Unterwegs mit Lamborghini und angehängtem Wohnwagen
Für ihren Debütroman war man voll des Lobes. Nun ist Regula Wengers zweiter Roman erschienen. Die Geschichte handelt von einer skurrilen Reise auf der Landstrasse und ins Innere – ein Roman mit viel Dialog, Humor und Tempo.
Hervorragende Rezensionen, Lesungen an den Solothurner Literaturtagen und ein Drehbuch zur Verfilmung — mit «Leo war mein erster» heimste Regula Wenger viel Erfolg ein. Bereits ist die fünfte Auflage des Débuts erschienen. Der Roman handelt von einer Frau, die Wohnungen von Verstorbenen räumt und putzt. «Ein Freund meinte, ich soll nun etwas über Action, Autos und Frauen schreiben. Ihn und seine Stichworte habe ich dann gleich als Inspiration für mein zweites Buch gewählt», erzählt die in Grellingen aufgewachsene Autorin. So begann sie an ihrem Arbeitsort im Pressebüro Kohlenberg, wo sie als freischaffende Journalistin arbeitet, und in ihrem Zuhause in Basel, den zweiten Roman zu schreiben. «Beim Schreiben lasse ich die Ideen fliessen und fange erst später an, den Text genauer zu strukturieren. Das ist dann der Moment, wo das Schreiben sich vom Spass in Arbeit wandelt», erklärt die Mutter eines 12-jährigen Sohnes ihren Schreibprozess. Entstanden ist «Lamborghini Görlz». Buchvernissage war am 28. Oktober in Basel.
Von Freiheit, Träumen und Hindernissen
Protagonist in «Lamborghini Görlz» ist Lenz, verheiratet, Vater von zwei Kindern und Boulevardjournalist. Familie und Freunde haben zusammengelegt und schenken ihm zum Geburtstag einen Roadtrip mit einem Lamborghini und zwei attraktiven Frauen. Sieben Tage dauert die Reise. Lenz darf aber nicht selbst fahren, sondern verbringt die meiste Zeit der Fahrt im angehängten Wohnwagen. Nicht nur dieses Bild — Lamborghini mit Wohnwagen — ist schräg, schräg sind auch die beiden Begleiterinnen und die Ereignisse, die Lenz in dieser Woche erlebt. Mit viel Dialog, Tempo, Witz und immer wieder überraschenden Wendungen erzählt Regula Wenger von Lenz’ Begegnungen mit seiner Vergangenheit und von seinen Träumen. «Das Auto steht für Freiheit, Schnelligkeit und Ungebundenheit. Der angehängte Wohnwagen hingegen symbolisiert, wie Familie, Beruf und die Verpflichtung, Geld zu verdienen, Träume und Ungebundenheit ausbremsen können», erklärt Regula Wenger. So sind in dieser skurrilen Geschichte einige Lebensweisheiten und Gedanken zu Lebensfragen, Freundschaften und zur Familie zu finden. «Viele Anspielungen und Bilder sind offensichtlich und für alle zugänglich, andere Anspielungen können nur Insider erkennen und weitere Bilder betreffen nur mich persönlich, zum Beispiel das Fahrrad, das den Lamborghini ausbremst», verrät die Autorin. Sie fügt an, dass sie kein Autofreak sei, aber zu Recherchezwecken und auf Drängen ihrer Familie ein paar Runden in einem Lamborghini gefahren sei. Das habe Spass gemacht.
Die 200 Seiten des Romans sind schnell gelesen. Das Tempo, die kurzen Sätze und knackigen Dialoge ziehen einen in die Geschichte hinein. Und auch wenn Regula Wenger meint, sie beschreibe nicht gerne langatmig Landschaften und müsse sich richtig bemühen, neben den Dialogen auch eine Erzählstruktur einzubauen, gelingt es ihr hervorragend, die Geschichte bildlich darzustellen. Sich vorzustellen, wie der rote Lamborghini mit den zwei Damen Red und Black und dem alten Wohnwagen, in dem Lenz eingequetscht ist, über die Landstrassen fährt, fällt beim Lesen des Buches nicht schwer. «Falls der Roman so erfolgreich ist wie mein Erstlingswerk, kann ich mir gut vorstellen, eine Fortsetzung zu schreiben. Die Figuren sind erschaffen und ich habe Lust, die Fäden weiterzuspinnen», verrät Regula Wenger.
Lamborghini Görlz, Regula Wenger, ISBN: 978-3-85990-464-4, Edition 8, Zürich. Auch als E-Book erhältlich.