Poeten pilgern nach Arlesheim
Am Samstag findet der erste Poesietag in der Trotte Arlesheim statt. Lyrik, Gespräche und Rap werden dabei in einem festivalartigen Programm vereint.
Seit dem Jahr 2000 findet jährlich am 21. März der Unesco-«Welttag der Poesie» statt. Poesie gibt’s am Samstag nun auch während acht Stunden in der Trotte Arlesheim zu hören und erleben. Es ist nicht der erste Poesietag in der Region – vor der Pandemie gab es bereits mehrere Ausführungen im Neuen Theater in Dornach. Den Anlass ins Leben gerufen hatte damals Johanna Gerber aus Pfeffingen – die nun auch in der ersten Arlesheimer Ausgabe mitwirkt.
Während die Poeten im Neuen Theater mit ihrem Programm als Gäste unterwegs waren, sind sie hier in der Trotte Arlesheim selbst Gastgeber. Organisiert wird der Poesietag vom neu gegründeten Arlesheimer Verein «Loslesen», der aus vier Mitgliedern besteht. Zwei davon sind der Liestaler Gerold Ehrsam und Ruedi Bind aus Arlesheim, die sich gemeinsam mit der Schauspielerin und Sprachgestalterin Marion Lieberherr aus Dornach im Vorfeld mit dem Wochenblatt getroffen haben.
«Der Anlass ist patchworkartig zusammengekommen», erklärt Ehrsam. Die Performances, Lesungen und das Künstlergespräch dauern zwischen 20 und 45 Minuten. Es sei wie ein Festival, werde aber nur an einem Tag durchgeführt, ergänzt Bind. Es sei ein lockeres, aber durchgetaktetes Programm. «Jeder findet etwas, an dem er oder sie Freude haben kann. Es ist keine elitäre Veranstaltung, es soll ein möglichst breites Publikum angesprochen werden», so Bind. Dank der Unterstützung vom Kanton, der Gemeinde Arlesheim und verschiedenen institutionellen sowie privaten Sponsoren können Gagen ausbezahlt werden. Für die Besucher ist der Anlass kostenlos, es gibt jedoch eine Kollekte.
Dass der Standort Arlesheim gewählt wurde, kommt nicht von ungefähr. «In der Region ist kulturell sehr viel los», sagt Lieberherr. Es sei ungewöhnlich, dass es in einer Region so viele dichterisch tätige Personen gäbe.
«Musik ist wichtig im Zusammenhang mit Lyrik»
Als Highlight der Veranstaltung gilt der Auftritt vom Basler Rapper Black Tiger, der als Pionier im Mundartrap gilt. Ein weiteres Zugpferd an dem Nachmittag ist Vera Schindler-Wunderlich, die 2014 den Schweizer Literaturpreis erhielt. Doch es müsse sich niemand verstecken, kommentiert Ehrsam das Programm. Eröffnet werden sollte der Poesietag von der Perkussionistin Edith Habraken mit der Basler Trommel. Da sie sich den Ellbogen gebrochen hat, springt nun Daniel Steiner aus Arlesheim ein. Er wird irische Melodien auf dem Hackbrett spielen.
Auch Bind, Ehrsam und Lieberherr treten am Samstag gemeinsam auf. Während der Performance werden Lyrik und Kurzprosa von Bind und Ehrsam zu hören sein, Lieberherr ist Sprecherin. Musikalisch werden sie von Daniel Steiner unterstützt. «Musik ist wichtig im Zusammenhang mit Lyrik», erklärt Ehrsam. «Zu viel Lyrik aufs Mal kann schnell zur Überforderung werden. Musik hilft, Übergänge zu schaffen.» Die drei Künstler haben oder hatten alle auch beruflich mit Sprache zu tun. Ehrsam beschreibt sich selbst als Schreiber und «Wörterer». Angesprochen auf den Begriff erläutert Ehrsam: «Ich mache Wörter, ich arbeite gerne mit ihnen. So wie ein Bäcker Brot macht, mache ich Wörter.»
Die Organisatoren werden sich am Samstag von dem Programm überraschen lassen, denn die Künstlerinnen und Künstler sind jeweils selbst für die Gestaltung ihres Blocks verantwortlich. Eine gemeinsame Probe gab es bisher nicht.
Künstler treffen sich
«Ich freue mich riesig, Spannung und Nervosität steigen», gibt Ehrsam zu. «Es macht Freude, mit anderen zusammenzuarbeiten, gemeinsam zu kreieren.» «Man ist in der Sparte sehr für sich», erklärt Bind. Mit dem Anlass würden sich die Künstler gegenseitig kennen lernen. Auch Lieberherr freut sich auf die Begegnungen. Es sei ein Vorteil, dass man Gedichte an dem Tag hören – und nicht nur lesen könne.
Ob es eine Fortsetzung in den kommenden Jahren geben wird, hängt davon ab, wie das Programm beim Publikum ankommt und wie gut es besucht wird. «Aber die Möglichkeit einer Fortsetzung haben wir im Hinterkopf», so Ehrsam.