Weniger Autos auf den Birsstadt-Strassen

Bis ins Jahr 2040 soll der Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Gesamtverkehr von heute 49 auf 42 Prozent sinken. Soll will es der Verein Birsstadt mit dem Mobilitätskonzept.

Infrastruktur kommt an Grenzen: Das Mobilitätskonzept sieht vor, dass der öffentliche Verkehr sowie der Fuss- und Veloverkehr quantitativ zunehmen. Foto: Tobias Gfeller
Infrastruktur kommt an Grenzen: Das Mobilitätskonzept sieht vor, dass der öffentliche Verkehr sowie der Fuss- und Veloverkehr quantitativ zunehmen. Foto: Tobias Gfeller

Vergangenen Donnerstag stellte der Verein Birsstadt in Reinach das 2019 lancierte Mobilitätskonzept mit Zieljahr 2040 vor. Noch bis am 10. März können während der öffentlichen Mitwirkung auch online über die Website des Vereins Birsstadt Eingaben gemacht werden.

Die Botschaft, die Reinachs Gemeindepräsident Melchior Buchs (FDP) als Leiter der Arbeitsgruppe Raumplanung zu verkünden hatte, war unmissverständlich: Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) am Gesamtverkehr soll von heute 49 Prozent auf 42 Prozent im Jahr 2040 sinken. Möglich werden soll dies, indem die aktuelle absolute Zahl an Autoverkehr trotz Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in der Region konstant bleibt. Die Strasseninfrastruktur komme schon heute an ihre Grenzen, meinte Buchs. Dagegen sollen der öffentliche Verkehr (ÖV) sowie der Fuss- und Veloverkehr quantitativ zunehmen. Der Modalsplit soll sich zugunsten des ÖV, Velo- und Fussverkehrs ändern. Der MIV bliebe aber der wichtigste Verkehrsträger.

Mit dem Mobilitätskonzept will der Verein Birsstadt den Verkehr über die Gemeindegrenzen hinweg planen. Dass der Verein damit nur Ideen anstossen kann, über konkrete Projekte aber in den Gemeinden, beim Kanton und vereinzelt sogar beim Bund entschieden wird, ist Melchior Buchs klar. Da die Gemeinden in der Birsstadt zusammen auch den Verein bilden, seien die kommunikativen Wege dahin aber kurz, so der Reinacher Gemeindepräsident.

Kürzere Arbeitswege

Am Ursprung des Mobilitätskonzepts stand vor rund zehn Jahren noch vor Gründung des Vereins Birsstadt die Festlegung durch mehrere Gemeinden im Birseck auf Entwicklungs- und Wachstumsgebiete. Mit diesen Vorstellungen wurden nun die dafür nötigen und gewünschten Verkehrsträger definiert. Es geht im Mobilitätskonzept aber weniger darum, im Detail jeden einzelnen Verkehrsträger zu planen, sondern auf hoher Flughöhe Ziele festzulegen. Trotzdem sind im Konzept auch schon einzelne Projekte festgehalten, die teilweise bereits bekannt sind, teilweise aber auch Neuerungen darstellen. So fehlt im Konzept beispielsweise die umstrittene Südumfahrung Reinach. Bis 2040 brauche es diese sicher nicht, machte Melchior Buchs klar. «Das heisst aber nicht, dass sie nicht später einmal kommen könnte», meinte der Reinacher Gemeindepräsident zum ­Wochenblatt. Die Stärkung des ÖV, des Velo- und Fussverkehrs soll mit dem Ausbau der dafür nötigen Infrastruktur gelingen. Diese Verkehrsträger sollen attraktiver werden, betonte Daniel Fischer, der das Mobilitätskonzept der Birsstadt als Projektverantwortlicher und in der Gemeinde Reinach den Bereich Mobilität leitet. Damit trotz Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum der Verkehr nicht zu sehr zunimmt, sollen Quartiere künftig stärker auf Mischnutzungen aus Wohnen und Arbeiten ausgelegt sein. Das verhindere weite Pendelstrecken, so Fischer.

Streit um Bedeutung des Autoverkehrs

Die öffentliche Informationsveranstaltung letzte Woche stiess auf geringes Interesse. Vor allem lokale Politikerinnen und Politiker waren anwesend. Für Melchior Buchs keine Überraschung: «Wenn die Flughöhe noch so hoch ist und es noch nicht um konkrete Projekte geht, ist das Interesse zumeist noch klein.»

Das Mobilitätskonzept – allen voran die Reduktion des Anteils Autover-kehr – kam nicht bei allen gut an. So kritisierte der Aescher FDP-Landrat Rolf Blatter die Pläne scharf. Der Anteil des MIV am Gesamtverkehr liege heute bei 75 Prozent und nicht bei 49 Prozent, wie es im Mobilitätskonzept heisst. «Die Leistungskilometer der Verkehrsmittel sind relevant. Und da nahm der Autoverkehr in den letzten Jahren eher zu.» Benjamin Stadler, beratender Verkehrsplaner der Firma Kontextplan, widersprach: «Wer 100 Kilometer statt drei Kilometer zur Arbeit fährt, leistet nicht mehr. Er fährt einfach zur Arbeit. Wir streben grundsätzlich kürzere Wege an.»

Selbst Parteikollege Melchior Buchs widersprach Rolf Blatter. «Ich fahre auch Auto. Aber ich sehe es bei meinen Kindern, dass gerade in urbanen Regionen ein Wechsel stattfindet. Ich bin auch ein bürgerlicher Politiker. Rolf, wir müssen nicht nur so denken, wie es für uns einmal gut war.»

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