«Wir sind Wakkerpreis!»: Birsstadt feiert sich selber

Am Fest in Arlesheim haben zehn Gemeinden die höchste baukulturelle Auszeichnung der Schweiz erhalten.

Zehn Gemeinden mit einer gemeinsamen Vision: Nun ist die Birsstadt gar mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet worden. Gemeindepräsident Alex Hein zeigt ein Foto mit dem Wappenfelsen von Grellingen. Fotos: Juri Junkov

Zehn Gemeinden mit einer gemeinsamen Vision: Nun ist die Birsstadt gar mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet worden. Gemeindepräsident Alex Hein zeigt ein Foto mit dem Wappenfelsen von Grellingen. Fotos: Juri Junkov

Gelgia Herzog: Die Geschäftsführerin des Vereins Birsstadt wurde zur ersten Ehrenbürgerin der Birsstadt ernannt.

Gelgia Herzog: Die Geschäftsführerin des Vereins Birsstadt wurde zur ersten Ehrenbürgerin der Birsstadt ernannt.

Delegationen aus den zehn Birsstadt-Gemeinden Aesch, Arlesheim, Birsfelden, Duggingen, Dornach, Grellingen, Muttenz, Münchenstein, Pfeffingen und Reinach fanden in Sternmärschen auf dem Arlesheimer Domplatz zusammen, wo am Samstag der offizielle Festakt zur Verleihung des diesjährigen Wakkerpreises stattfand. Eröffnet wurde die rund einstündige offizielle Übergabe mit der Rede von Nationalratspräsident Eric Nussbaumer: «Zehn Gemeinden haben ihre Ideen zusammengebracht, eine gemeinsame Vision entwickelt und setzen diese nun um. Zusammenarbeit ist die Grundlage unserer Demokratie», sagte der höchste Schweizer in seiner Ansprache.

Der Baselbieter und der Solothurner Heimatschutz hätten in den vergangenen Jahren ihr Augenmerk vermehrt auf die Birsstadt gelegt, hielt Ruedi Riesen, Präsident des Baselbieter Heimatschutzes, fest. So erhielten bereits 2015 der Sundgauerhof und 2016 die Siedlung im Lee in Arlesheim, 2019 das Mischelicenter in Reinach oder 2022 die Metalli-Häuser in Aesch baukulturelle Auszeichnungen. Schliesslich sei auch der Schweizer Heimatschutz auf die Birsstadt aufmerksam geworden: «Wir sind Wakkerpreis!», rief Riesen erfreut in die Menge.

Vorbildliche Reaktion auf den Wachstumsdruck

Drei Punkte haben den Schweizer Heimatschutz in der Birsstadt besonders überzeugt: der Schutz und die Aufwertung des Landschaftsraums an der Birs, die sorgfältige Weiterentwicklung der ortsbildprägenden Industrieareale und die Sicherung des reichen baukulturellen Erbes. Brigitte Moser, Präsidentin der Kommission Wakkerpreis, hob die prägenden Industrie- und Gewerbegebiete aus dem frühen 19. Jahrhundert hervor, so etwa die Seidenfabrik Schappe oder die Metallwerke in Dornach.

«An diese Zeugen reihen sich weitere baukulturelle Perlen, die die Geschichte der Gemeinden am Fluss reflektieren: so zum Beispiel der Dom, das Kloster Dornach oder das Goetheanum.» Ende des 20. Jahrhunderts sei die Birsstadt zum klassischen Agglomerationsraum geworden. Heute zählt sie 94000 Einwohnende. «Der Wachstumsdruck forderte den Birsraum heraus.» Darauf hätten die Birsstadt-Gemeinden vorbildlich geantwortet, sagte Moser.

«Wären schon zufrieden mit Viertelstundentakt»

Freude war auch von den Kantonsregierungen zu spüren: «Sie können sich gar nicht vorstellen, mit wie viel Genugtuung und Freude uns diese Auszeichnung erfüllt», sagte der Baselbieter Regierungsrat Isaac Reber. Er liess es sich denn auch nicht nehmen, noch eine verkehrspolitische Spitze zu platzieren: «Die Birs­stadt-Gemeinden haben zusammen mehr Einwohnende als die Stadt Luzern. Luzern aber beansprucht einen Tiefbahnhof – wir im Birstal wären schon zufrieden mit einem Viertelstundentakt und einem Schnellzughalt in Dornach-Arlesheim.»

Der Verein Birsstadt schafft einen Rahmen für die Zusammenarbeit bei räumlichen Projekten. Der Verein bündelt gemeinde- und kantonsübergreifend Aktivitäten von Politik und Verwaltung. «Niemand hat mit dem Wakkerpreis gerechnet», sagte Birsstadt-Präsident Melchior Buchs. «Die Auszeichnung ist für uns eine grosse Ehre.» Zum Schluss des Festaktes erhielt die Birsstadt denn auch ihre erste Ehrenbürgerin: Die Geschäftsführerin des Vereins, Gelgia Herzog, darf den Titel neu tragen.

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