«Wir sind sehr erfolgreich, und manche macht das vielleicht etwas neidisch»

Verwaltungsratspräsident Klaus Endress spricht im Interview über Unternehmenserfolg, Politik – und Pferde.

Immer mit Fliege: Verwaltungsrats­präsident Klaus Endress. Foto: zvg
Immer mit Fliege: Verwaltungsrats­präsident Klaus Endress. Foto: zvg

Endress + Hauser eröffnet einen weiteren Neubau im Kägen – ein klares ­Bekenntnis zum Standort Reinach. ­Wie wichtig ist dieses Gebäude für das Unternehmen?

Jeder Bau, den wir machen, ist wichtig. Das neue Gebäude soll den Standort stärken. Reinach ist ein wichtiger Standort für die Firma und die Familie, die hier aus der Region kommt. Anfang der 80er-Jahre haben wir in Reinach mit dem ­Aufbau der Endress + Hauser Flow angefangen. Und man kann sagen: Das Wachstum ist schon bemerkenswert. Im Neubau gibt es neben Büro- und Produktionsflächen auch ein Kundenzentrum und einen Ausbildungsbereich. Ausbildung ist uns sehr wichtig, dieses Anliegen hat mein Vater uns weitergegeben. Gerade heute ist die Abschlussfeier der Lernenden, alle haben bestanden, teilweise hervorragend. Manche Jungen machen bei uns richtig «den Knopf auf»!

Und warum ist das so?

Weil sie sich bei uns entfalten können und wir sie nicht erdrücken. Wir fördern die Freude der Lernenden.

Endress + Hauser hat als Arbeitgeber einen guten Ruf. Hat der Fachkräftemangel dennoch auf Ihr Unternehmen Einfluss?

Zuerst muss man sagen: Wenn man einen guten Ruf hat, muss man daran arbeiten, dass es so bleibt. Wir haben aber tatsächlich weniger Probleme, gut ausgebildete Leute zu finden, als andere Unternehmen. Und ein Schlüssel ist die eigene ­Ausbildung. Aber es ist uns leider nach wie vor nicht gelungen, deutlich mehr Frauen zu rekrutieren, obwohl wir das fördern.

Und warum klappt es nicht?

Weil das Interesse bei Frauen für die technischen Berufe nicht so gross ist. Wir ­machen zum Beispiel regelmässig Informationsanlässe nur für junge Frauen, um das zu ändern.

Arbeitnehmende in der Schweiz sind teuer. Das Unternehmen setzt trotz der hohen Kosten weiter auf den Standort Reinach. Warum?

Mir war es als CEO ein Anliegen, die Produktion zu internationalisieren. Wir gehen dorthin, wo die Kunden sind. Wir investieren immer kundenorientiert und nicht kostenorientiert. Der Schweizer Standort ist teuer, das stimmt. Aber die Produktivität ist in der Schweiz auch am höchsten. Die Durchflussprodukte, die wir hier fertigen, leisten einen guten Beitrag zum Gesamtumsatz von etwa 3,1 Milliarden Franken und zum Gewinn. Indem wir den grössten Teil dieses Gewinns in das Unternehmen zurückgegeben, sorgen wir dafür, dass Reinach ein gesunder Standort bleibt. So geht es auch den Menschen gut, die für uns arbeiten.

Das Unternehmen wächst ständig, die Ergebnisse erzielten auch im letzten Jahr Rekordwerte. Gibt es für die nahe Zukunft weitere Ausbaupläne in Reinach?

Ja, wir sind sehr erfolgreich, und manche macht das vielleicht etwas neidisch. Aber sie sehen nur das Resultat, nicht den Weg dorthin. Wir haben in den letzten Mo­naten in Cernay, Maulburg, Stahnsdorf, Burlington und Houston neue Gebäude eingeweiht. In Reinach haben wir mit der neusten Investition den Ausbau aber vorerst abgeschlossen. Der Neubau hat ja auch noch Reserveflächen.

Sie waren jahrzehntelang politisch ­aktiv. Welche Projekte müssten Ihrer Meinung nach in Reinach angegangen werden?

Zuerst: Man kann Gutes immer besser machen. Da fällt mir als Erstes die Infrastruktur ein. Wir haben jeden Tag Staus, immer noch. Wir haben zu wenig ÖV. Es gibt zwar einen Bus, eine Tramverbindung von Ost nach West wäre aber sicher wichtig. Dazu gibt es ja Pläne. Auch die geplante Velobrücke über die A18 ist eine gute Sache. Diese Massnahmen würden unserem Standort guttun.

In zwei Jahren geben Sie Ihr Verwaltungsratsmandat ab, die «Altersguillotine» schlägt bei 75 Jahren zu. Bereiten Sie sich schon darauf vor?

Zunächst muss ich schauen, dass meine Nachfolge geklärt ist. Diese Gespräche im Familienrat hatten wir bereits. Viele sagen mir, das Unternehmen sei ja eigentlich mein Leben. Zuerst bin ich dann etwas empört, aber eigentlich stimmt es ja (lacht). Aber wenn ich aufhöre, habe ich noch genug zu tun, etwa im Familienrat. Und ich kann mir mehr Zeit für andere Dinge nehmen. Ich habe meine Hündin Maya und zwei Pferde: Ich bin nämlich begeisterter Reiter.

Welche Herausforderungen kommen auf Endress + Hauser in den nächsten Jahren zu?

Endress + Hauser war auf die Coronapandemie gut vorbereitet, wir haben unser Angebot für die Life Sciences schon vorher stark ausgebaut. Wir sind keine Pandemiegewinner, aber wir versuchen, immer frühzeitig zu analysieren, wie wir unser Geschäft ausbauen können. Wir wollen etwas beitragen zur Gesellschaft.

Nächstes Jahr wird Endress + Hauser 70 Jahre alt. Verraten Sie uns schon ­etwas zum Jubiläum?

Das soll eine Überraschung sein, diese verrät man natürlich nicht! Nur so viel: Wir wollen wieder mit unseren Mitarbeitenden feiern – grösser noch als das letzte Mal.

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