Eine Verwaltung für mehrere Gemeinden

Die Gemeindeversammlung von Burg stimmte der Auslagerung der Verwaltung nach Biel-Benken zu. Auch andere Gemeinden im Laufental suchen nach einem neuen Zukunftsmodell.

Der Gemeinderat von Burg hatte letzten Herbst in einem Pilotversuch die Verwaltung nach Biel-Benken ausgelagert. Er legte nun der Gemeindeversammlung eine Analyse vor und beantragte, am eingeschlagenen Weg festzuhalten. Die Gemeindeschreiberin von Burg hatte ihre Stelle gekündigt, und der Gemeinderat beurteilte eine Neubesetzung der Teilzeitstelle als schwierig und kostenintensiv, da man für die Zukunft Ausfälle und Wechsel nicht ausschliessen könne.

Mit 29 stimmberechtigten Anwesenden nahmen am 16. April über zehn Prozent der Stimmberechtigten am Grundsatzentscheid im alten Schulhaus teil.

Emotional betrachtet bedaure man es, dass eine der zentralen Aufgaben der Gemeinde auswärts erledigt werden soll, nachdem man im Dorf keine Post, keinen Laden, kein Restaurant und auch keine Schule mehr habe (die Schüler besuchen den Unterricht in Metzerlen/Flüh). Doch sei es wohl der Weg der Vernunft. Im digitalen Zeitalter würden viele Anfragen per E-Mail oder telefonisch erledigt, dafür brauche es nicht eine Anlaufstelle vor Ort, deren Öffnungszeiten auf wenige Stunden einmal pro Woche beschränkt seien, hiess es in der Argumentation. «Die Erreichbarkeit der Verwaltung in Biel-Benken ist bedeutend besser, als sie zuvor in Burg war», hält Gemeindepräsident Hansjörg Tobler fest. Insgesamt profitiere man von neuen Möglichkeiten. «Burg hatte bisher keine spezifischen Verwaltungsabteilungen. Operative Tätigkeiten müssen von den Gemeinderäten erledigt werden.» Mit der neuen Lösung verbessere man die Chancen, auch in Zukunft Gemeinderatskandidaten zu finden. «Damit sichern wir die politische Unabhängigkeit. Eine Fusion steht nämlich ausser Debatte», betont Tobler. Wie er ausführt, ist die neue Lösung im Moment kostenneutral, später kostensenkend. «Burg gibt für den Einkauf der Dienstleistungen nicht mehr Geld aus, als die Gemeinde bei den Personalkosten verbuchte. In der Anfangsphase ist der Aufwand am grössten, es brauchte eine Systemanpassung. Danach steigt die Effizienz und es können Kosten eingespart werden», erläutert Tobler. Der Gemeinderat rechnet mittel- bis langfristig mit einer spürbaren Entlastung, da man Beraterhonorare einsparen könne. Auch seien die Verwaltungsbereiche neu unter einem Dach. Burg hatte die Finanzverwaltung bisher einem privaten Anbieter anvertraut.

Die Zusammenarbeit sei zukunfts­weisend. «Die Zeiten der ‹Einpersonenverwaltung› sind definitiv vorbei. Die Aufgaben einer Gemeindeverwaltung werden immer komplexer, es braucht ein breites Spektrum an Kompetenzen. Die Gemeinde Biel-Benken ist personell vielfältig aufgestellt und verfügt auch über juristisches Fachwissen», so Tobler.

Die Gemeindeversammlung von Burg stimmte der Auslagerung der Gemeindeverwaltung mit 26 Ja-Stimmen bei drei Enthaltungen zu. «Der Gemeinderat wird nun mit den Behörden von Biel-Benken die Leistungsvereinbarung unter Dach und Fach bringen», erklärt Tobler. Bis zum 1. Juli gebe es noch die Möglichkeit, am Donnerstagmorgen in Burg an den Schalter zu kommen. Danach muss man sich in Biel-Benken an den Schalter ­wenden oder «kann unter bestimmten Umständen mit der Verwaltung einen Termin in Burg vereinbaren», führt ­Tobler aus.

Verschiedene Modelle

Auch andere Gemeinden des Laufentals prüfen die Zusammenarbeit auf Verwaltungsebene. Sie haben vor kurzem eine Arbeitsgruppe gegründet, die eine Bedarfsabklärung durchführt und Projekte aufgleist, erklärt der Gemeindepräsident von Röschenz, Holger Wahl. Eine Möglichkeit sei, dass sich Gemeinden einen Bereich teilen (zum Beispiel eine Finanzverwaltung), die Stellen damit aufwerten (höhere Pensen) und die Stellvertretung regeln. Weiter gebe es das Modell, dass eine Gemeinde ihren Pool öffnet und die Kapazitäten je nach Bedarf ausbaut, wie es beim in Duggingen angesiedelten Kompetenzzentrum Bauverwaltung ­bereits Realität ist. Dass ein Gemeindeverwalter bei einer anderen Gemeinde kurzfristig in die Bresche springen könnte, sei jetzt kaum möglich. Die Gemeinde Grellingen muss den momentanen Ausfall des Gemeindeverwalters durch einen privaten Anbieter kompensieren, erklärt Gemeindepräsident Alex Hein. Externe Lösungen seien kostenintensiv, gibt er zu verstehen. Die personellen Probleme, mit denen die Gemeinden zu kämpfen haben, verdeutlichen den Handlungsbedarf. Die Gemeinden buhlen um Personal. Die Gemeinde Blauen suchte Ersatz, weil ihre langjährige Gemeindeverwalterin nach Brislach wechselt, und stellt nun den früheren Gemeindeverwalter von Nenzlingen an.

Lokalpatriotismus überwinden

Die Optionen einer Zusammenarbeit sind vielfältig. Man könne Ressourcen bündeln, Maschinen teilen oder Anschaffungen vereinheitlichen und damit Kosten einsparen. «Doch gilt es, auch den Lokalpatriotismus zu überwinden. Im Moment konzentriert sich die Arbeitsgruppe bei der Suche nach Verbundlösungen auf Bereiche, die politisch nicht heikel sind und bei denen personelle Veränderungen anstehen, zum Beispiel durch Pensionierungen», erklärt Wahl. Die Zusammenarbeit soll bedarfsorientiert sein und sie soll langsam wachsen, gibt der Gemeindepräsident von Blauen, Michael Fuchs, zu bedenken. Die Vision einer «Gemeinde Laufental» sei an der Tagung des Vereins Region Laufental thematisiert worden. «Für einen solchen Schritt sprechen wir aber von Jahrzehnten», so Fuchs. Zuvor bräuchte es eine funktionierende Zusammenarbeit auf Verwaltungsebene. Die kleinen Schritte möchte man nun vorsichtig in Angriff nehmen. Er persönlich sehe in einer Zusammenarbeit grosse Chancen, meint Fuchs.

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