Suche im Untergrund

Mit einer grossen Messkampagne wollen die IWB klären, ob neben Riehen auch woanders Geothermie nutzbar ist.

Bis nach Deutschland: Geothermie-Suchfläche im Raum Basel. Foto: zvg
Bis nach Deutschland: Geothermie-Suchfläche im Raum Basel. Foto: zvg

Felix Bussmann, Geologe der Firma Geotest, zeigte sich begeistert: «Das ist eine Riesenchance. Wir erhalten ein 3D-Abbild des Untergrunds – das ist wie ein Röntgenbild.» Im Rahmen einer grossen Messkampagne, bei der auf einer Fläche von 43 Quadratkilometern im Raum Basel ab Ende Woche 9000 Geometer genannte Messgeräte ausgebracht werden, wird nach heissem Wasser im Untergrund gesucht. Betroffen davon sind grosse Teile von Basel, Grenzach-Wyhlen, Riehen, Birsfelden, Münchenstein und Muttenz. Derzeit werden dort 13000 Vibrationspunkte markiert. Alle 20 Meter werden vom 3. bis 19.Februar Camions diese anfahren und dort 60 Sekunden lang den Boden rütteln.

Es soll sich anfühlen wie die Vorbeifahrt eines Trams. Mit Hilfe der Geometer, die in den Boden gesteckt werden und fünf Wochen vor Ort bleiben, werden die in den Boden geleiteten Reflexionen aufgezeichnet.

Unterschiedliches Interesse bei Informationsanlässen

Initiiert wurde die Kampagne von den Industriellen Werken Basel (IWB), die dazu, moderiert von der unabhängigen Stiftung Risiko Dialog, bis 25.Januar Informationsanlässe für die Bevölkerung durchführt. Am Montagabend fand in Birsfelden der erste in der Schweiz statt, bei der sich auch der zitierte Geologe äusserte. Die Sorgen der Bevölkerung scheinen sich sehr im Rahmen zu halten. Hatten letzte Woche in Grenzach-Wyhlen noch rund 20 Personen am Anlass teilgenommen, fanden in Birsfelden gerade fünf den Weg in die Aula der Rheinparkschule.

Ein Ehepaar aus Riehen, das ein Grundstück beim Schlipf in Riehen besitzt, sorgte sich, weil die Mess-Camions deutlich mehr als die dort erlaubten drei Tonnen wiegen. Bussmann konnte sie beruhigen: Beim Schlipf wird deshalb nicht gemessen. Eine Teilnehmerin fragte, welche Auswirkungen die Entnahme heissen Wassers aus dem Untergrund habe und wie viel Energie das Hochpumpen benötige. Die Antwort: Das Wasser sickere beständig vom Dinkelberg nach und werde in 1,5 Kilometer Tiefe auf 67 Grad erhitzt. Für das Hochpumpen benötige man lediglich ein Zwanzigstel der gewonnenen Energie.

In Riehen wird Erdwärme schon seit 1994 genutzt

Die Gelassenheit der Bevölkerung dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass Geothermie in Riehen seit 1994 ohne Probleme genutzt wird. 9000 Einwohnerinnen und Einwohner heizen bereits mit Erdwärme, nun sollen mit Hilfe einer zweiten Bohrung 4000 dazukommen. Im Unterschied zum gescheiterten Basler Geothermieprojekt «Deep Heat Mining» wird in Riehen kein Wasser mit hohem Druck bis in eine Tiefe von 5000 Metern verpresst, sondern in 1500 Meter Tiefe vorhandenes warmes Wasser angezapft. Ende 2006 hatte es wegen der Verpressung deutlich spürbare Erdbeben gegeben. Mit Hilfe der Messungen wollen die IWB klären, ob die Geothermie auch in der Stadt Basel genutzt werden kann. Laut Thomas Schaal, Projektleiter Energieverbände IWB, dauert die Auswertung der Messungen ein Jahr, eine Bohrung könnte 2023/24 gemacht werden, der Anlagenbau 2025/26 erfolgen – Fertigstellung in fünf Jahren bis 2027.

Im Baselbiet ist die Nutzung von Geothermie derzeit laut Adrian Auckenthaler vom Amt für Umweltschutz und Energie Baselland, der auch anwesend war, nicht geplant.

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