Über Natur lässt sich streiten

Ob die Bauunternehmung Implenia ihre Überbauung auf dem Areal Schwinbach Süd in Arlesheim in der geplanten Form realisieren kann, liegt nun in der Entscheidungsmacht des Kantonsgerichts.

Rundgang (v.l): Architekt Bruno Trinkler sowie Implenia-Vertreter Michael Mäntler (Projektleiter), Lorenz Textor (Teamleiter) und Medienchefin Céline Freivogel unterwegs auf dem Schwinbach-Areal.  Foto: Bea Asper
Rundgang (v.l): Architekt Bruno Trinkler sowie Implenia-Vertreter Michael Mäntler (Projektleiter), Lorenz Textor (Teamleiter) und Medienchefin Céline Freivogel unterwegs auf dem Schwinbach-Areal. Foto: Bea Asper

Die Freude bei den Vertretern von Implenia war nicht von langer Dauer. Der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft hat Mitte Februar der Bauunternehmung bestätigt, dass das im letzten Jahr bewilligte Quartierplanverfahren für das Areal Schwinbach Süd als abgeschlossen gelte. Doch die Stiftung Helvetia Nostra zeigte sich von diesem Entscheid wenig beeindruckt und zog das Verfahren dieser Tage an das Kantonsgericht weiter. Parallel dazu gibt es im Baubewilligungsverfahren, welches Implenia Ende Januar eröffnete, 186 Einsprachen. Der WWF Basel macht dabei ebenfalls von seinem Verbandsbeschwerderecht Gebrauch.

Im Fokus des Rechtsstreits steht die Frage, ob die Gemeinde- und Kantonsbehörden die vom Bund vorgeschriebenen Anforderungen beim Naturschutz ausreichend erfüllt haben. Die Gemeinde- und Kantonsbehörden bleiben bei der Darstellung: «Es befinden sich aktuell keine geschützten Naturobjekte auf dem betroffenen Areal gemäss kantonalem Geoinformationssystem».

Ueli Steiger vom Verein «Initiative Natur- und Kulturraum Dornach-Arlesheim» hingegen ist überzeugt, dass der Quartierplan ohne Naturinventar erstellt worden sei und «dass die Gemeindeversammlung letzten Herbst bei ihrem Genehmigungsentscheid falsch informiert worden war.» Zu diesem Entschluss kamen auch die Stiftung Helvetia Nostra und der WWF Basel: «Das Baugesuch sei nicht zu bewilligen, da die Planungsgrundlage des Quartierplans völlig mangelhaft ist und zweimal gegen das Gesetz verstossen wurde. Sowohl bei der Zonenplanrevision 2016 wie bei der Quartierplanung wurde mit der Nichterhebung des Naturinventars gegen NLG Art 11 verstossen. Auch dem aktuellen Baugesuch liegt kein Naturinventar bei», kritisiert der WWF. Gerade weil kein Naturinventar erstellt worden sei, dürfe man doch nicht einfach davon ausgehen, dass keine schützenswerten Naturobjekte auf dem Areal vorhanden seien, betont Steiger.

Stossend sei dies insbesondere, da sich das Areal direkt neben einem Naturschutzgebiet sowie neben dem ökologisch wertvollen Goetheanumpark befindet und Jahrzehnte lang genutzt worden sei als Heilkräutergarten der Klinik Arlesheim. Der hohe ökologische Wert des Areals hätte somit bekannt sein müssen – bedrohte Tierarten würden nicht an der Parzellengrenze halt machen. Steiger war in seinen Recherchen auf Studien gestossen, die das Vorkommen des Feuersalamanders der Gemeinde bestätigt hatten.


Implenia überrascht von Gegenwind
Nachgefragt bei Implenia zeigt sich Teamleiter Lorenz Textor überrascht von der Entwicklung des Widerstandes. Dieses Projekt hatte man sich anders vorgestellt. «Das Quartierplanverfahren hätte Raum geboten, unter anderem die Naturschutzthemen im Rahmen des demokratischen Prozesses zu klären», gibt Textor zu verstehen. Erstaunlich sei dies insbesondere, weil der Planungsprozess von der Klinik Arlesheim als damalige Landeigentümerin nach ökologisch anspruchsvollen Kriterien durchgeführt worden sei; und Implenia das Land erst erworben habe, als der Quartierplan vom Regierungsrat genehmigt war. Bereits in der Wettbewerbsbearbeitung sei von Seiten Implenia hoher Wert gelegt worden auf die ökologischen Aspekte und die Nachhaltigkeit.

Letztlich habe auch das Projekt von Trinkler Stula Achille Architekten den Zuschlag erhalten, da es die städtebaulich überzeugendste Variante und zugleich ökologisch nachhaltigste Lösung darstelle.


Mehr Hecken als bisher geplant
Auf einem Rundgang durch das Areal verweisen Textor und Architekt Bruno Trinkler darauf, dass der grösste Teil der Wohnungen bestehende Häuser ersetze oder zumindest nah am besiedelten Raum entstehe. Ausserdem soll die Grünfläche nahe dem Schwinbach ökologisch weiter aufgewertet werden. Der gesamte Zugangsverkehr werde unter den Boden verlegt und auf dem Areal habe man sich bewusst für Zusatzbepflanzungen entschieden, so dass später mehr Bäume und Hecken vorhanden sind als bisher. «Die naturnahe Konzeption war von Anfang an Ziel des Projektes», betont Trinkler.

Auf die Frage, ob Implenia bereit wäre, ein Naturinventar in Auftrag zu geben, verweisen Textor und Mediensprecherin Céline Freivogel auf die Rechtsgrundlage. Diese bescheinige, dass die Naturschutzfragen im Quartierplanverfahren geklärt worden seien und dies in der Zuständigkeit der Gemeinde und des Kantons liege. Implenia werde sich aber Gesprächsverhandlungen nicht verschliessen. «Wir hatten die Vertreter des Vereins auch bereits zu einem Gespräch empfangen», sagt Textor.
Naturschützer Ueli Steiger bestätigt dies auf Anfrage, ergänzt aber: «Die Mitarbeitenden von Implenia haben uns damals signalisiert, dass sie im laufenden Verfahren keine Zugeständnisse machen könnten und kein Interesse daran haben, ein Naturinventar durchführen zu lassen.»

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