Uraufführung der hauseigenen Oper: Eine Zeitreise der «Zauberflöte»
Das Neue Theater zeigt eine hauseigene Oper: «Die Zauberflöte – eine Zitherpartie». Darin verschmelzen Mozarts Musik mit historischem Kontext und dem Parallelwerk «Die Zauberzither».
Der in Dornach aufgewachsene Sänger Kimon Barakos kehrt für die neuste Produktion im Neuen Theater an den Ort seiner Jugend zurück. Auf die Frage, wie es für ihn sei, als Dornacher in Dornach zu spielen, scherzt er: «Es ist wie ein Heimspiel.» Bereits 2020 stand er im Neuen Theater in «Die Fledermaus» als Falke im Scheinwerferlicht und in der hauseigenen Oper «Die Zauberflöte – eine Zitherpartie», die am Samstag kommender Woche Premiere feiert, wird der Bariton als Papageno auf der Bühne singen, spielen und gestikulieren.
«Wenn ich in Dornach arbeite, sehe ich meine Eltern wieder oft. Das freut mich natürlich», sagt der 32-Jährige. Die Rolle als Papageno bedeute für ihn «Spass pur» und es lässt sich erahnen, dass Barakos’ humorvolle, burschikose Art gut in der Rolle aufgeht. Sein Weg führte ihn über das Gymnasium Münchenstein an die renommierte Schola Basiliensis, wo er sich auf Alte Musik spezialisiert hatte. Mit dem Opernstudio des Theaters Basel führte er Leonard Bernsteins «Trouble in Tahiti» auf.
Derbes Volkstheater
Die nun anstehende Oper zeigt den weltbekannten Stoff von «Die Zauberflöte» auf eine Weise, die man sonst kaum sieht: So wird die Entstehungsgeschichte des Werkes erzählt und der historische Kontext wird ausgeleuchtet – was längst nicht alle, die mit «Der Zauberflöte» vertraut sind, wissen: Zwar komponierte Mozart die Musik, doch geschrieben wurde die Oper von Emanuel Schikaneder, der als Dichter und Regisseur Ende des 18. Jahrhunderts mit seinen Stücken und Libretti die Wiener Theatersäle füllte. Monatlich kam Neues auf die Bühne – die heutige Königsoper war ein Werk von vielen. Dabei ging es nicht etwa um gepflegte Opernabende: «Die Zauberflöte» ist die Königin der Wiener Kasperl- und Zauberopern – derbstes Wiener Volkstheater voller Rohheit und Lust. «Wie es damals üblich war, werden die Darsteller von der Bühne aus mit dem Publikum interagieren, die Zuschauer sind Teil der Aufführung», verrät Regisseur Jonas Darvas. «Die Zauberflöte» trifft zudem auf das in Vergessenheit geratene Parallelwerk «Die Zauberzither» des Komponisten Wenzel Müller, das sich mit ganz ähnlichem Inhalt hoher Beliebtheit erfreute.
Ein Mythos – wohl der damaligen Wiener Klatschpresse entstammend – besagt, dass Schikaneder durch seinen Erfolg so unter Zugzwang geriet, dass er Mozart kurzerhand in die Gartenlaube des Wiener Volkstheaters sperrte, damit dieser die Musik zur Zauberflöte komponierte. Gesichert ist: Mozart ersann im Gartenhäuschen einen Teil der weltbekannten Musik und auch die ersten Proben fanden dort statt.
Zur Vorbereitung der neuen Inszenierung machte sich das Team unter der künstlerischen Leitung von Jonas Darvas auf nach Salzburg. Der Grund: Die Internationale Stiftung Mozarteum, deren Entstehungsgeschichte in die 1840er-Jahre zurückgeht, hatte das – wie es heute genannt wird – «Zauberflötenhäuschen» von Wien in die Mozartstadt Salzburg gebracht, wo es im Innenhof des Mozarthauses steht. «Wir haben uns vor Ort einen Eindruck verschafft und die genauen Vermessungsdaten des Häuschens entnommen, um hier im Theater unser Bühnenbild zu bauen. Unsere ganze Oper spielt sich um dieses Häuschen ab», erzählt Darvas.
«Es ist ein gewisses Risiko»
Für Gesang zeichnen neben Kimon Barakos der international bekannte Konzertsänger Michael Feyfar und die ebenso renommierten Sopranistinnen Kathrin Hottiger und Rebekka Maeder verantwortlich. Als Schauspielende werden Robert Baranowski, Florian Müller-Morungen und Natalina Muggli das Publikum unterhalten. Mit «Die Zauberflöte – eine Zitherpartie» haben sich Jonas Darvas und sein Team erneut einem Experiment gestellt. «Es ist ein gewisses Risiko», sagt der Regisseur schmunzelnd. Die stets gut besuchten Vorstellungen am Neuen Theater sprechen jedoch für sich selbst. Jonas Darvas ist seit der Spielzeit 2021/2022 Teil des neuen Leitungsteams und gewissermassen der Hausregisseur. Er ist zudem Träger des Kulturförderpreises Theater 2021.
«Die Zauberflöte – eine Zitherpartie»: Premiere und Uraufführung: Sa, 8. Februar; weitere Vorstellungen: 9., 14., 15. und 16. Februar sowie 25. und 26. April; Vorstellungsbeginn jeweils 19.30, Sonntag, 18 Uhr. www.neuestheater.ch