Von totalem Hasenwahnsinn und Verwirrung umzingelt
Am 31. Januar findet im «Hobelträff» die Premiere der amerikanischen Komödie «Mein Freund Harvey» statt. Karl Hartmann hat für das Theater Hochwald klug gekürzt und den Schluss modifiziert.
Mary Chase’s Komödie «Mein Freund Harvey» ist so lustig wie zeitlos. Nach der Uraufführung im Jahre 1944 wurde das Stück am New Yorker Broadway 1775-mal gezeigt und später mit dem Pulitzer-Preis geehrt. Der Stoff wurde 7-mal verfilmt. Die berühmteste Version ist jene mit James Stewart als Elwood. In den deutschen Fassungen wurde Elwood auch von Heinz Rühmann und Harald Juhnke gespielt.
Worum geht es? Kurz: um Verwirrung und Wahnsinn pur! Der liebenswert-schrullige Elwood P. Dowd stellt auf einer Party seinen Freund Harvey vor, einen rund zwei Meter grossen weissen Hasen. Dummerweise ist dieser Puka, eine zauberkräftige, aber harmlose Gestalt aus der irischen Mythologie, unsichtbar. Elwoods Schwester Vera Simmons beschliesst, ihren Bruder in ein psychiatrisches Sanatorium einzuweisen, um der Familie weitere Peinlichkeiten zu ersparen. Der Chefarzt Professor Chumley soll dem gesellschaftlich unangebrachten Zustand ein Ende setzen. Nun kommt es aber zu psychiatrischen Fehldiagnosen, die ihre Konsequenzen haben. Das allzu forsche Auftreten von Pfleger Wilson ist nicht dazu angetan, die Situation zu entschärfen. Wie steht es mit Professor Chumley, der selbst immer verwirrter zu sein scheint? Wie beurteilt er die Wahnvorstellungen von Elwood? Hat er selbst ein stressbedingtes Burnout? Oder ist da wirklich noch etwas anderes?
Rollen sind altersgerecht besetzt
Die «Hobler Fassung» der Komödie ist ein Vergnügen für Gross und Klein. Bereits die Durchlaufprobe am Montag zeigte, dass vor Erheiterung kein Auge trocken bleiben wird. Mit dem gepflegten Bühnenbild von Karl Hartmann hat sich die Theatergruppe wieder selbst übertroffen. Dazu passen die stilsicheren Kostüme, die den jeweiligen Charakter der Bühnenfigur abbilden. Einen bedeutenden Vorteil hat das Ensemble, weil alle Figuren altersgerecht besetzt werden können.
Roland Kramer ist die perfekte Besetzung für den wunderlichen Elwood: lang, dünn, stets hypomanisch mit den Augen rollend und dem weiblichen Geschlecht charmierend. Vera L. Simmons wird von Anita Dagli Orti dargestellt. Sie würzt das spitz-empörte und nervöse Wesen ihrer Bühnenfigur mit einem Schuss Spiessbürgerlichkeit. Tana Wüthrich, die erst Veras brave Tochter gibt, kann auch die Rolle der leicht entzündbaren und verliebten jungen Frau gut ausfüllen. Mario Dagli Orti verkörpert den gestrengen Familienanwalt Paul O. Gaffney im respekteinflössenden Anzug. Miss Rose Bird, eine Bekannte, wird von Hanni Hartmann im eleganten schwarzen Kleid samt rotem Farbtupfer geschwätzig, aber liebenswert interpretiert.
Das köstliche Klinikpersonal
Geri Michel ist die stimmige Besetzung von Professor William Chumley. Mit verstrubbelten Haaren und einer schwarzen Intellektuellenbrille spielt er den zunehmend deroutierten Klinikchef. Jane Chumley ist die perfekte Rolle für Saskia Ryser, die keck und agil die Tochter des Professors gibt. Sacha Lüthi interpretiert den glühend verliebten Psychiater Dr. Sanderson mit einer Mischung von Professionalität und Begriffsstutzigkeit. Martin Ryser als etwas doofer Pfleger Wilson ist ein Brüller. Katarina Van Den Steen kommt als Chefsekretärin Miss Diana Kelly glaubwürdig über die Rampe. Gabriela Ackermann schliesslich hat als Sängerin Lady Nadia Silverman einen prominenten Gastauftritt. Die Inszenierung ist höchst sehenswert.