Neu — doch zurück zum Ursprung

Die Gemeinde Zwingen investiert in die Restaurierung historischer Bau-werke. Bei der östlichen Schlossbrücke war es höchste Zeit.

An der Restaurierung beteiligt: (v.l.) Michael Hadorn, Markus Böhmer, Meret Gerber, Stephan Moser und Alain Chevrolet. 
Fotos: Bea Asper

An der Restaurierung beteiligt: (v.l.) Michael Hadorn, Markus Böhmer, Meret Gerber, Stephan Moser und Alain Chevrolet. Fotos: Bea Asper

Höchste Zeit: Die Sanierung der Schlossbrücke war absolut notwendig.

Höchste Zeit: Die Sanierung der Schlossbrücke war absolut notwendig.

«Die früheren, privaten Eigentümer waren bei Reparaturarbeiten vom Ursprung abgekommen, das konnten wir korrigieren. Die Brücke ist jetzt wieder das alte Kunstwerk in neuem Glanz», resümiert Bauingenieur Alain Chevrolet. Er leitet die Restaurierung der östlichen Schlossbrücke von Zwingen und zieht eine positive Bilanz. Man liege gut im Zeitplan und im Budget.

«Teile des historischen Bauwerks, die zubetoniert waren, konnten frei gelegt und mit Naturstein rekonstruiert werden», führt Chevrolet aus. «Das Team des Steinmetz-Verbandes sorgt dafür, dass Zwingen ein Stück Geschichte zurück bekommt.» Die Brücke, die unter dem Ramsteinerturm hindurch zum Schloss führt, war 1766 aus Naturstein erbaut worden. Zuvor führte der Weg mittels Holzkonstruktion übers Gewässer.

Das Schloss Zwingen befand sich in privaten Händen, seit 1913 gehörte es der Holzstoff- und Papierfabrik Zwingen und ging erst 1993 in den Besitz der Einwohnergemeinde über.

Arbeit im Taucheranzug

Es sei höchste Zeit gewesen, die Brückensanierung in Angriff zu nehmen, meint Chevrolet. «Tragende Elemente der Brücke waren vom Fliessgewässer unterspült und abgetragen. Es hatten sich schon Höhlen gebildet.» Im unteren Bereich des Fundamentes habe man mit Hilfe eines erfahrenen Unterwasser-Teams, das im Tauchanzug arbeitet — neuen Beton sowie grosse Natursteine eingefügt. «Gefragt war exakte Handarbeit und Erfahrung im Umgang mit altem Mauerwerk. Natürlich haben wir Materialien aus der Region verwendet. Es sind Natursteine, die aus dem Abbruch alter Häuser stammen», erklärt Steinhauerin Meret Gerber. Chevrolet ergänzt: «Der Kreislauf schliesst sich, vielleicht waren die Steine früher Teil einer der vielen Burgen, die heute als Ruine das Erscheinungsbild prägen.»

Die Arbeiten am Fundament und am Brückenbogen konnten dieser Tage erfolgreich abgeschlossen werden, führt Chevrolet aus. In den nächsten Wochen gehe es nun um die Restaurierung des Brückenbelags. Die bestehende Pflästerung sei entfernt worden, sie sei wohl das Werk aus der Nachkriegszeit, sie passe nicht in die Bauweise von 1766. «Die viereckigen Pflastersteine werden durch runde Kieselwaggen-Steine ersetzt, womit die Brücke dann wieder aussieht wie bei ihrer Entstehung, doch bautechnisch bereit ist für die nächsten Jahrhunderte», sagt Chevrolet.

Die Gemeindeversammlung hatte im Juni 2023 dem Bruttokredit von über einer halben Million Franken für die Sanierung der Brücke zugestimmt. Einen Teil der Kosten übernehmen die Fachstellen der nationalen und der kantonalen Denkmalpflege.

Für die Brückensanierung brauchte es Fachwissen und handwerkliche Feinmotorik. Die dafür ausgebildeten Spezialisten sind rar. Es sei eine spannende Aufgabe, deswegen lege der Steinmetz-Verband Wert darauf, Auszubildende in solche Restaurationsprojekte miteinzubeziehen und den Wissens-Transfer sicherzustellen, erzählt Steinmetz Markus Böhmer. Mit Teilnahmen an Berufsmessen und Image-Kampagnen versuche man dem Trend des schwindenden Interesses am Beruf des Steinmetzes entgegenzuwirken. In der Deutschschweiz zähle man nur noch eine Hand voll Auszubildende, beklagt Lehrmeister Stephan Moser. Er selber kann das gar nicht nachvollziehen: «Dieser Beruf ist absolut faszinierend», schwärmt er.

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