«Unheilbar glücklich»

Multiple Sklerose ist eine neurologische Erkrankung und betrifft das Nervensystem. Die 24-jährige Nina Henz aus Röschenz hat 2019 die Diagnose MS erhalten. Dem Wochenblatt hat sie erzählt, wie sie gelernt hat, mit der Krankheit zu leben.

Nicht nur auf Verständnis gestossen: Nina Henz erhält Unterstützung des Arbeitgebers und von der Familie, einige Freunde sind aber mit der Diagnose nicht klargekommen. Foto: Carlo Lang

Wochenblatt: Wann haben Sie gemerkt, dass etwas mit Ihrer Gesundheit nicht stimmt?

Nina Henz: 2018 hatte ich einen ersten sogenannten Schub. Ich wusste damals noch nicht, was da gerade mit mir passiert. Und weil ich mit meinen Augen plötzlich ein Problem hatte, ging ich zum Augenarzt. Dieser stellte eine Sehnerventzündung fest und schickte mich ins Unispital Basel. Dort wurden verschiedene Untersuchungen durchgeführt. 2019 erhielt ich die Diagnose.

Wie haben Sie darauf reagiert?

Ich wusste anfangs nicht, was das ist, was das mit mir macht und was da alles auf mich zukommen kann. Ich begann, mich intensiv mit dieser Krankheit auseinanderzusetzen und informierte mich vor allem im Internet. Es war ein Schock, den ich erst verdauen musste. Ich durchlief manch ein Tief und musste mich immer wieder selber motivieren, mit der neuen Situation klarzukommen. Manchmal nenne ich meine Krankheit «Mist-Stück».

Wie wird MS heute festgestellt?

Weil es eine Krankheit mit 1000 Gesichtern ist und somit bei jedem Betroffenen anders aussieht, kann man die Diagnose nicht aufgrund eines einzigen Merkmals stellen. Es braucht mehrere Untersuchungen. Merkmale gibt es einige, die auftreten können: Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen, Stimmungsschwankungen, Lähmungen an Beinen, Armen oder Händen usw. Der Diagnose geht ein Prozess voraus.

Wie hat Ihr Umfeld auf die Diagnose reagiert?

Ich hatte Freunde, die damit nicht klar- kamen. Meine Eltern unterstützen mich, und auch mein Partner hat volles Verständnis für die Situation, obwohl sie nicht immer einfach ist. Er ist mir eine grosse Stütze. Unsere Wohnung ist im zweiten Stock und es gibt keinen Lift. Wenn ich dort nicht mehr klarkommen würde, ­dürfte ich von vielen Seiten her auf Hilfe zählen. Und auch mein Arbeitgeber, die Wollmatt, lässt mich jederzeit zur Ärztin gehen, wenn es nötig ist.

Haben Sie ein Hobby und wenn ja, welches?

Vor eineinhalb Jahren habe ich mit Poledance begonnen. Das gibt meinem Leben einen Ausgleich zur Arbeit und tut mir gut. Leider gibt es aufgrund meiner Krankheit Zeiten, in denen ich meinem Hobby nicht nachgehen kann und ich pausieren muss.

Wie sieht es mit eigenen Kindern aus? Auf was müssten Sie da achten?

Im Moment sind Kinder noch kein Thema. Und wegen meines Medikaments, das ich täglich einnehme, wäre ein Kind zum jetzigen Zeitpunkt sehr ungünstig. Falls mein Partner und ich uns jedoch einmal für Kinder entscheiden, dann müsste ich dies mit einer Neurologin oder einem Neurologen anschauen und mein Medikament absetzen oder ersetzen.

Sie haben vor gut drei Jahren eine Selbsthilfegruppe gegründet …

Ja, zusammen mit einer Kollegin. Wir gaben unserer MS-Regionalgruppe den Namen «Unheilbar glücklich» und zählen mittlerweile 20 Personen. Heute sind wir zu dritt am Organisieren von Anlässen. Im Internet ist unser Jahresprogramm aufgelistet. Wir treffen uns etwa alle zwei Monate. Einzelne treffen sich auch zwischendurch oder wir telefonieren miteinander. Es ist für uns alle ein Bedürfnis, uns mit Informationen und Gemütsstimmungen auszutauschen.

www.multiplesklerose.ch

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