Alltag im Erstaufnahmeheim

Der Kanton verlängert die Betriebsfrist des Erstauf­nahmeheims in Laufen von Ende 2024 auf Ende 2026. Für die Betreuung der Flüchtlinge ist die Firma Convalere zuständig. Geschäftsleiterin Franziska Knol erzählt im Interview, wie sich das Heim in den letzten zwei Jahren entwickelt hat.

Empfang: Der Eingang fürs Erstaufnahmeheim befindet sich nun bei der Hauptpforte des ehemaligen Spitals. Foto: zvg

Wochenblatt: Das Durchgangszentrum wurde im März 2022 eröffnet, damals für Flüchtlinge aus der Ukraine. Was hat sich seither verändert?

Franziska Knol: Das Erstaufnahmezen­trum war gedacht, um den Ansturm Geflüchteter aus der Ukraine zu bewältigen. Im Gegensatz zu den Asylsuchenden aus anderen Ländern, vorwiegend jungen Männern, kamen aus der Ukraine hauptsächlich Frauen mit Kindern, alte Menschen und auch stark erkranke Personen in die Schweiz. So zum Beispiel Menschen, die an einer Krebserkrankung leiden und für die eine Behandlung in der Ukraine nicht mehr gewährleistet ist. Für geflüchtete Personen mit Haustieren, eine für uns ganz neue Situation, haben wir das ehemalige Schwesternhaus eingerichtet.

Inzwischen sind verschiedene Nationen dazugekommen.

Nach zwei bis drei Monaten nahm die Zahl Asylsuchender aus der Ukraine ab. Viele fanden direkt in Familien oder bei Bekannten eine Unterkunft. So war Platz für Menschen anderer Nationen vorhanden. Der Bund bzw. der Kanton wies uns viele kurdische Familien aus der Türkei zu. Seit 2023 haben wir zusätzlich eine Etage im ehemaligen Spitalgebäude für alleinreisende Männer eingerichtet.

Die Aufenthaltsdauer von Anfang ein paar Tagen beträgt nun zwei bis sechs Monate. Weshalb?

Es fehlt an Wohnraum. Für die Gemeinden wird es immer schwieriger, geeigneten Wohnraum zu finden. Dank des Erstaufnahmezentrums bleibt den Gemeinden mehr Zeit, dieses Problem zu lösen.

Was bedeutet der längere Aufenthalt für das Erstaufnahmezentrum?

Am Anfang hatten wir einen regen Wechsel, 50 bis 60 Bewegungen pro Woche, was anspruchsvoll war. Das hat abgenommen. Nun ist es wichtig, dass die Menschen beschäftigt sind, einen geregelten Tagesablauf haben und nicht in eine Lethargie verfallen. Wir haben in Laufen 30 Angestellte, die 20 Sprachen abdecken. Ziel ist es, dass wenn die Menschen in die Gemeinden ziehen, sie wissen, wie der Schweizer Alltag funktioniert — wie man sich hier verhält, wo der Abfall entsorgt wird, wie das Schulsystem funktioniert, wie ein Bahnticket gelöst, ein Bankkonto eröffnet wird etc.

Was hat sich verändert, seit das Gesundheitszentrum im März vom Spitalgebäude ins Birs Center gezogen ist?

Zuvor teilten wir das Gebäude mit dem Kantonsspital Baselland. In Zukunft können wir das ganze Gebäude nutzen. In der Spitalküche wird gekocht und das Essen muss nicht mehr von Pratteln angeliefert werden. Das Aufenthaltszelt wurde abgeräumt, gegessen wird in der Cafeteria. Es gibt nur noch einen Eingang. Die Leute betreten das Gebäude bei der Hauptpforte, die 24/7 besetzt ist und wo man sich anmelden und ausweisen muss. Es hat Platz für Schulzimmer, und die Aufnahmekapazität konnte von 230 auf bis zu 400 Plätze ausgebaut werden. Wobei diese Kapazität aktuell nicht genutzt wird. Zu Spitzenzeiten waren bis zu 180 Personen untergebracht.

Wie sehen die Beschäftigungsangebote aus?

Für Kinder und Jugendliche haben wir seit Juni eine interne Schule. Die Schwerpunkte liegen bei Mathematik, Deutsch und Schulgewöhnung. Alltagskompetenzen werden gefördert und tägliche Animation angeboten. Für die Erwachsenen haben wir verschiedene Beschäftigungsprogramme, aus denen ausgewählt werden kann. Es gibt eine Tagesstruktur für Mütter und ihre Kinder. Wichtig ist, dass alle in eine Struktur eingebunden sind.

Von Mai 2020 bis Februar 2022 gab es eine Zusammenarbeit zwischen Convalere und der Stadt Laufen. Damals wurde der Vertrag gekündigt. Wie sieht das heute aus?

Aus Mangel an Klienten wurde diese Zusammenarbeit aufgelöst. Inzwischen wurde sie mit Freude wieder aufgenommen. Am Mittwoch und Donnerstag können sich die Klienten für die Arbeit im Werkhof der Stadt Laufen einschreiben.

An der Infoveranstaltung vom 15. Oktober kam die Frage auf, wie man sich gegenüber den Flüchtlingen verhalten soll. Was empfehlen Sie?

Es ist einfach: Wer anderen Menschen mit Freundlichkeit und Respekt begegnet, egal welcher Nation, bekommt dies zu 99 Prozent zurück. Dank Übersetzungsapps wie Google Translate sind sogar Gespräche möglich.

Das Erstaufnahmezentrum in Laufen ist das einzige im Kanton. Wie sieht das im Vergleich zu anderen Kantonen aus?

Nebst den Bundesasylzentren — im Baselland sind es vier — haben die meisten Kantone mehrere kantonale Aufnahmezen­tren. Der Kanton Basel-Landschaft mit nur einem aktiven ist hier die Ausnahme. Bis letzten Frühling betrieb der Kanton ein weiteres in Pratteln. Er ist laufend auf der Suche nach weiteren geeigneten Standorten bzw. Gebäuden, gerade im Hinblick darauf, dass der Ort in Laufen befristet ist. Das ist aber nicht so einfach.

Kantonale Unterkunft Tel. 076 494 63 50

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