Wärmeverbund: Mitternächtliches Spektakel über der A18

Vor einer Woche wurde die fast 100 Tonnen schwere Rohrleitungsbrücke für den künftigen Wärmeverbund Birsstadt über die eigens dafür gesperrte A18 verlegt. Die tiefen Temperaturen sorgten für spezielle Momente.

Drei Stunden Arbeit: Die Konstruktion stand auf dem Tieflader bereit und wurde vom Kran auf die Sockel versetzt. Die Rohrleitungsbrücke verläuft parallel zur Autobrücke über die A18 bei der Ausfahrt Reinach Nord. Foto: Juri Junkov
Drei Stunden Arbeit: Die Konstruktion stand auf dem Tieflader bereit und wurde vom Kran auf die Sockel versetzt. Die Rohrleitungsbrücke verläuft parallel zur Autobrücke über die A18 bei der Ausfahrt Reinach Nord. Foto: Juri Junkov

Sternenklar und eisig kalt ist die Nacht. Grelle Scheinwerfer setzen die Autobahnausfahrt Reinach Nord vom Mittwoch auf Donnerstag für mehrere Stunden ins Rampenlicht. Auf einem Tieflader liegt die vor Ort aus drei Un­terelementen zusammengeschweisste, 53 Meter lange, 100 Tonnen schwere Stahlkonstruktion. Mit einem Pneukran soll sie über die A18 gepflanzt werden, um den Wärmeverbund Birsstadt künftig mit Warmwasser zu versorgen.

Das Energieversorgungsunternehmen Primeo baut auf dem Areal des Technologieparks Uptown Basel in Arlesheim die neue Heizzentrale für den Wärmeverbund der Gemeinden Reinach, Münchenstein und Arlesheim. Die Verbundsteilnehmer sollen künftig mit der Industrieabwärme des Technologieparks versorgt werden. Diese wird durch die Heizzen­trale, die auf demselben Areal steht, in die Gemeinden verteilt. Zusätzlich wird Altholz verbrannt, um den Bedarf zu decken. Die Wärme gelangt per Wasserleitungsrohre ins Netz des Verbundes.

Montage ist ein aufwendiges Unterfangen

Die Rohrleitungen verlaufen hauptsächlich im Boden. Um die A18 zu queren, müssen sie allerdings durch die Luft. Denn ein Aufbaggern der Autobahn würde zu lange dauern. Damit der Kran aber schwer genug ist und die wuchtige Brücke heben kann, wird er mit zusätzlichen Gewichtsmodulen bestückt. Zwei Sattelschlepper fahren diese heran.

Neben den vielen Bauarbeitern stehen Verkehrsleiter in Leuchtjacken und fuchteln mit Taschenlampen, um den Verkehr um das Geschehen herum zu leiten. Die A18 musste für die Arbeiten gesperrt werden. Die Sperrung erfolgte ab 21 Uhr und Autos auf der A18 müssen bis zum frühen Morgen die Autobahn über die Ausfahrt verlassen und hinter der Baustelle mit der Einfahrt wieder darauf gelangen.

Um die Brückenkonstruktion präzise auf die vorbereiteten Sockel an beiden Seiten der Autobahnböschung zu hieven, muss der Kran sie exakt in der Mitte anheben – bei diesen Dimensionen braucht das mehrere Versuche. Sind die Ketten, an denen die Brücke hängt, ungleich lang, baumelt das Ganze schräg in der Luft.

Dreimal müssen die Arbeiter das Unterfangen wieder abbrechen, um die Kettenlängen zu verändern, ehe sie die Konstruktion endlich in die Höhe heben können.

Kälte zwingt Direktor in die Knie

Die Zuschauer am Rande kriegen langsam kalte Füsse. Dass der Uptown-Basel-Verwaltungsratspräsident Thomas ­Staehelin bei jedem Abbruch des Hebevorgangs ungeduldiger wird, stört die Bauarbeiter aber nicht. Sie arbeiten sauber, egal wie lange es dauert. Das Schauspiel verlagert sich zunehmend von der Baustelle zur Zuschauerplattform, wo Baschi Dürr, Direktor des Technologieparks, in grüner Leuchtweste und mit weissem Helm Kniebeugen macht und andere um ihn herum im Kreis auf und ab hüpfen.

Nach drei Stunden, anstelle der geplanten einen Stunde, sitzt die Brücke dann um ein Uhr Morgens in den Sockeln und der Wärmeverbund Birsstadt kann bald umweltschonend mit Energie aus Industrieabwärme und Biomasse versorgt werden.

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