Schadstoffwerte an Schule sind weiterhin zu hoch
Kinder wie Lehrer klagen über Kopfweh im Schulprovisorium der Reinacher Primar Surmatten. Auch die Container der Sekundarschule Lochacker weisen erhöhte Werte von Lösungsmitteln in der Luft auf.
Dass es im Schulhaus-Provisorium der Reinacher Primar Surmatten seit Inbetriebnahme vergangenen März stinkt, legte die Gemeinde vor den Sommerferien offen. Einige Schüler und Lehrpersonen klagten teilweise über Kopfschmerzen, Halsweh, Müdigkeit. Tatsächlich belegten Messungen der spezialisierten Firma Carbotech, dass in der Raumluft Lösungsmittel verblieben sind, die bei der Herstellung der Container entstanden seien.
Vermieterin der 180 Container, die auf dem Parkplatz der Primar Weiermatt 18 Klassenzimmer bilden, ist die waadtländische Firma Avesco Rent. Das Unternehmen hat in Reinach noch ein zweites Schulhaus-Provisorium gebaut. Seit dem Beginn des neuen Schuljahres müssen auch die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Lochacker mit einem Containerbau vorliebnehmen, während ihre Schule saniert wird.
Für die Sekstufe ist der Kanton zuständig. Die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion betont auf Anfrage, dass es bisher keine Meldungen zu Beschwerden wegen der Luftqualität an der Sek Lochacker gegeben habe. Sprecherin Catia Allemann schreibt jedoch: Zwar lägen Aldehyde nicht im kritischen Bereich. Doch als Vorsorgemassnahme seien vor Schulstart in allen Räumen mit permanenten Arbeitsplätzen Luftreinigungsgeräte mit Aktivkohlefiltern eingebaut worden. Allemann: «Kontrollmessungen sind eingeplant. Sollten weitere Massnahmen erforderlich sein, werden diese ergriffen.»
Luft gefiltert
Auch die Gemeinde Reinach liess auf Anraten von Carbotech im Surmatten-Provisorium über die Sommerferien Luftreinigungsgeräte mit Aktivkohlefilter laufen. Ende August dann die ernüchternde Nachricht: Die Messwerte einiger flüchtiger organischer Verbindungen sind noch immer erhöht. Und das nun schon fast ein halbes Jahr lang.
Deshalb lud die Gemeinde am vergangenen Donnerstagabend zu einer Elterninformation in die Aula des Fiechtenschulhauses. Mit rund 25 Eltern und fünf Lehrpersonen war der Andrang überschaubar. Ein Vater, mit dem die bz im Nachgang sprechen konnte, sagt: «Mit diesem Abend haben uns die Schule und der Gemeinderat nicht beruhigt, sondern schockiert. Sie haben nichts Handfestes, das belegt, dass sie das Problem wirklich beheben können. Stattdessen vertrösten sie uns. Und eine Entschuldigung bekamen wir auch nicht zu hören.»
Gemeinderätin Béatrix von Sury, die sich neben der Schulleitung am Donnerstag den kritischen Fragen der Eltern stellte, sagt dazu: «Uns tut die Situation sehr, sehr leid, und wir haben absolutes Verständnis für den Ärger der Eltern.»
«So etwas darf nicht vorkommen»
Auch Andreas Hostettler, Leiter der Abteilung Mobilbau von Avesco Rent, sagt: «Selbstverständlich verstehe ich den Ärger der Eltern. Als Lieferantin sind wir verantwortlich dafür, die Container ohne stoffliche Rückstände abzuliefern. So etwas darf nicht vorkommen.»
Hostettler sowie auch der Kanton oder die Gemeinde tappen derzeit noch immer im Dunkeln, was die Ursache der Lösungsmittelrückstände ist. Die Abklärungen bei Avesco Rent laufen auf Hochtouren. Hostettler hält fest: «Solche Probleme haben wir bei diesen Baumodulen noch nie erlebt. Dieser Typ Container ist seit fünf Jahren in der Schweiz, aber auch im Ausland im Einsatz. Bisherige Messungen waren alle durchwegs unter den gesetzlichen Grenzwerten.»
Spekulieren, woher die Lösungsmittelrückstände kommen, möchte Hostettler nicht. Man prüfe nun, was genau alles in Reinach verbaut wurde. Avesco Rent stellt die Schulcontainer nicht selbst her, sondern bezieht die Module von einem anderen Lieferanten «aus dem europäischen Raum. Die Verantwortung abschieben möchte Hostettler aber keinesfalls: «Wir als Lieferantin in der Schweiz sind verantwortlich für die korrekte Bauweise und Umsetzung der Schulprovisorien.» Auch die Montage vor Ort würden entweder firmeneigene Teams oder Subunternehmer erledigen.
Alle Materialien sind zertifiziert
Priorität hat für Avesco Rent nun, die Schadstoffe aus der Luft zu bekommen. Nachdem die ersten Luftreiniger im Surmatten nicht wirkten, sind die Tests mit einer anderen Aktivkohleart erfolgversprechender. Diese Woche läuft eine Laboranalyse. 44 Geräte braucht allein die Primar Surmatten. Hostettler: «Wir sind mit diversen Lieferanten in Kontakt und setzen all unsere Kräfte ein, um eine sofortige Lösung zu finden.»
In der Sek Lochacker werden diese Woche Kontrollmessungen durchgeführt, heisst es beim Kanton. Catia Allemann von der Bau- und Umweltschutzdirektion nimmt Avesco Rent ein Stück weit in Schutz: «Alle am Bau verwendeten Materialien sind zertifiziert und zugelassen. Unsere Erfahrungen mit Avesco Rent sind bisher positiv.» Allerdings stellt die Sek Lochacker die erste Zusammenarbeit des Hochbauamts mit Avesco Rent bei Containerprovisorien dar.