Registrieren, beschnuppern, Gassi gehen
Damit Bello nicht allein sein muss, wenn Frauchen oder Herrchen keine Zeit haben, hat ein Reinacher Unternehmen eine Lösung parat: Dog Sharing. Gründerin Claudia Lang erzählt, wie das funktioniert.
Viele Hundefreunde hätten gerne einen Vierbeiner für ausgedehnte Spaziergänge – doch oft fehlt dafür die Zeit oder das Geld. Umgekehrt haben Hundebesitzer und -besitzerinnen nicht immer die nötige Zeit für ihren Liebling oder fahren ab und zu in die Ferien und brauchen dann einen externen Betreuungsplatz. Hier kommt «Dog Sharing» ins Spiel. Claudia Lang hat dazu eine Online-Plattform ins Leben gerufen: fair-dogs.com. Sie bringt Hundehalter und Hundefreundinnen kostenlos zusammen.
Das Konzept ist einfach und dennoch ausgeklügelt: Hundehalter, die eine Betreuungsperson für ihren Liebling suchen, können sich auf der Plattform registrieren und ihren Vierbeiner mit einem Steckbrief vorstellen. Interessierte Hundefreunde können die Profile durchstöbern und anhand eines Persönlichkeitstests des Hundes herausfinden, ob der Vierbeiner zu ihnen passt. Man beschnuppert sich dann ein erstes Mal «live» bei einem gemeinsamen Spaziergang. «Stimmt die Chemie zwischen allen, hat man einen Match. Die Idee ist, dass der Hund eine enge Beziehung zu seiner Betreuungsperson aufbaut. So kann die zweite Bezugsperson auch in einer Notsituation einmal einspringen», erklärt die Gründerin von «fair-dogs». Claudia Lang rät, sich frühzeitig um die Fremdbetreuung des eigenen Hundes zu kümmern. Denn es kann immer zu Situationen kommen, in denen die Zeit für den Liebling knapp wird – etwa bei einem Unfall. «Oftmals kommen Hunde dann in ein Tierheim oder in eine Betreuungseinrichtung, die dem Hund gar nicht entspricht.» Auf der Plattform «fair-dogs» kann für jeden Hund ein eigenes Profil angelegt werden. Tagebucheinträge, Infos zu Medikamenten und Reiseunterlagen können dort gespeichert und mit externen Betreuungspersonen per Klick geteilt werden. So sind die wichtigsten Informationen auch für die Betreuungspersonen immer griffbereit.
Persönlichkeitstest für Hunde
Claudia Lang lebte von 2013 bis 2015 in Brasilien und rettete auf eigene Kosten etwa 50 Strassenhunde. 2015 zog sie mit zwei Hunden zurück in die Schweiz. Ihre Idee für den Hundepersönlichkeitstest entstand während ihrer Schwangerschaft bei einem Hundespaziergang: Die Tierschützerin hat die «Big Five», ein Modell der Persönlichkeitspsychologie für Menschen, so umgeschrieben, dass ein Persönlichkeitstest für Hunde entstanden ist. Dazu hat sie unter anderem Verhaltensstudien der Uni Basel analysiert und sich mit Experten und Hundehaltern ausgetauscht. «Bei vielen psychologischen Tests werden einzelne Eigenschaften eher negativ gewertet, obwohl fast alle Seiten eines Hundes etwas Positives haben», sagt Lang und bringt das Beispiel ihres eigenen Hundes Thor. Dieser sei eher introvertiert, «eine Eigenschaft, die oft negativ konnotiert ist, obwohl das nicht zutrifft. Solche Hunde brauchen einfach etwas mehr Zeit, um sich anzunähern, dann entsteht dafür eine tiefe Verbindung zu ihren Bezugspersonen.»
Ins Leben gerufen hat Lang den Hundepersönlichkeitstest ursprünglich, um Vierbeinern zu helfen, die schwer zu vermitteln sind. Hundebesitzer, die noch nicht so erfahren sind, können so ausserdem mehr über ihre Fellnase erfahren. 17 Fragen müssen dazu beantwortet werden. «Der Fragebogen sollte kurz sein, damit künftig auch Tierheime ihre Hunde vorstellen können. Denn diese haben meist nicht die Zeit, um lange Fragebögen auszufüllen.»
Eine Herzensangelegenheit, die das Sparkonto leert
Für das Projekt «fair-dogs» hat Lang mehrere Zehntausende Franken aus ihrem persönlichen Ersparten investiert. «Viel ist nicht mehr übrig. Aber ich will den Hunden etwas zurückgeben», sagt die Hundefreundin. Die Umsetzung der Online-Plattform war aufwendig, zweieinhalb Jahre hat Lang bisher in das Projekt investiert. Bei der Planung und Umsetzung von «fair-dogs» wurde Claudia Lang vom Business Park unterstützt.
«Dieser Support war extrem hilfreich für meinen Business-Plan. Damit konnte ich meine Mission besser ausformulieren und auf den Punkt bringen.» Das junge Unternehmen ist ausserdem ein Teil der Startup Academy Baselland.
Plattform bekannt machen, Tierheime unterstützen
Rund 1500 Nutzerinnen und Nutzer haben den Hundepersönlichkeitstest bisher gemacht. Das Dog Sharing hingegen sei noch nicht sehr bekannt, sagt Lang. Das soll sich in den kommenden Monaten ändern. Ausserdem will die Plattformgründerin die Zusammenarbeit mit dem Tierschutz ausbauen – bisher ist das Pfotenteam aus dem Dreiländereck ein Partner, der seine Notfälle auf der Plattform ausschreiben kann. Harri, ein ehemaliger Sprengstoffsuchhund, ist so einer. Er hat zwar ein neues Zuhause gefunden, kann jedoch erst im Herbst dort einziehen. Bis dahin sucht die Tierschutzorganisation einen Menschen, der Harri regelmässig Gassi führt oder ihm eine Pflegestelle bietet.
Beim Reinacher Start-up steht schon das nächste Projekt in den Startlöchern: ein Hundehaltertest plus Persönlichkeitsmatching von Mensch und Hund. Damit sollen Vier- und Zweibeiner noch einfacher zueinanderfinden. Nichtsdestotrotz müsse Dog Sharing auch ein Stück weit kritisch betrachtet werden: Der Hundefreund, mit dem ein Hundebesitzer seine Fellnase «teilt», muss sorgfältig ausgesucht werden. «Die Bedürfnisse des Hundes haben dabei Priorität», hält Claudia Lang fest. Am Ende sollte die Chemie zwischen allen Beteiligten stimmen. Mit der neuen Plattform made in Reinach ist die Chance, dass Dreamteams entstehen, sicherlich gestiegen. Das Basisangebot von «fair-dogs» steht gratis zur Verfügung.