Neuer Gesundheitscampus: Ein «bikantonales Vorzeigeprojekt» in Münchenstein

Der frisch eröffnete Campus Bildung Gesundheit in Münchenstein soll für Gesundheitsberufe begeistern.

Eröffnen den Campus: Die Baselbieter Regierungspräsidentin Monica Gschwind und der Basler  Erziehungsdirektor Conradin Cramer. Fotos: Kenneth Nars
Eröffnen den Campus: Die Baselbieter Regierungspräsidentin Monica Gschwind und der Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer. Fotos: Kenneth Nars

Die Schweiz benötigt dringend neue Pflegefachkräfte, das rückte spätestens während der Covid-Pandemie auch der ­breiten Bevölkerung ins Bewusstsein. Allein in der Nordwestschweiz müssten 9000 zusätzliche Pflegefachkräfte bis 2035 ausgebildet werden, rechnete der Basler Bildungsdirektor Conradin Cramer (LDP) am Freitagnachmittag bei der Eröffnungsfeier des Campus Bildung Gesundheit in seiner Festrede vor.

Der neue Gesundheitscampus im Münchensteiner Spengler Park ist das Ergebnis einer langjährigen Zusammenarbeit der beiden Basel, mit dem Ziel, die verschiedenen regionalen Bildungs­­ein­richtungen aus dem Gesundheitsbereich unter einem Dach zusammenzuführen. Die Idee: mehr Austausch statt Konkurrenz. Und vor allem: mehr Durchlässigkeit für die Lernenden und Studierenden zwischen den verschiedenen Bildungsstufen.

Der neue Campus soll Berufsstand stärken

Seit August befinden sich daher die Berufsfachschule Gesundheit Baselland, das Bildungszentrum Gesundheit Basel-Stadt und die Organisation der Arbeitswelt Gesundheit beider Basel am selben Standort und decken dort – in Kooperation mit der Berner Fachhochschule – Aus- und Weiterbildungen von der beruflichen Grundbildung bis zum Fachhochschulstudium ab.

Die Hoffnung: Der 32 000 Quadratmeter Fläche umfassende und mit der neuesten Technik ausgestattete Campus werde Tausende Lernende, Studierende und Kursteilnehmende in die Region locken und dazu beitragen, das Image von Gesundheitsberufen zu verbessern. Oder mit den Worten Conradin Cramers ausgedrückt: «Wir wollen die Berufsbildung im Gesundheitsbereich stärken. Der neue Campus ist das Ausrufezeichen dafür.» Die Baselbieter Regierungspräsidentin und Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) scheint überzeugt, dass dieses Mammutprojekt gelingen kann. Sie bezeichnet den neuen Campus als «bikantonales Vorzeigeprojekt» – nicht nur für die regionale Bildungslandschaft, sondern für die ganze Schweiz. Die angestrebte Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Bildungsstufen und Bildungsgängen sind für Gschwind ausserdem ein Beispiel für «gelebte Laufbahnorientierung hier am Campus».

Der ebenfalls geladene, kürzlich ins Amt des Baselbieter Gesundheitsdirektors gewählte Thomi Jourdan (EVP) findet in der anschliessenden Podiumsdiskussion deutlich kritischere Worte. Auf die Frage, ob der neue Campus den Fachkräftemangel lösen könne, antwortet er: «Wir bilden zu wenig aus. Wir haben schon lange gewusst, dass wir den Abgang nicht kompensieren können.»

Gesundheitsberufe werden meist negativ dargestellt

Eine Ausbildung parallel zur Praxis berge viele Herausforderungen, ist Jourdan überzeugt. Aber eine Reduktion des administrativen Aufwands könnte bereits erheblich zur Aufwertung der Gesundheitsberufe beitragen. «Könnten wir die Administration halbieren, würden wir viel mehr Fachkräfte freikriegen», sagt der EVP-Politiker.

Zurückhaltender gibt sich Lukas Engelberger (Mitte). Der Basler Gesundheitsdirektor appelliert vor allem für eine positivere Darstellung des Gesundheitswesens: «Es muss wieder die Freude am Beruf in den Vordergrund treten.» Die Darstellung in Medien und Politik fokussiere zu stark auf negative Aspekte, dabei sei die Arbeit im Gesundheitsbereich unmittelbar sinnstiftend und berge in der Berufslaufbahn grosses Entwicklungspotenzial, sagt Engelberger. Der Basler Gesundheitsdirektor gibt ausserdem zu bedenken: Es gebe so etwas wie eine «Saisonalität der Befindlichkeiten». Aktuell diskutierten alle über Krankenkassenprämien. Doch wenn im Winter wieder alle krank würden, wollte niemand Leistungen kürzen. Was Engelberger sagen möchte: «Es ist legitim, dass Gesundheit etwas kostet.» Doch dafür benötige er auch die Unterstützung aus der Bevölkerung.

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