Mit Feuerwehr und Drohnen gegen Hornissen
Die Asiatische Hornisse breitet sich in der Region aus. Wie die beiden Basel gegen den Eindringling vorgehen.
«Uns läuft die Zeit davon», erklärt Stephan Egloff, Präsident des Imkervereins Arlesheim. Das ganze Jahr verbringt er schon damit, Asiatische Hornissen aufzuspüren. Ende Oktober schwärmen die Jungköniginnen aus, um sich einen sicheren Ort zum Überwintern zu suchen.
Die Hornissenart gilt als invasiv, was bedeutet: Sie ist gebietsfremd und problematisch. Letzteres gleich aus drei Gründen. Erstens tötet sie Honigbienen. Zweitens frisst sie Wildbienen und andere Bestäuber, was längerfristig zu Umweltproblemen führen könnte, wenn es zu wenig Insekten gibt, die Pflanzen bestäuben. Und Drittens sind im europäischen Raum keine natürlichen Feinde bekannt.
Solange die Temperaturen hoch sind, können Stephan Egloff und die Hornissen-Scouts der beiden Basel Asiatische Hornissen verfolgen. Für Egloff und seine Kollegen ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. Für sie bedeutet jedes verpasste Nest mehr Nester im kommenden Jahr.
Die Meldungen in den beiden Basel häufen sich
Im Spätsommer 2022 beobachtete ein Imker in Münchenstein erstmals Asiatische Hornissen – Vespa velutina – bei einem Bienenstock. Heute gibt es eine schweizweite Meldestelle für die Asiatische Hornisse. Im Baselbiet wurden dieses Jahr 35 bestätigte Sichtungen aus elf Gemeinden gemeldet. In sechs Baselbieter Gemeinden wurden Hornissennester entfernt: in Allschwil, Blauen, Ettingen, Aesch, Burg im Leimental und in Münchenstein. «Insbesondere jetzt bei diesem sonnigen Wetter erhalten wir viele Meldungen», sagt Simon Amiet vom Amt für Umweltschutz Baselland. Die Hornissen werden derzeit vor allem in Blauen, im Leimental und Zunzgen und Sissach gemeldet. Ein Nest von Asiatischen Hornissen zu entfernen, sei schwierig, erklärt Simon Amiet. Zum einen seien sie nicht einfach zu finden, da die Nester oft hoch oben in Baumwipfeln gebaut seien. In Aesch brauchte es eine Drehleiter der Feuerwehr, um das Nest zu entfernen. Zum andern nisten die Tiere sowohl in Wäldern als auch in Privatgärten, was es schwierig macht, sie zu lokalisieren. Damit kämpft derzeit auch Basel-Stadt. Ende August wurde in der Stadt das erste Nest gefunden. Anfangs hätten sie gedacht, es handle sich um ein ländliches Problem, «wir mussten aber feststellen, dass sich die Asiatische Hornisse auch in der Stadt wohlfühlt», erklärt Dirk Hamburger, Biosicherheitsinspektor von Basel-Stadt.
Fünfzehn bestätigte Meldungen von Asiatischen Hornissen sind in der Stadt diesen Sommer bisher eingegangen, und im Quartier Breite/Gellert wurde ein Nest entfernt. «Wir gehen aber davon aus, dass es noch mindestens ein weiteres Nest hat», so der Biosicherheitsinspektor. Um die Nester aufzuspüren, wurden Imkerinnen und Imker der Kantone Baselland, Basel-Stadt, Solothurn und Aargau ausgebildet, die Asiatischen Hornissen mit einem Peilsender zu versehen, wodurch sich diese tracken lassen. Dazu muss die Hornisse mit einem grossen Netz eingefangen, aus dem Netz in ein Röhrchen transferiert und auf Eis gelegt werden, wo man sie betäubt, «lang genug, dass sie ruhig bleibt, aber nicht zu lange, dass sie stirbt», erklärt Dirk Hamburger. Durch diese Sender sei es gelungen, Nester zu finden, aber es könne auch einiges schiefgehen. Künftig sollen auch Drohnen helfen. Diese werden in Frankreich bereits eingesetzt.
Die Hornisse wird wohl bleiben
Akut bereitet die Asiatische Hornisse vor allem den Imkerinnen und Imkern Sorgen, doch für den Präsidenten des Imkervereins Arlesheim ist klar: «Die Frage ist nicht: ‹Gibt es morgen noch Bienen?› Sondern: ‹Was bedeutet das für unsere Biodiversität?›»
Die Stimmung unter den Imkerinnen und Imkern sei sehr unterschiedlich. Die einen seien sehr nervös und verspürten ein Ohnmachtsgefühl. Andere glaubten daran, dass sich die Situation wieder einpendeln werde. Für Stephan Egloff war es ein Jahr, um auszuprobieren, wie mit der Hornissenart umzugehen ist. Er weiss: Die Asiatische Hornisse wird bleiben, und «ihre übermässige Präsenz ist an sich nicht das Problem, sondern dass ihre natürlichen Feinde nicht bekannt sind».