Rettung für die Birsbrücken
Die MünchensteinerEisenbahnbrücken werden ersetzt. Den Konstruktionen winkt womöglich ein zweites Leben.
«Die beiden Birsbrücken gehören in die Region», findet Simon Oberbeck. «Es wäre super, wenn man die Bauwerke retten könnte, doch die Zeit drängt.» Der Birsfelder Mitte-Landrat fordert die Regierung deshalb mit einem Vorstoss auf, Möglichkeiten zur Weiterverwendung der Münchensteiner Brücken zu prüfen. Denn die Eigentümerin, die SBB, wird die beiden über hundertjährigen Stahlfachwerkbrücken bald ersetzen. Deren Zustand reicht für einen sicheren Schienenverkehr bald nicht mehr aus. Sie «erreichen das Ende ihrer Lebensdauer», meldete das Bahnunternehmen Mitte August, als die Bauvorbereitungen begannen.
SBB bieten Hand für nachhaltige Lösungen
Doch was geschieht mit den alten Stahlfachwerken? Ihnen könnte ein zweites Leben winken, glaubt Oberbeck. Die «wertvollen Kulturgüter» könnten beispielsweise künftig an einem neuen Standort als Velo- oder Fussgängerüberquerung weitergenutzt werden. Den Kanton sieht er dabei in der Vermittlerrolle: «Es bestehen Kontakte zu verschiedenen Institutionen und Unternehmen, die man anzapfen könnte.» Unter ihnen fänden sich rasch Abnehmer. Ein zweites Leben für die Birsbrücken stünde auch exemplarisch für eine nachhaltige Wiederverwendung von Baustoffen, meint Oberbeck. Geplant sei derzeit, die Brückenkonstruktionen nach deren Aushub zu zerlegen und das Material ins Recyclingwerk zu transportieren, meldet die Medienstelle der SBB auf Anfrage. Man biete grundsätzlich «gerne Hand für nachhaltige Lösungen». Wichtig sei, dass man genügend Vorlauf dafür habe. Man müsse prüfen, ob sich die Materialien für eine Weiterverwendung eignen. «Auch müssen wir die baulichen Anforderungen dazu frühzeitig in die Bauabläufe einplanen können.»
«Viele sprechen bei Brücken von einer Lebensdauer. Dabei handelt es sich bloss um eine Nutzungsdauer für spezifische Verkehrsträger», meint der Bauingenieur Jean-Pascal Ammann. «Man könnte die ganzen Tragwerke wiederverwenden», meint er zu den Birsbrücken. Sein Ansatz gab Oberbecks Vision den Anstoss.
Bedarf sei vorhanden: Der Ausbau im Velo- und Fussgängerverkehr stecke in der Schweiz noch in den Kinderschuhen, meint Ammann, dessen Luzerner Büro sich selbst mit dem Thema befasse. Etliche Ausbauprojekte seien im Gang, doch brauche es die Infrastruktur. In Brücken stecke viel Potenzial. Doch müssten Entscheidungsträger darauf sensibilisiert werden, bei einem Abbruch eine Weiterverwendung zu prüfen.
Fahrbahn erleichtern für ein neues Leben
«Früher wurde schwerer gebaut, oft tragen sich alte Brücken grösstenteils selbst», weiss der Bauingenieur. Deshalb reiche meist das Auswechseln der alten Fahrbahn aus, um eine Weiterverwendung zu ermöglichen. So tat es sein Büro bereits bei der Kanderbrücke in Mülenen, die dasselbe Tragsystem wie die Birsbrücken aufweist. Ein ähnliches Projekt gab es im Tessin, wo ein Bahntrassee über die Maggia zu einem Veloweg umfunktioniert wurde.
Auch bei den Birsbrücken wäre eine Fahrbahnerneuerung und Weiterverwendung an neuem Standort möglich, meint Ammann. Hier stelle sich einzig die Frage des Transports. «Perfekt wäre es deshalb, sie im unmittelbaren Umfeld weiterzuverwenden.» Wichtig seien jedenfalls die historischen Tragwerke.