Möbeln und einem hellen Anstrich aufgefrischt. Nun blickt sie als neue Inhaberin von Coiffure Ermina mit viel Engagement in die Zukunft, im Bestreben, die Kundschaft in ihren Wünschen zufriedenzustellen.