2,7 Kilometer Fernwärmenetz
Die Burgerkorporation Dittingen investiert in die Erneuerung und den Ausbau ihres Fernwärmenetzes und verdoppelt ihren Kundenstamm auf rund 80 Kunden mit 200 Wohneinheiten.
In Grellingen ist die Idee, ein Fernwärmesystem mit Schnitzelheizung zu realisieren, zu einem Politikum geworden. Es entbrannte ein heftiger Streit und dieser verzögert Neubauprojekte. Nur drei Dörfer weiter ist man hingegen Feuer und Flamme für das Heizen mit Schnitzelholz. Die Einwohnergemeinde Dittingen heizt das Schulhaus und die Kirche seit 37 Jahren mit demselben Hackholz-Kessel. Dieser wurde diesen Sommer ausgetauscht und fällt neu in die Zuständigkeit der Burger. Die Burgerkorporation Dittingen bietet seit 2006 für rund 80 Wohnungseinheiten ein Fernwärmesystem an. Nun sprachen sich nicht nur die bisherigen Wärmebezüger dafür aus, ihre Verträge zu erneuern, sondern es kamen viele Neuinteressenten hinzu, von denen rund 30 einen Vertrag abgeschlossen oder die Zusage dazu erteilt haben, ist von Burgerratspräsident Ueli Jermann zu erfahren. «Nach dem Endausbau werden wir knapp 200 Wohnungseinheiten mit der Wärme aus unseren Holzschnitzelheizungen beliefern können», so Jermann. Dahinter verberge sich geleistete Überzeugungsarbeit mit vielen persönlichen Gesprächen und der gelebten Erfahrung, «dass unsere Schnitzelheizung seit 20 Jahren zuverlässig die versprochene Wärme liefert, preislich interessant ist und den Vorteil bringt, dass man als Kunde keinen Umtrieb mit dem Betrieb einer Heizung hat».
Ohne Zeitdruck
Man bot den Einwohnerinnen und Einwohnern im Bereich des Dorfkerns und anliegender Strassen verschiedene Optionen an, zum Beispiel, dass sie eine noch nicht überbaute Parzelle oder eine Liegenschaft an das Netz anschliessen können ohne den Zeitdruck, sofort Wärme beziehen zu müssen. «Damit stellten wir sicher, dass die Hauseigentümer dann wechseln können, wenn der Ersatz ihrer Heizung aktuell wird», führt Jermann aus. Die neu abgeschlossenen Verträge laufen bis 2044.
Nachhaltige Energielösung und Pionierleistung
Natürlich fänden auch in Dittingen zum Thema Energie politische Diskussionen statt. «Wir konnten die Vorteile der Schnitzelheizung belegen. Bei der Filteranlage zum Beispiel setzen wir auf die neuste Technologie, dadurch erwarten wir, im Bereich der Partikel deutlich unter den Grenzwerten zu liegen. In der Gesamtbetrachtung ist unser Fernwärmesystem eine sehr nachhaltige Energielösung. Statistisch können wir aufzeigen, dass wir für das Heizen nicht zusätzlichen Wald abholzen, sondern lediglich einen Teil des bewilligten Hiebsatzes vor Ort verwenden, anstatt das Holz irgendwo anders verwerten zu lassen.» Die Idee, in ein Fernwärmesystem für Kundenliegenschaften zu investieren, sei in Dittingen vor bald 20 Jahren eine Pionierleistung der Burger gewesen. «Die bestehenden Verträge für die Fernwärme laufen im Jahr 2026 aus. In der Frage, ob die Anlage erneuert werden soll, zeigte sich die Burgerkorporation bereit, das Gemeinschaftswerk in die Zukunft zu führen und dafür 2,2 Millionen Franken zu bewilligen», sagt Jermann. Dabei stellte sich natürlich die Frage, ob der Wunsch realisierbar ist. «Mit geballter Kraft von Fachleuten aus dem Dorf ist es uns gelungen, die riesige Herausforderung zu meistern», resümiert Jermann. Um die Projektkosten im Rahmen zu halten, setzte man auf Eigenregie. «Wir haben das Glück, im Bereich Energie und Fernwärme in unseren eigenen Reihen auf ein grosses Fachwissen zurückgreifen zu können. Somit mussten wir das Vorprojekt nicht fremdvergeben, sondern konnten es in einem Ausschuss selber erarbeiten und dadurch Kosten einsparen», führt Jermann aus. «Später übertrugen wir die Leitung des Projektes dem Dittinger Ingenieur Felix Glatz mit seiner Unternehmung EtaAlta GmbH, und bei den Ausführungsarbeiten konnten wir aus guten Planern und Handwerkern aus der Region auswählen.»
Mehrere miteinander verbundene Anlagen
Auf einem Rundgang durch das Dorf erhält das «Wochenblatt» Einblick in die umfangreichen Arbeiten, die kurz vor der Fertigstellung stehen. Das Fernwärmenetz kommt auf eine Länge von 2,7 Kilometer. Die Projektgruppe hatte vorgeschlagen, nicht auf eine einzige Heizzentrale, sondern auf mehrere miteinander verbundene Anlagen zu setzen. «Wir übernehmen die Heizzentrale der Einwohnergemeinde für ihre Liegenschaft und realisierten nun eine grosse Verbundlösung. Damit die Steuerung reibungslos funktioniert, haben wir zusammen mit dem Bau von neuen Leitungen für die Fernwärme auch Leerrohre für ein eigenes Glasfasernetz in den Boden verlegen lassen, was zur Unabhängigkeit von lokalen Internetverbindungen führt», erläutert Glatz. Bei den Berechnungen habe man die Heizung darauf ausgerichtet, dass auch bei einem Kälteeinbruch niemand frieren müsse. Mit drei Heizzentralen sei das Risiko eines Gesamtausfalls sehr gering, und in den Übergangszeiten müssten nicht alle Kessel laufen. Bereits in absehbarer Zeit werde man eine Auslastung von 90 Prozent erreichen. Bisher umfasste die Fernwärme der Burgerkorporation zwei Kessel mit einer Totalleistung von 350 kW sowie einen Notkessel. Neu sind es drei Heizkessel mit einer Gesamtleistung von 800 kW und man wird nach dem Endausbau jährlich eine Menge von 1900 MWh an die Kunden liefern können.
In Dittingen sei es der Burgerkorporation bisher immer gelungen, Brücken zu schlagen zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen und sie für gemeinsame Projekte zu begeistern, also zum Beispiel auch für die Pflege der unter Naturschutz gestellten Dittinger Weide und für den Unterhalt von Anlagen im Wald. «Insgesamt zählen wir mit Helferinnen und Helfern über 30 Personen, die wir für den wertvollen Einsatz auch entschädigen», erklärt Jermann.