Ordner und Papierstapel ade

Die in Reinach lebende Karin Kisiala wird die digitale Entwicklung des Kantons Baselland verantworten. Mit ihrer Arbeit möchte sie der Gesellschaft etwas zurückgeben.

Nutzt das Potenzial der Technik: Karin Kisiala, neue Leiterin der Dienststelle für Digitale Transformation. Foto: Caspar Reimer
Nutzt das Potenzial der Technik: Karin Kisiala, neue Leiterin der Dienststelle für Digitale Transformation. Foto: Caspar Reimer

Will Karin Kisiala den Kopf abschalten, geht sie im Leywald oder in der Reinacher Heide joggen. «Die zentrale Lage einerseits, die Nähe zur Natur andererseits – das schätze ich an Reinach», sagt die 40-Jährige, die seit 2017 in der Nähe der Sportanlage Fiechten wohnt. Den Kopf durchlüften, Ausgleich suchen – das sind Dinge, welche die aus Bayern ­stammende, besonnen wirkende Frau brauchen wird, wartet auf sie doch eine grosse berufliche Herausforderung: Der Regierungsrat Baselland hat ihr die Leitung der neu geschaffenen Dienststelle für Digitale Transformation anvertraut. «Als ich das Inserat für die Stelle zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich – das passt. Es war wie eine Eingebung.» Weil sie nicht auf Stellensuche war, hatte sie das Inserat, wie sie sagt, «gekonnt ignoriert», beim zweiten Mal aber zugeschlagen.

«Veränderungen sind mit Ängsten verbunden»

Als Leiterin der neu geschaffenen Dienststelle verantwortet Kisiala nicht weniger als die Entwicklung der «digitalen Mentalität» des Kantons, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Bei ihr nachgefragt, was genau das bedeute, sagt sie: Die Digitale Transformation solle Mehrwert generieren. Das kann die Automatisierung der Abläufe und die Digitalisierung der Prozesse beinhalten. Dabei wird Karin Kisiala mit Gerichten, Gemeinden, Bund und anderen Fachorganisationen zusammenarbeiten. «Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung. Die Arbeit ist für mich kein Job, sondern meine Leidenschaft.» Für Digitalisierung ist Karin Kisiala Feuer und Flamme. Den Bachelor in Wirtschaftsinformatik hat sie bereits, aktuell schreibt sie ihre Thesis, die ihr den Master einbringen wird. «Zuerst hatte ich Informatik von der Pike auf gelernt, wandte mein Wissen in verschiedenen Unternehmen an», erzählt sie mit leichtem bayrischen Akzent, immer wieder mit einzelnen Helvetismen gespickt. Bei  der Nationalstrassen Nordwestschweiz AG, wo es etwa «um das papierlose Büro» ging, bei einer Apotheken- und Drogerien-Gruppierung oder bei der Universität Zürich – die Frau hat sich einen grossen Erfahrungsschatz angeeignet.

Spricht sie über ihre Arbeit, sagt sie auch Sätze wie: «Bei der Digitalisierung von Unternehmen wird geprüft, wo Ressourcen – nicht nur personelle – eingespart werden können.» Ob sie die Befürchtung, nach der diese Entwicklung auf Kosten von Arbeitsplätzen gehe, nachvollziehen könne, meint sie: «Veränderungen sind mit Ängsten ver­bunden.» Wichtig werde deshalb das «Change Management» sein, also «eine offene, transparente Kommunikation, eine Roadmap und die Einbeziehung der Mitarbeitenden.»

Auf dem Weg zur Schweizer Bürgerin

Aus ihrer Sicht lasse sich die Aussage, dass durch Digitalisierung menschliche Arbeit obsolet werde, nicht treffen: «Es geht darum, dass Potenzial der Technologie zu nutzen, wiederkehrende Tätigkeiten zu optimieren und Fehlerquellen zu reduzieren. Durch diese Optimierungen können die Tätigkeitsfelder der Menschen verändert, verlagert und erweitert werden.»

Spricht man mit Karin Kisiala über ihre Herkunft und ihre Familie, ist eine gewisse Dankbarkeit zu spüren: «Meine Eltern haben mich unterstützt und mir viel auf den Weg gegeben.» Sie fühlt sich in der Schweiz pudelwohl, wie sie immer wieder betont. «Mit meiner Arbeit möchte ich dem Land etwas zurückgeben», erzählt sie, die­ ­gerade ein Einbürgerungsverfahren durchläuft. Nach dem letzten Gespräch – sie musste Fragen zum politischen System der Schweiz und zur helvetischen Geschichte beantworten – habe die Frau, die ihr gegenübersass und Fragen stellte, freundlich gelächelt. «Ich freue mich, dass sie mit meinen Antworten zufrieden war.»

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