«Der Neubau ist akustisch ein Vorzeigeobjekt in der Schweiz»
Die Eröffnung des Fachzentrums für Gehör, Sprache und Kommunikation in Aesch Nord ist ein Meilenstein für die 180 Jahre alte Schule.
Für das Fachzentrum für Gehör, Sprache und Kommunikation begann mit dem Schulstart am 14. August eine neue Zeitepoche. Mit dem Fachzentrum werden die Sprachheilschule Riehen und die Wielandschule, der audiopädagogische Dienst, das Autismuszentrum und die Geschäftsstelle der Stiftung GSR (Gehörlosen- und Sprachheilschule Riehen) an einem Ort zusammengeführt. Zuvor waren die verschiedenen Angebote in Riehen, Basel und Arlesheim verteilt. Das Fachzentrum ist für Kinder und Jugendliche mit Gehör- und Sprachdefiziten und somit mit Schwierigkeiten in der Kommunikation die wichtigste Anlaufstelle in der ganzen Nordwestschweiz.
Schallabsorbierende Wände
Für insgesamt 36 Millionen Franken wurde während 19 Monaten an der Therwilerstrasse im Gewerbegebiet Aesch Nord der Neubau erstellt. Mit zwei Pausenplätzen, grosszügigen Schulzimmern und einer Turnhalle ist er ein Ebenbild eines herkömmlichen Schulhauses. Um aber für die Kinder und Jugendlichen mit Hör- und Sprachdefiziten optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, waren aussergewöhnliche bauliche Massnahmen nötig, um die Akustik zu perfektionieren. «Die Kinder mit Hörschäden können Nebengeräusche nicht herausfiltern. Alles kommt bei ihnen gleich laut an», beschrieb Sven Cattelan, Präsident des Stiftungsrates der GSR, vergangene Woche bei der feierlichen Eröffnung im Beisein der Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) und Aeschs Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger (FDP). Schall und Hall mussten deshalb in den Räumen minimiert werden. Gummigranulatböden, spezielle Decken und schallabsorbierende Wände mit Mikroperforationen wurden verbaut. «Wir mussten dabei immer das richtige Mass der Absorption finden, damit die Räume nicht schalltot werden», betonte Architekt Andri Seipel von Otto+Partner in Liestal. Im Nachhinein sei es ein Gewinn, freute sich Sven Cattelan, dass das zuerst angedachte Projekt in Arlesheim wegen eines knappen Neins des Stimmvolks im 2014 nicht umgesetzt werden konnte.
Gestärkt fürs Leben
Sowohl der Architekt wie auch die Bauherren der GSR sind mit dem realisierten Projekt in Aesch Nord sehr zufrieden. «Der Neubau ist akustisch ein Vorzeigeobjekt in der Schweiz», schwärmt Stiftungsratspräsident Sven Cattelan. Er spricht auch deshalb von einem «Meilenstein für die GSR». Davon profitieren rund 250 Kinder im audiopädagogischen Dienst, 125 in der Sprachheilschule, acht Kinder in einer Eins-zu-Eins-Betreuung im Autismuszentrum und gesamthaft 120 Mitarbeitende. Das Ziel der GSR sei es, erklärte Geschäftsführer André Perret, «die Potenziale der Kinder trotz ihrer Schwächen so zu entwickeln, dass sie einen Platz in der Gesellschaft finden und selbstständig durchs Leben gehen können». Die Kinder werden der GSR von den Kantonen zugewiesen. Wegen der verstärkten Integration betroffener Kinder in Regelklassen sank in den vergangenen Jahren die Schülerzahl. Für André Perret keine gute Entwicklung. «Wir finden die Integration gut. Aber die Reintegration von der GSR in die Volksschule ist manchmal besser.» Funktioniert die Integration in einer Regelklasse nicht, kommt das Kind mit verlorenen Jahren zur GSR.
Integriertes Gewerbe
Der Neubau befindet sich in Aesch Nord in der verkehrstechnisch bestens erschlossenen Gewerbezone, was bei einer ungewissen Zukunft funktionale Flexibilität ermöglicht. Auch baulich kann er jederzeit verändert werden. Auf Wunsch der Gemeinde Aesch befindet sich schon heute in einem Trakt des Neubaus auf 2500 Quadratmetern privates Gewerbe. Einzelne Räumlichkeiten konnten bereits besetzt werden. Die Vermietung der verbleibenden Flächen im 2. und 3. Obergeschoss wickelt nicht die GSR, sondern die Firma Eckhirsch Immobilien AG aus Münchenstein ab.