Wo künftig bis zu acht Sattelzüge Holzschnitzel pro Tag verfeuert werden

Die Heizzentrale von Primeo Energie auf dem Areal von uptownBasel in Arlesheim nimmt Form an. Am Dienstag wurde der imposante Elektronikfilter eingebaut.

Mit einem kleinen Fest eingeweiht: die neue Heizzentrale.Foto: ZVg / Bela Böke

Es musste schon ein kräftiger Pneukran an die Arbeit, um den rund 20 Tonnen schweren Elektronikfilter an seinen Platz im Herzen der neuen Heizzentrale zu hieven. Der Filter ist ein wichtiger Bestandteil der mehrstufigen Reinigung der Abgase aus der Holzschnitzelverbrennung. Primeo Energie als Betreiberin der Anlage gehe dabei weiter, als dies gesetzlich vorgeschrieben sei, erklärte Martin Dietler, Leiter Wärmeprojekte bei Primeo Energie, am Dienstag auf dem Schorenareal. «Zuerst werden mit einem Katalysator und Harnstoff die Stickoxid-Emissionen reduziert. Danach folgt eben der Elektronikfilter. Als dritte und letzte Stufe werden mit Kalkhydrat und einem Gewebefilter die Abgase noch feiner dosiert.»

Ist das Areal von uptownBasel in ein paar Jahren so weit ausgebaut wie heute geplant, wird es die Holzschnitzelheizung aber nur selten brauchen, zeigte Dietler auf: Die sehr computerabhängigen Unternehmen auf dem Gelände erzeugen derart viel Abwärme, dass mit dieser Energie nicht nur die Gebäude auf dem Areal, sondern auch viele Haushalte und Unternehmen in Arlesheim, Münchenstein und Reinach mit Wärme versorgt werden können. Dafür werden 25 bestehende dezentrale Wärmeanlagen und Wärmeverbünde zum Wärmeverbund Birstal zusammengefasst und auf erneuerbare Energie umgestellt. Künftig soll in diesen Gebieten die Wärmeversorgung komplett dekarbonisiert werden. Als «Backup» zur Abwärme dient eben die Holzschnitzelheizung. Für die Holzfeuerung auf dem Areal von uptown­Basel wurden kürzlich zwei Biomassekessel mit einer Leistung von 11 beziehungsweise 8 Megawatt installiert. Zu einem späteren Zeitpunkt kommt noch eine Wärmepumpe hinzu. Die wegweisenden Schritte in der Realisierung der ganzen Heizzentrale wurden am Dienstag mit einem kleinen Fest begangen. Thomas Staehelin, Investor und Verwaltungsratspräsident von uptownBasel, sprach von einem «unheimlich wichtigen Tag». Die Heizzentrale stehe exemplarisch für «gelebte Nachhaltigkeit», die Ökologie und Ökonomie beinhalte.

Die wohl grösste Herausforderung im Projekt wurde in einer kalten Februarnacht gemeistert, als über eine extra dafür erstellte Brücke über die Birs und die Autobahn die Leitung in Richtung Reinacher Siedlungsgebiet erstellt wurde. Nun erfolgt die Feinverteilung in die Quartiere.

Bund soll Projekt unterstützen

In der Heizsaison 2024/25 soll der Wärmeverbund Birstal in Betrieb gehen. Doch nicht alle Haushalte können davon profitieren, gab Martin Dietler von Primeo Energie zu. Für diejenigen, die aus geografischen Gründen nicht Teil des Fernwärmenetzes werden, würden auf Wunsch individuelle Lösungen gesucht. Nicht nur die Dimensionen der eingebauten Elemente der Heizzentrale sind eindrücklich, sondern auch die Menge an Holz, die für die Verfeuerung gebraucht wird. Rund vier Tonnen Schnitzel pro Stunde – das sind gemäss Dietler ganze acht Sattelzüge pro Tag – werden verfeuert, wenn beide Kessel voll in Betrieb sind. Mitsamt Anlage und Leitungen investiert Primeo Energie in den Wärmeverbund Birstal bis zu 100 Millionen Franken. Die Verantwortlichen sind ­guter Dinge, dass auch der Bund das Projekt finanziell unterstützen wird. Das Gebäude auf dem Schorenareal wird von uptownBasel finanziert.

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