Viertelstundentakt kommt erst nach 2035

Die Rede war immer von 2028 – doch der S-Bahn-Viertelstundentakt auf der Strecke zwischen Basel und Aesch wird frühestens 2035 umgesetzt. Dem Birstal droht künftig ein Verkehrschaos.

Wegen Bauarbeiten in Basel: Der 15-Minuten-Takt rückt in weite Ferne. Foto: Archiv / Kenneth Nars

Der Aescher SP-Landrat Jan Kirchmayr wollte im März in einer Interpellation vom Regierungsrat wissen, wann der Viertelstundentakt auf der Strecke ­zwischen Basel und Aesch definitiv eingeführt wird. Nun liegt die Antwort vor. Und sie überrascht: Der 15-Minuten-Takt werde erst nach 2035 umgesetzt – eine Enttäuschung für das Birstal. Bisher ging der Kanton von einer deutlich rascheren Umsetzung aus; Regierungspräsident Isaac Reber (Grüne) sprach immer von der Einführung im Jahr 2028. Jan Kirchmayr sagt auf Anfrage des Wochenblattes, er habe mit dieser Antwort nicht gerechnet. «Das ist nicht akzeptierbar! Es kann nicht sein, dass es im Birstal weiterhin nur eine halbstündige Verbindung geben soll.» Auch die Kommunikation seitens der Regierung sorgt beim Landrat für Unverständnis: «Wir haben alle mit 2028 gerechnet. Ich finde es speziell, dass ich die Verzögerung in einer Interpella­tionsantwort erfahren muss.»

Doch wie kommt es zu dieser massiven Verzögerung von mindestens sieben Jahren?

Bei der SBB heisst es auf Anfrage, sie hätte jeweils «Horizont 2030» ange­geben, vorbehältlich Knotenprüfung beziehungsweise dass die Einbindung der zusätzlichen Züge in den Bahnknoten Basel möglich sei. «Diese Knotenprüfung wurde nun durchgeführt, und sie ist negativ», schreibt Mediensprecher Moritz Weisskopf.

Dass der S-Bahn-Viertelstundentakt Basel–Aesch erst nach 2035 eingeführt werde, sei den umfangreichen Bau­arbeiten am Bahnhof Basel SBB und den damit verbundenen «Kapazitäts­absenkungen» geschuldet.

Auch Neubau der Margarethen­brücke verzögert 15-Minuten-Takt

Zu den Kapazitätsengpässen kommt es gemäss Weisskopf aufgrund von Bauprojekten am Bahnhof SBB: Da wäre erstens der Perronzugang Margarethen: Dabei soll eine zusätzliche Fussgängerbrücke zu den Perrons entstehen. Dazu komme ein kompletter Umbau der nördlichen Gleisfeldhälfte, um die Perrons dort bis zur Margarethenbrücke verlängern zu können.

Zweitens steht der Neubau der ­maroden Margarethenbrücke an: «Angestrebt wird, die Brücke zusammen mit dem Perronzugang Margarethen zu bauen», so Weisskopf. «Der Neubau der Margarethenbrücke ist aktuell noch in der frühen Planungsphase ‹Vorstudie›. Projektierung und Umsetzung sind noch nicht finanziert und beauftragt.»

Der dritte Grund für die Verzögerung sei der Ausbau von Service- und Abstellanlagen ab 2030. Gleichzeitig seien am Bahnhof Basel SBB Arbeiten für den langfristigen Ausbau des Bahnknotens Basel mit Tiefbahnhof Basel SBB und Herzstück geplant.

Weiterhin Ersatzangebot zu Stosszeiten

Damit rückt der Viertelstundentakt im Birstal in weite Ferne. Immerhin ein Projekt wird zeitnah realisiert: Das Wendegleis in Aesch, das eine Voraussetzung für das neue S-Bahn-Angebot ist, soll – gemäss Auftrag des Bundes – bis Ende 2028 erstellt werden. Dieses bringe betrieb­liche Flexibilität, beispielsweise für das kurzzeitige Abstellen von Zügen.

Immerhin: Der Regierungsrat sichert zu, dass die Entlastungszüge zu den ­Spitzenzeiten auch ab Dezember 2025 weiterhin verkehren. Dieses Angebot ­bestehe jetzt schon, so Kirchmayr. Es sei das Minimum, dass das weitergeführt werde, findet der SP-Landrat.

Von Dezember 2025 bis Dezember 2026 sind im Regionalverkehr Entlastungs­züge möglich, die zusätzlich zu den halbstündlich verkehrenden S3-Zügen fahren würden: So gäbe es von Montag bis Freitag, morgens zwischen 6 und 9 Uhr, drei Verbindungen von Laufen nach Basel SBB mit Halt an allen Stationen. Zwischen 16 und 19 Uhr sollen drei Verbindungen von Zwingen nach Basel und von Basel nach Zwingen, ebenfalls mit Halt an allen Stationen, eingeführt werden, heisst es in der Antwort auf Kirchmayrs Interpellation. Dieses Zusatzangebot sei nicht in den Netznutzungsplänen gesichert, da es im Konflikt mit Trassen des Güterverkehrs stehe. Es müsse jährlich geprüft werden, heisst es weiter. Neu sollen überdies die Fernverkehrszüge Basel–Laufen–Biel im Halbstunden- statt im Stundentakt verkehren.

Bahnhof Apfelsee nicht betroffen

Die Verzögerung von mindestens sieben Jahren hat grosse Auswirkungen auf die rasante Entwicklung des Birstals. «Jede Arealplanung geht davon aus, dass wir 2028 den 15-Minuten-Takt erhalten. Wenn das nicht geschieht, versinken wir im Verkehrschaos», veranschaulicht Kirchmayr. Das heutige Industrieareal Wydeneck in Dornach etwa soll in ein Wohn- und Gewerbequartier mit rund 2000 Bewohnerinnen und Bewohnern transformiert werden. Gemeinde und Arealentwickler kamen überein, die Zahl der Parkplätze zu reduzieren, da mit der neuen Haltestelle und dem Viertelstundentakt eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr gewährleistet sei. Die Inbetriebnahme des Bahnhofs sei jedoch nach wie vor auf «Horizont 2030» geplant, so die SBB.

Kirchmayr will die Antwort der Regierung so nicht stehen lassen. «Jetzt behandeln wir zuerst die Interpellation im Landrat. Danach müssen sich die Landräte aus dem Birstal überlegen, wie sie gemeinsam mit den Gemeinden politischen Einfluss nehmen können», sagt er.

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