Warten auf die Wärme
Der Fernwärmenetzausbau beginnt zwar auch im Baselbiet – aber die Birsstädte fühlen sich bislang alleingelassen.
Der freie Markt – manchmal Segen und Fluch zugleich. Wenn Gemeinden in diesen heissen Tagen ihre Fernwärmenetze für die kalten Tage planen, sind sie bisweilen am Anschlag. «Das Hauptproblem ist, dass die ganze Fernwärmegeschichte rechtlich nicht vernünftig geregelt wurde», sagt der Münchensteiner Gemeinderat Daniel Altermatt. Der Grünliberale hält für die Energie-Region Birsstadt beim Fernwärmeausbau die Fäden in der Hand.
Vieles bewegt sich in den Basler Agglomerationsgemeinden. Eben erst gaben die Gemeinden Arlesheim, Reinach und Münchenstein bekannt, die Wärmeverbünde ausbauen zu wollen. Während die Industriellen Werke Basel (IWB) im Stadtkanton den Umbau zur Fernwärme vorantreiben, drohen sie in diesen Gemeinden von Primeo Energie verdrängt zu werden. Wo heute noch Gas der IWB durch die Leitungen fliesst, könnten in den nächsten Jahren Fernwärmeleitungen entstehen.
Neue Wärmezentrale in Arlesheim
In Arlesheim, auf dem sich stark entwickelnden Uptown-Areal, steht eine tiefe Baugrube sinnbildlich für den Anfang dieses Umbruchs. Eine neue Wärmezentrale entsteht, die die Primeo mit Abwärme vieler IT-Firmen und einer Altholzverbrennungsanlage betreiben wird. In einem ersten Schritt integriert die Energieversorgerin in Reinach, Arlesheim und Münchenstein 25 Fernwärmeverbünde, die zwischen 1990 und 2010 aufgebaut wurden und bislang allesamt noch mit Öl- oder Gasheizkesseln betrieben waren. 50 Millionen Franken investiert Primeo für diesen ersten Schritt. Danach soll das Fernwärmenetz entlang der Leitungen um weitere 50 Millionen verdichtet und ausgebaut werden. Wie dieser Ausbau genau ausschaut, müssen die Gemeinden mit den Energieversorgern aushandeln. Denn anders als bei den Gasnetzen besteht in der Fernwärme keine Konzessionspflicht. «Wärmeverbünde finden in der kantonalen Gesetzgebung gar nicht statt», sagt Altermatt. Für Gemeinden sei es daher schwierig, verbindlich auf den Ausbau der Netze Einfluss zu nehmen und Energieversorger zu verpflichten, auch kleine – wenig rentable – Fernwärmekunden aufzunehmen, die einen Anschluss möchten.
Der Münchensteiner Gemeinderat würde sich in diesen Fragen mehr Leitplanken wünschen, obwohl er die freie Wahl der Anbieter an sich begrüsst. «Ein Monopol war noch nie ein guter Ansatz», sagt Altermatt. Deshalb würden die acht Birsstadtgemeinden auch nicht einen einzigen Anbieter für Fernwärmenetze suchen. Reinach, Münchenstein und Arlesheim machen den Anfang – auch Birsfelden ist mit seiner Planung weit fortgeschritten.
Kanton will kommunale Energieplanung
Der Kanton hat den Dialog zum Ausbau der Wärmeverbünde im Baselbiet im Frühling mit einer Veranstaltung lanciert. Bei diesem Austausch habe sich gezeigt, dass Konzessionen für Wärmeverbünde ein Bedürfnis der Gemeinden seien, sagt Christoph Plattner, Leiter Energie beim Kanton. Das Anliegen wolle man nun an der nächsten Dialogveranstaltung vertiefen. Einzelne Gemeinden hätten bereits Verträge mit den Energieversorgern abgeschlossen und darin die Rechte und Pflichten des Wärmeverbundbetreibers geregelt. «Wärmeverbünde waren früher eher kleinräumige Systeme, bei denen im Gegensatz zu den Gas- und Stromnetzen als natürliche Monopole ein gewisser Wettbewerb innerhalb der Gemeinden gewünscht gewesen sei», erklärt Plattner die fehlenden Reglemente auf kantonaler Ebene. Eine Anschluss- und Versorgungspflicht von möglichen Kunden war im Energiegesetz, das im Landrat revidiert wird, bislang nicht mehrheitsfähig. Die Baselbieter Regierung möchte die Gemeinden dazu verpflichten, eine kommunale Energieplanung zu erarbeiten. Ein Instrument, das Gemeinden eine Grundlage böte, mit Energieversorgern den Ausbau von erneuerbaren Heizungssystemen voranzutreiben, so Plattner.
Weil die Gemeinden noch nicht müssen, hinkt die Planung vielerorts den Klimazielen hinterher. Der Kanton ist nun vorgeprescht und unterstützt Gemeinden, die eine Energierichtplanung erarbeiten, mit einem Leitfaden: «Wir haben die Hoffnung, dass insbesondere Gemeinden mit kapitalintensiven Infrastrukturen wie Gasnetzen oder Wärmeverbünden die Energieplanung rasch angehen. Dort ist es aus Sicht des Kantons am wichtigsten.»
«Stimmen» will trotz Problemen am Spielort Arlesheim festhalten
(elk/haj) Das Stimmen-Festival und der Spielort Arlesheim – das ist keine einfache Verbindung. Vergangenes Jahr wurden die Konzerte auf dem Domplatz kurzfristig abgesagt, eines in den Burghof nach Lörrach verlegt. Die Organisatoren begründeten dies mit «nicht kalkulierbaren Preissteigerungen in Produktion und Technik». Die Kosten zur Durchführung von Konzerten sind in der Schweiz um einiges teurer als in Deutschland. Auch dieses Jahr verlief der Vorverkauf für die Arlesheimer Konzerte schleppend, wie sich dann in den bescheidenen Besuchendenzahlen bei den Konzerten von Jake Bugg (Freitag) und Luca Hänni (Samstag) bestätigte. Man spüre die Ferienzeit und die Tatsache, dass es generell schwieriger geworden sei, Publikum an Kulturveranstaltungen zu locken, sagt «Stimmen»-Kommunikationschef Ingmar Lorenz. Von einem Vertrauensverlust dem Veranstaltungsort Arlesheim gegenüber könne aber keine Rede sein. «Der Platz ist wunderschön», sagt Lorenz. Es scheint, als wollten die «Stimmen»-Macher den Dreilandgedanken weiter leben und neben dem Hauptort Lörrach weiterhin Konzerte in der Schweiz anbieten.