Biber-Fieber in der Reinacher Heide
Am Sonntagnachmittag begab sich eine kleine Hobbyexpeditionsgruppe unter der Führung eines Rangers vom Naturschutzdienst Baselland ans Birsufer der Reinacher Heide. Biberspuren wurden gesucht – und gefunden.
«Wie viel wiegt denn so ein ausgewachsener Biber?», lautet die erste Frage einer Teilnehmerin des sogenannten Heidenspaziergangs unter dem Motto «Biberspuren im Winter». «20 bis 30 Kilogramm», antwortet der Ranger Yannick Bucher, was von der elfköpfigen Gruppe mit Erstaunen zur Kenntnis genommen wird. Die kostenlose Führung wird vom Naturschutzdienst Baselland organisiert, bei dem der 34-jährige Bucher als leitender Ranger tätig ist.
Nach dem Eintreffen um 14 Uhr bei der Heidenbrücke und ein paar begrüssenden Worten wartet auch schon bereits die erste Aufgabe auf die Teilnehmenden: «Wo sind hier Biberspuren zu finden?», fragt Bucher in die Runde. Nach ein paar suchenden Blicken werden die Ersten bereits fündig. Es sind natürlich die typischen Nagespuren am Holz, wie es sie im ganzen Gebiet der Reinacher Heide immer wieder anzutreffen gibt.
Doch dies war nicht immer so. Ab den 1810er-Jahren galt der Biber in der Schweiz als vollständig ausgestorben. Zu Tiefzeiten gab es europaweit nur noch rund 2000 Exemplare. Doch in den 1960er-Jahren wurde in der Schweiz versucht, das dämmerungs- und nachtaktive Nagetier wieder anzusiedeln. Ranger Bucher erklärt: «Interessanterweise kamen die Impulse damals nicht aus der Biologie, sondern aus der Lehrer- und Künstlerrichtung.» 2012 fand man dann die Spuren eines Bibermännchens in der Reinacher Heide. Bucher erzählt eine Anekdote: «Vor einigen Jahren wartete ein Biber vor dem geschlossenen Eingang des Basler Zoos, ein Nachtwächter öffnete das Tor in der falschen Annahme, es handle sich um einen Ausreisser.» Dass das der erste Biber im Basler Zolli war, stellte sich schnell heraus, und das Tier wurde rasch gefunden. Nach einigen Abklärungen wurde das Biberweibchen an einem «geheimen Ort» ausgesetzt. Im nächsten Jahr wurden in der Reinacher Heide kleine Biberbabys entdeckt – das war der Anfang der hiesigen Biberfamilie. Aktuell leben die etwa elfjährigen Bibereltern mit wahrscheinlich drei Jungen im Revier zwischen Dornachbrugg und Holzbrücke Münchenstein.
Die Besuchergruppe läuft in Einerkolonne am Birsufer entlang und stoppt bei einem Loch im Boden. «Der Biber macht auch Probleme. Das Untergraben von Wegen macht diese instabil, und gewisse Bäume müssen zum Schutz eingezäunt werden», meint Bucher. Die Gründe, warum der Biber lange gejagt wurde, sind jedoch weitaus vielfältiger. «Biberfelle waren sehr begehrt. Zudem galt er für die katholische Kirche als Fisch, was ihn zu einem beliebten Freitagsmahl werden liess.» Dabei sei der Biber ein Segen für die Biodiversität in seinem Revier – glücklicherweise ist die Population aktuell wieder wachsend.
Faszinierend und mobilisierend
Der Rundgang neigt sich langsam dem Ende zu. Der Biber ist ein spezielles Tier, das findet auch Ranger Bucher: «Es sind total faszinierende Tiere. Sie haben eine ziemlich freie Lebensgestaltung, ähnlich wie wir Menschen, das finde ich sehr spannend.» Die Begeisterung scheint auch auf die Gruppe übergesprungen zu sein. Das Ehepaar Müller kam extra aus Weil am Rhein angereist, doch der Weg habe sich wohl gelohnt: «Das war super, einfach klasse. Eigentlich wollten wir mit unseren Enkelkindern kommen, doch das holen wir das nächste Mal nach», meint Charles Müller.
Damit der nächste Besuch im Naturschutzgebiet der Reinacher Heide auch mit einer Bibersichtung gekrönt werden kann, liefert Ranger Bucher gleich einen Expertentipp mit: «Bei der Bibersafari soll man sich stets rücksichtsvoll verhalten. Kommen Sie an einem Sommerabend ab 20 Uhr an drei verschiedenen Tagen. Dann liegt die Erfolgschance nahe bei 100 Prozent.»
Wer sich nicht bis im Sommer gedulden kann, findet auf der Website des Naturschutzdienstes Baselland weitere Bilder und Wissenswertes über den Biber: