Balsam für Ohren und Seele
Auf der Brosy-Orgel in Erschwil konzertierte der renommierte Organist Alberto Gaspardo aus Basel. Es war eine spannende Zeitreise von der italienischen Renaissance bis zur Romantik von Verdis «Rigoletto».

Dank der Vermittlung von Maria Morozova-Meléndez, der Präsidentin des Vereins «Freundinnen und Freunde Brosy-Orgel Erschwil», finden in der Kirche St. Peter und Paul immer wieder hochkarätige Orgelkonzerte statt. Alberto Gaspardo erklärte die Zeitreise als eine Hommage an Giuseppe Verdi, der 1871 von Arrigo Boito, dem Direktor des Konservatoriums Mailand, gefragt wurde, welche Meister man studieren solle. Verdi zählte Komponisten von Andrea Gabrieli bis Domenico Cimarosa auf und sagte: «Das ist die italienische Schule!» Das Programm startete mit Gabrielis «Intonazione del quarto tono» von 1593, einem virtuosen Stück, das den Sängern den Ton angab. Tomás Luis de Victoria, Giovanni Pierluigi da Palestrina und Luca Marenzio bildeten den Höhepunkt der sakralen und säkularen Polyphonie der Renaissance. «O Magnum Mysterium» von de Victoria ist ein Responsorium aus der Vigil an Weihnachten. Der tiefgläubige Komponist vertonte die Verse als Motette, und Gaspardo interpretierte die gediegene Orgelfassung. Von Luca Marenzio erklang das zarte Madrigal IV («O bella man») mit Flauto-Registratur, dessen Text von Petrarca stammt und von tragischem Liebesleid erzählt; Marenzio zählt zu den Vollendern des Madrigals. Von Palestrina folgte das «Ricercare del primo tuono» von 1596, ein inniges und frei gestaltetes Stück. Mit der fünfsätzigen «Toccata per Organo» von Alessandro Scarlatti tauchte man in die Barockzeit ein. Die Toccata des neapolitanischen Musikers beginnt furios mit einem Allegro und besticht durch einen spannungsvollen Aufbau. Gaspardo wählte abwechslungsreiche Registrierungen, spielte insistent und in den Läufen virtuos. Obwohl die französische Brosy-Orgel für frühe italienische Musik nicht ideal ist, vermochte der Organist aus Scarlattis Toccata doch das Maximum an musikalischem Genuss herauszuholen.
Im Vollwerk begann Benedetto Marcellos triumphaler Psalm 18 («Die Himmel erzählen die Ehre Gottes») von 1724. Die «Sonata per organo in F major» gestaltete Gaspari mit eleganten Phrasierungen. Dieses heitere Stück gilt als eines der wenigen authentischen Stücke für Tasteninstrumente von Pergolesi. Als Nächstes erklang die Sinfonia aus der Oper «La buona figliuola» («Die gute Tochter») von Niccolò Piccinni, welcher der Klassik zugeordnet wird; das Stück entstand 1760, als der vierjährige Mozart mit dem Klavierspiel begann. Nach der Sonata IV in B-Dur spielte Gaspardo die Sonata in g-Moll von Domenico Cimarosa, ein Adagio ma non troppo. Cimarosa war ein Zeitgenosse Mozarts. Als rhythmischer opernhafter Höhepunkt erklang zum Schluss Verdis «La donna è mobile» aus der Oper «Rigoletto». Nach langem Applaus spielte Gaspardo nochmals Marcellos Psalm 18.