Religion als Kulturgut — trotz allem
Der 102. «Schwarzbueb»-Kalender befasst sich mit Religionen. Aus verschiedenen Blickwinkeln wagen sich die Autorinnen und Autoren an dieses facettenreiche, wenn auch heikle Thema heran.
«Gerade im aktuellen Weltgeschehen wird Religion einmal mehr als politischer Zweck instrumentalisiert. Trotz der ganzen Problematik rund um Religionen haben wir uns diesem Thema im neuen ‹Schwarzbueb› gewidmet. Nicht aus der Sicht des Glaubens, sondern aus der Sicht der Kultur», erklärte Thomas Brunnschweiler am letzten Donnerstag an der Vernissage der 102. Ausgabe des Jahr- und Heimatbuchs «Dr Schwarzbueb» im Klosterhotel Kreuz in Mariastein. Er und Klaus Fischer hatten wiederum als Redaktoren die neuste Ausgabe verantwortet und nebst weiteren Autorinnen und Autoren am Inhalt mit eigenen Artikeln mitgewirkt.
Die römisch-katholische Kirche dominiert im Laufental und Schwarzbubenland. Wegkreuze, Kapellen, Prozessionen und kirchlich geprägte Bräuche machen dies sichtbar. Diverse Artikel im Heimatbuch befassen sich mit einigen dieser Zeichen. So beschreibt der alt Abt P. Lukas Schenker die grösseren und kleineren Wallfahrtsstätten in der Region. Beweise göttlicher Hilfe sind als Votivzeichen an diesen Wallfahrtsorten zu finden. Diese oft in Stein gravierten Gebete und Danksagungen untersucht im Schwarzbubenland und Laufental Dominik Wunderlin.
Monika Jäggi macht sich Gedanken über die Gestaltung und Nutzung von Friedhöfen im geschichtlichen Verlauf am Beispiel des Friedhofs in Dornach. Simon Lutz untersucht Riten und Bräuche im Schwarzbubenland. Den Menschen ins Zentrum rückt Niklaus Starck, der sich mit den Aufgaben der Ordensfrauen seit dem 19. Jahrhundert befasst, während Thomas Brunnschweiler und Linard Candreia älteren und jüngeren Menschen die Gretchenfrage stellen: «Wie hast du’s mit der Religion?» Diese Frage beschäftigte die Menschen schon immer und führte zu Auseinandersetzungen, auch in unserer Region. Dass aber ein friedliches Nebeneinander verschiedener Konfessionen möglich ist, beschreibt Klaus Fischer in seinem Artikel. Nach einem Rückblick in die religiösen Auseinandersetzungen in der Vergangenheit, zum Beispiel während der Reformation, führt er die Heiliggeistkirche in Flüh, die 1974 als erste ökumenische Kirche der Schweiz eingeweiht wurde, oder das ehemalige Benediktinerkloster Beinwil, das seit 2019 als orthodoxes Kloster geführt wird, als positive Beispiele an.
Bibel für die Bauern
Wie jedes Jahr bietet das Heimatbuch im zweiten Teil ein Rezept, ein Quiz, die Totentafel, eine Geschichte von Walter Studer und einen Jahresrückblick über wichtige Ereignisse in Kultur, Natur, Politik, Wirtschaft, Bildung und Sport der Region. «Jahreskalender gab es früher überall. Sie waren die Bibel für die Bauern und Bäuerinnen. Die Menschen richteten die Ernte und ihr Leben nach den Bauernregeln und dem Mond», erzählte Mariano Tschuor, Gastreferent und Projektleiter Mariastein 2025. «Beim Lesen des Heimatbuchs entstehen Identifikationsmomente, die wichtig sind.» Die meisten Jahreskalender seien inzwischen verschwunden. «Schön, dass es ‹Dr Schwarzbueb› noch gibt», fügte Tschuor an. Ein Lob galt dann auch Stefan Biedermann, Leiter Wochenzeitungen bei der CH Regionalmedien AG, der sich seit Jahren mit viel Engagement dafür einsetzt, dass das Heimatbuch weiterhin erscheinen kann.
Verkauf: CH Regionalmedien AG, Rathausstrasse 24, 4410 Liestal, kontakt@schwarzbueb.ch, www.schwarzbueb.ch, Tel. 061 927 26 70, Preis: 16 Franken.