Sommerliches Divertimento
Am Freitagabend gab die Musikgesellschaft Konkordia Reinach in der Kirche St. Nikolaus ihr Feierabendkonzert. Einmal mehr überzeugte das Ensemble mit einer gepflegten Klangkultur.
Reinach kann sich glücklich schätzen, ein so hochstehendes Blasorchester zu besitzen, das sich unter dem Dirigat von Ueli Kipfer nochmals spürbar gesteigert hat. Wenn ein Adjektiv auf dieses Ensemble nicht zutrifft, so ist es «provinziell». Die MG Konkordia kann – in ihrer derzeitigen Verfassung – auch in grösseren Städten, als Reinach eine ist, auftreten.
Überzeugender Solist
Der Abend stand unter dem Thema «Divertimento» – «Vergnügen» auf Italienisch und eine musikalische Gattung des 18. Jahrhunderts, die im letzten Jahrhundert wieder neu entdeckt wurde. Thomas Wenger führte eloquent durch das Programm, das mit der bombastischen «A Triumphant Fanfare» von Franco Cesarini begann. Das 1950 entstandene «Divertimento for Band» (op. 42) von Vincent Persichetti ist ein Schmelztiegel verschiedener Stile, welche die amerikanische Musik beeinflusst haben. Der hochbegabte Persichetti komponierte meist traditionell, experimentierte aber auch im polytonalen und atonalen Bereich. Im «Prologue» fühlte man sich an Gershwin erinnert, im «Dance» ist die Tonalität gebrochen, der Rhythmus jazzig. Auch der finale schnelle Marsch mit synkopischen Rhythmen erwies sich als mitreissend.
Das «Concertino for Trombone» (op. 4) von Ferdinand David entführte das Publikum in eine andere Epoche. Das romantische Stück, ursprünglich für Symphonieorchester, stellt an den Soloposaunisten höchste Ansprüche. Timo Mayr, der zur MG Konkordia gehört und sich als vielseitiger Musiker einen Namen gemacht hat, meisterte den Solopart dieses als Bravourstück geltende Werk mit Virtuosität und musikalischer Einfühlung. Die Beifallsrufe liessen keinen Zweifel daran, dass man in Reinach auf den Posaunisten stolz ist.
Anspruchsvolles Programm
Als nächstes Stück erklang «Song for Sakiko», ein stimmungsvolles Werk des Komponisten Bert Appermont, der vor allem Programmmusik geschrieben hat, die sich an der Weltliteratur orientiert. In «Song for Sakiko» sorgte Ueli Kipfer dafür, dass die Wechsel von solistisch-sanghaften und Tutti-Teilen ausgewogen waren. Der wellenförmige dynamische Aufbau erinnert an die Brandung des Meeres. Der Höhepunkt des Konzerts bildete das «Divertimento» aus der Feder des US-amerikanischen Komponisten Leonard Bernstein, ursprünglich auch «for Symphonic Band». Das Stück entstand 1980 anlässlich der 100-Jahr-Feier des Boston Symphony Orchestra und steckt voller Anspielungen. Leonard Bernstein entpuppt sich in diesem achtteiligen Werk als Lausbub, der einerseits eine Hommage abliefert, andererseits mit ironischen Brechungen und einem stets zunehmenden schwarzen Humor arbeitet. So hinkt der Walzer im 7/8-Takt und der Schlussmarsch ist eine Karikatur des amerikanischen Patriotismus.
Die MG Konkordia lieferte mit dem anspruchsvollen Programm und seiner gepflegten Durchführung einmal mehr eine Probe ihrer Reife ab.