Näher an den Firmen: Kanton will Bahnhof um 200 Meter verschieben

Der Münchensteiner Bahnhof liegt derzeit so unattraktiv, dass kaum jemand ihn braucht. Etwas weiter südlich würde er die jetzigen und zukünftigen Unternehmen viel besser bedienen. So ist die Idee entstanden, ihn neu zu platzieren.

Beim Bahnhof Münchenstein ist wenig los: Die vielen Arbeitsplätze befinden sich weiter südlich. Foto: Roland Schmid
Beim Bahnhof Münchenstein ist wenig los: Die vielen Arbeitsplätze befinden sich weiter südlich. Foto: Roland Schmid

Der Bahnhof Münchenstein fristet ein Mauerblümchendasein. Er ist unter einer Brücke, und im unmittelbaren Umfeld befinden sich keine bahnhofsspezifischen Nutzungen wie Läden oder Arztpraxen, sondern vor allem Brachflächen. Zudem bestehen kaum attraktive Umsteigemöglichkeiten. Entsprechend tief ist derzeit die Anzahl Passagiere, die dort ein- und aussteigen. Bevor der Bahnhof eines Tages sowieso saniert werden muss, ist jetzt beim Kanton die Idee aufgetaucht, ob man ihn nicht als Ganzes neu platzieren könnte.

Projekten nicht im Wege stehen

Das Ziel wäre, die Entwicklungsgebiete weiter südlich besser zu erschliessen, etwa das neue Stadtquartier auf dem Van-Baerle-Areal, wo in Zukunft 900 Menschen leben sollen, oder das Geschäftshaus Uptown Basel, wo mehrere hundert neue Arbeitsplätze vorgesehen sind. Auch das Walzwerk wäre näher bei den Zügen, ebenso eine ganze Anzahl von bereits bestehenden Unternehmen. «Es geht darum, den Bahnhof um etwa eine Perronlänge zu verschieben, rund 200 Meter», sagt David Peter von der Abteilung Gesamtverkehrsplanung in der kantonalen Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD). Die Verschiebung biete zudem die Gelegenheit, die Perronerschliessung optimal auf das Fussverkehrsnetz abzustimmen. Noch stehe nicht fest, in welchem Zeithorizont man die Idee umsetzen wolle. Vorerst gehe es vor allem darum, dafür zu sorgen, dass die verschiedenen laufenden und zukünftigen Projekte in Bahnhofsnähe einer möglichen Verschiebung des Bahnhofs nicht im Wege stehen. Insbesondere hat der Kanton die Absicht, die Kantonsstrasse, die derzeit durch den Münchensteiner Dorfkern führt, neu im Tal zu führen. Die BUD hat eine Machbarkeitsstudie lanciert, deren Ergebnisse noch nicht bekannt sind.

SBB wollen nichts zahlen

Das Grundeinverständnis der Gemeinde hat sie, und auch die SBB stünden dem Ansinnen offen gegenüber, «solange sie selber nichts zahlen müssen», sagt Peter. Über die Finanzierung einer allfälligen Verschiebung habe man sich aber noch nicht gross Gedanken gemacht. Darum ist auch noch keine Kosten-Nutzen-Analyse machbar, ob es sich auch wirklich lohnt, den Bahnhof um gerade mal 200 Meter zu verschieben.

Der Bahnhofseingang käme ziemlich genau auf der Höhe von Uptown Basel zu stehen, dem neuen Geschäftshaus für Internet 4.0. «Für uns würde die Verschiebung kaum einen Unterschied ausmachen», sagt Hans-Jörg Fankhauser, der für Uptown Basel verantwortliche Architekt und Planer. Für die Anfahrtswege der zukünftigen Arbeitnehmer von Uptown Basel schwebt ihm ein Mix vor, in dem der öffentliche Verkehr eher eine kleine Rolle spielen dürfte. «Bei Techfirmen arbeiten viele techaffine Leute», sagt er. Diese würden neue Verkehrsmittel bevorzugen. Deshalb plant er hundert Elektrotankstellen, und ihm schwebt ein Trottinettausleihdienst zum und vom Bahnhof Arlesheim vor, allenfalls sogar ein selbstfahrender Elektrobus Richtung Reinach.

Veloschnellbahn wäre ein Gewinn

Und für die Velofahrer sind grosszügige Garderoben geplant. Fankhauser sagt: «Mindestens so wichtig wie der Bahnhof ist für uns die Erreichbarkeit mit dem E-Bike.» Deshalb freut er sich auf die Veloschnellbahn, die der Kanton entlang der Bahnlinie angedacht hat. Trotzdem würde er die Verschiebung des Bahnhofs unterstützen, falls der Kanton sie vorantreibt, denn: «Das wäre sicher positiv für die ganzen Entwicklungsgebiete, und wir werden das beitragen, was wir können.»

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