Gemeindegrenzen werden bei Künstler zu Puzzleteilchen

Am Freitag wurde die Ausstellung «Suspended Moments» im Gemeindehaus eröffnet. Während eines Monats sind Werke von Dadi Wirz und Krassimira Drenska ausgestellt.

Umrissreliefs und Aquarelle: (V. l.) Kuratorin Carmen Küpfer mit den beiden ­Kunstschaffenden Dadi Wirz und Krassimira Drenska. Foto: Christina Buser
Umrissreliefs und Aquarelle: (V. l.) Kuratorin Carmen Küpfer mit den beiden ­Kunstschaffenden Dadi Wirz und Krassimira Drenska. Foto: Christina Buser

Es seien die flüchtigen Momente im Leben, die nur von der Kunst festgehalten werden können, sagte die Gemeinderätin Christine Dollinger am Freitag an der Vernissage der Ausstellung «Suspended Moments». Und genau das werde in den Werken von Dadi Wirz und Krassimira Drenska sichtbar dargestellt. Während Drenska sich mit Zeichnungen und Aquarellen auseinandersetzt, sind von Wirz unter anderem Kunstwerke aus Metall zu sehen.

Im Anschluss an Dollingers Begrüssung ging Dominique Mollet, Präsident des Kulturrats Baselland, auf die Biografie von Dadi Wirz ein, denn der 91-Jährige blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Die Arbeiten des Objekt- und Konzeptkünstlers zeigen häufig Einflüsse fremder Kulturen, auch Inspirationen aus Totenzeremonien und dem Glauben von Naturvölkern finden einen Platz. Da sein Vater Ethnologe war, bereiste und lebte die Familie in unterschiedlichen Ländern in Asien, Afrika und Amerika.

In seinen neueren Werken geht es um geografische Bezüge mit einem starken Bezug zur Region: Im Leimgruberhaus sind die Umrissreliefs verschiedener Baselbieter Gemeinden ausgestellt. Dadi Wirz erklärt, dass er die kartografischen Umrisse der Gemeinden mit verschiedenen Metallen darstellen und gegeneinandersetzen wollte. Verschmitzt meint er dazu: «Ich wohne an der Grenze von Reinach und Therwil. Ich bezahle die Steuern in Therwil, aber meine Post­adresse ist Reinach.» Dieses Phänomen war wohl auch Inspiration für das willkürliche Zusammensetzen der halben geografischen Umrisslinien der Gemeinden. Wie grosse Teile eines Puzzles werden diese Umrisslinien durch die verschiedenen Metalle Stahl und Messing dargestellt und neu zusammengesetzt.

Geld für das Jenseits

Ein anderes Kapitel seines Schaffens zeigt sich in den «Objets trouvés» – Objekte aus dem Alltag oder der Natur, die von einem Künstler gefunden und zu einem Kunstwerk gemacht oder darin integriert werden. Bei Wirz erfahren Sperrholzfunde eine neue Bedeutung durch den Bezug zu Menschen, die Dadi Wirz gekannt hat und die er mit Initialen auf diesen Holzstücken verewigt hat: «Die Idee dazu kam mir durch die Begegnung mit Kultfiguren von Naturvölkern. Ihr Glaube, dass die Seele Verstorbener darin wohne, ist für mich zur Quelle der Inspiration geworden», erklärt der Künstler. Weitere Bilder nehmen ebenfalls Bezug auf den Ahnenkult. Es handelt sich um Collagen mit sogenanntem chinesischem Totengeld. Dieses Geld wurde den Toten für ihr Leben im Jenseits mitgegeben. Das Geld wird mit schwarzen Scherenschnitten überzogen und erhält so eine neue Bedeutung.

Aus dem Zeitfluss herausgelöst

Krassimira Drenska, die ursprünglich aus Bulgarien stammt, zeige einen eigenen, individuellen Stil, der in ihren Aquarellen und Zeichnungen stark zum Ausdruck kommt, so Mollet in seiner Ansprache. Die Künstlerin möchte in ihren Aquarellen vor allem den Rhythmus von Formen, Farben und Linien darstellen. In ihren Werken geht es um das Innehalten und das Erleben eines Moments, der aus dem Zeitfluss herausgelöst und somit dauerhaft wird. Es habe sich im Lauf der Jahre für sie drei Grundformen herauskristallisiert: die Doppelfigur als andersartige Spiegelung der Initialform, die vertikale Säule und die Hülle als Schutzmantel, der sich um einen Kern aus Licht und Schatten schmiegt.

Die Idee für diese Ausstellung stammt von Kuratorin Carmen Küpfer vom Verein «Kultur in Reinach». Sie bilde einen schönen Abschluss ihrer Tätigkeit für den Verein, so Küpfer.

Die Ausstellung «Suspended Moments» im Leimgruberhaus und im Gemeindehaus ist jeweils Samstag und Sonntag, 14 bis 17 Uhr, geöffnet. Sie läuft bis 1. Oktober.

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