Keine Magie, nur Statistik
Künstliche Intelligenz ist bereits überall gegenwärtig. Dass es Sinn macht, sich als Unternehmen damit zu befassen, zeigte das KMU-Podium zu diesem Thema eindeutig.
Künstliche Intelligenz (KI) begegnet uns vielerorts im Alltag: bei der Gesichtserkennung, um das Natel zu entsperren, im Internet bei Produkteempfehlungen, beim Serienvorschlag auf Netflix, bei der Fotobearbeitung, aber auch im Auto oder bei der Ärztin. Bereits ist das Screening zur Hautkrebserkennung durch KI besser als durch den Arzt. Seit November 2022 existiert ChatGPT für die Öffentlichkeit. Immer öfters setzen auch Unternehmen auf KI. Wie und wo das funktioniert, zeigte das KMU-Podium von letzter Woche im Gymnasium in Laufen. Der Einladung der Promotion Laufental und des Forums Schwarzbubenland folgten knapp 70 Personen.
«KI ist keine Magie, sondern nur Statistik», sagte Patrick Neuenschwander, Standortförderer Laufental. Am Beispiel eines erfundenen Malergeschäfts zeigte er in seinem Inputreferat live auf, wie ChatGPT genutzt werden kann. Auf eine Beschwerde liess er einen Antwortbrief verfassen und einen Eintrag auf Linkedin erstellen. Dieser Einstieg war ziemlich basic und die meisten Anwesenden hatten wohl selbst schon erste Versuche mit dem Programm gemacht. Wer sich noch nicht ans Thema getraut hatte, dem wurde aufgezeigt, wie einfach ChatGPT ist und motiviert, dies auszuprobieren.
KI liefert Vorschriften und Normen
Konkrete Anwendungsmöglichkeiten zeigte Holger Wahl in seinem Referat auf. Der Ingenieur nutzt in seinem Ein-Mann-KMU zum Beispiel KI, um Normen und Vorschriften für seine Projekte herauszufinden, und spart sich dadurch viel Recherchezeit. «Die Angaben, die ich über KI erhalte, stimmen zu 100 Prozent. Meist erhalte ich eher zu viele Infos.» Durch KI liess er auch schon die Belastbarkeit einer Glasscheibe ausrechnen, wobei die Ergebnisse nicht stimmten. Schnell könne sich ein Fehler durch nicht präzis gestellte Fragen einschleichen. «Auf die Formulierung kommt es an. KI ist nur ein Werkzeug. Es vereinfacht Prozesse, beschafft Information, sucht Fehler und formuliert Texte. Aber: «Selbst denken, Crosscheck mit Rechnungsprogramm und Fachbuch sind wichtig», so Wahl.
Kreativität und Empathie bleibt
Rolf Schmid von KI-4-KMU sieht grosse Chancen für die KMU. Durch KI könne durch Optimierung, personalisierte Datenanalyse und Vorhersage Effizienz und Kosteneinsparungen, Innovation und neue Geschäftsmodelle errungen werden. KI könne bei der Entscheidungsfindung helfen. Durch KI würden gewisse Jobs verschwinden oder sich verändern, neue hinzukommen und neue Fähigkeiten erlangt werden. Aber je wichtiger KI wird, umso wichtiger werden Fähigkeiten wie Kreativität und Empathie. «KI ersetzt nicht die Anwältin (oder Bäcker, Gärtnerin, Sachbearbeiter...), sondern die Anwälte, die mit KI arbeiten, werden die Anwälte ersetzen, die nicht mit KI arbeiten», prognostizierte Schmid. Jedoch: «Nicht jedes KMU muss die KI-Welt für sich neu erfinden, aber jedes KMU muss die konkreten Anwendungen für sich finden und implementieren.»
62 Prozent der schweizerischen KMU setzen noch keine KI-Anwendung ein, weiss Schmid. Es fehle vielerorts an Zeit, Wissen und Kapazität. Es herrsche auch noch zu viel Respekt davor. KI-4-KMU, initiiert von der Wirtschaftsförderung Olten, in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), bietet Unternehmen Unterstützung an, um die richtigen Tools und Anwendungen für ihren Betrieb zu finden. «Es gibt eine unglaubliche Anzahl an KI-Programmen. Sich in diesem Dschungel zurechtzufinden, ist schwierig.» Doch zuerst gelte es, herauszufinden, was man optimieren möchte. KI sei ein Reorganisationsprozess-Thema, kein IT-Thema. Sinn mache KI oft dann, wenn es um einen wissensintensiven Prozess gehe. Schmid erzählte von einer Schreinerei, die ein Ampelsystem für Offertenanfragen einführte. KI sortierte die Anfragen nach Wahrscheinlichkeit, ob der Auftrag erteilt würde, und steuerte dadurch den Arbeitsaufwand für die zu erstellenden Offerten. In einem anderen Betrieb wurde eine Absatzprognose erstellt, dadurch das Lager optimiert und Platz gespart. Der interessante zweistündige Anlass zeigte auf, wie unglaublich gross die Anwendungsmöglichkeiten mit KI sind, dass es sinnvoll ist, KI einzusetzen, aber auch, dass keine Zauberei dahinter steckt. Der Faktor Mensch bleibt immer wichtig.