Prinzessinnen auf der Flucht

Mit Audioguides will der Schlossverein das Wasserschloss Zwingen erlebbar machen. Weitere Ideen, um dessen historische Bedeutung aufzuzeigen, sind in Planung.

Der Vorstand des Schlossvereins Zwingen: (hinten v.l.) Daniel Soncini, Gabriela Anliker, Patrick Bonneau, Daniel Mosimann; (vorne v.l.) Peter Hueber, Doris Marx, Myriam Born-Meury und Fabio Formenton. Foto: zvg

Zwei Prinzessinnen auf der Flucht über den Plattenpass, Flösser, die auf ihrem Weg flussabwärts die Schlossbrücke rammen und ein Schlosshof, der zum Bersten gefüllt ist mit bewaffneten Bauern aus allen Dörfern — zahlreiche Geschichten ereigneten sich rund um das Schloss Zwingen. Die obengenannten drei Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, sind nun als kurze Hörgeschichten von rund vier Minuten erlebbar. Am kommenden Sonntag werden mit einer Eröffnungsfeier die drei Audioguides sowie acht Informationstafeln mit Texten, Plänen und historischem Bildmaterial zu den einzelnen Gebäuden und Gärten der Schlossanlage eingeweiht.

Das Schloss rückt durch die Wohnüberbauung ins Zentrum

«Das Wasserschloss Zwingen war fürs Laufental von grosser Bedeutung, erhält aber heute nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient hätte», findet Myriam Born-Meury, seit zwei Jahren Vizepräsidentin des Schlossvereins Zwingen. Durch die grosse Wohnüberbauung auf dem ehemaligen Papieri-Areal rückt das Schloss verstärkt in den Mittelpunkt von Zwingen. Das Schloss wird zum Bindeglied zwischen neuem Quartier und historischem Ortskern. «Höchste Zeit, die Schlossanlage für die Menschen der Region und darüber hinaus als historisch wertvollen Ort bekannter zu machen», findet Fabio Formenton, Präsident des Vereins.

Der Schlossverein hat in Zusammenarbeit mit der Literaturwissenschaftlerin Barbara Piatti, dem Kantonsarchäologen Reto Marti und dem Illustrator Joe Marti ein umfassendes Informationsangebot für Besucherinnen und Besucher, aber auch für Schulen erstellt. Eingelesen wurden die drei Hörspiele von der Profi-Schauspielerin Anna-Katharina Müller und dem Profi-Schauspieler Urs Jucker, ergänzt durch Zwingner Dialektstimmen von Marina Constantini, Jörg Jermann, Toni Scherrer und Renato Hess.

«Die Idee war schon lange geplant, aber es fehlte das Geld und die Kapazität», erzählt Daniel Mosimann, Finanzverantwortlicher für das Projekt. Dank Sponsoren konnte der Betrag von über 75000 Franken zur Umsetzung aufgebracht werden.

Ergänzungen zum Gehörten zu Hause online nachlesen

Mit dem Smartphone können Interessierte einen QR-Code auf der Tafel scannen, um sich die spannende Geschichte anzuhören und in vergangene Zeiten einzutauchen. Illustriert werden die Szenen der Audioguides-Tafeln mit Bildern der erzählten Geschehnisse. Im Anschluss kann man sich über die von der Archäologie Baselland konzipierte Website, ebenfalls digital, mit Bildern und kurzen Texten über die Hintergründe zum Gehörten schlaumachen. Dadurch lässt sich das Ganze auch zu Hause oder in der Schule nutzen. «Es war uns ein grosses Anliegen, die Geschichte des bedeutenden Wasserschlosses Zwingen wieder aufleben zu lassen. Denn was ist spannender als die sagenumwobenen und abenteuerlichen Geschichten rund um ein Schloss, welches direkt vor unserer Haustüre liegt?», meint Myriam Born-Meury voller Begeisterung. Der Schlossverein hat noch mehr Ideen, um das Schloss für die Öffentlichkeit attraktiver zu machen und Geld dafür aufzutreiben. Diese Pläne sollen in den nächsten Monaten konkreter werden.

Eröffnungsfeier Audioguides Schloss Zwingen: Sonntag, 9. Juni, von 13 bis 16 Uhr, mit Apéro-Häppchen und Getränken inkl. Auftritt der Brassband Konkordia Zwingen um 14 Uhr.

Schloss Zwingen

Das Schloss Zwingen, erstmals urkundlich erwähnt im Jahre 1312, liegt auf einer Birsinsel und war vollständig von Wasser umflossen. Die Freiherren von Ramstein verwalteten die Anlage bis ins 15. Jahrhundert. Anschliessend wurde das Schloss von einem Vogt verwaltet. Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Anlage als Folge der Revolutionswirren an einen Privatbesitzer verkauft und 1913 von der Papierfabrik Zwingen übernommen. Seit 1993 ist das Schloss im Besitz der Gemeinde Zwingen. Der Schlossverein Zwingen setzt sich seit der Gründung 1974 fürs Schloss Zwingen ein und seit dann ist die Anlage für die Bevölkerung öffentlich.

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