Klartext zur Asylunterkunft

Nach Kontroversen um die Asylunterkunft Löhren­acker informierte der Aescher Gemeinderat, wie es weitergeht.

Unterirdische Asylunterkunft: Die Anlage beim Löhrenacker soll wie geplant bleiben. Foto: Nicole Nars-Zimmer

Der Konferenzsaal im Gasthof Mühle in Aesch war wohl selten so voll besetzt wie am Mittwochabend vergangener Woche. Grund dafür: Die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde wollen wissen, wie es mit der Asylunterkunft Löhren­acker weitergeht. Vergangenes Jahr wurde die Anlage dem Bund als Asylunterkunft zur Verfügung gestellt. Bis zu 126 Asylbewerbende können darin unterkommen. Ende letzten Jahres wurde die Nutzung bis mindestens Ende 2024 verlängert. Denn das Staatssekretariat für Migration (SEM) ist auf Plätze angewiesen.

Beatrice-Anna Schiffer Bah, Verantwortliche für die Asylregion Nordwestschweiz vom SEM, sagt an der Infoveranstaltung: «2024 rechnen wir mit bis zu 30000 Asylbewerbenden in der Schweiz, das Baselbiet muss gemäss Verteilschlüssel 3,4 Prozent davon aufnehmen.» Das wären 1020 Menschen, die Asyl beantragen. Voraussichtlich muss Aesch nach kantonaler Regelung 285 Menschen aufnehmen. In Aesch sind das vor allem jugendliche Männer.

In den vergangenen Monaten häufte sich die Zahl der Kriminaldelikte in der Gemeinde. Seien es Auto- und Wohnungseinbrüche oder Taschendiebstahl. Der Verdacht fiel in der Bevölkerung oft auf die Bewohnenden des Asylzentrums. Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher sagt: «Bei den Vorfällen waren auch wir im Gemeinderat sehr betroffen. Wir hatten zuvor sehr positive Erfahrungen mit den Asylbewerbern gemacht.» Diese Vorfälle müsse man aufarbeiten, weshalb die Gemeinde auch zur Infoveranstaltung einlud.

Stephan Hohl, verantwortlicher Gemeinderat für Sicherheit und Ordnung, sagt: «Zwar nahmen in Aesch über das vergangene Jahr die niederschwelligen Delikte zu, dabei handelt es sich aber um eine Entwicklung, die im ganzen Baselbiet erkennbar ist. Aesch ist kein Ausreisser.» Wegen der Asylunterkunft gebe es im Dorf eine verstärkte Präsenz von Sicherheitspersonal. Ladendiebstähle seien seither sogar zurückgegangen.

Hotline für Einwohner

Neben dem erwähnten Sicherheitsdienst wurde auch eine Hotline vom SEM ins Leben gerufen, bei der sich Einwohner bei Vorfällen mit Asylbewerbenden melden können. Zudem hält der Gemeinderat wöchentliche Lagebesprechungen mit dem SEM und der Polizei.

Damit geben sich im Dorf nicht alle zufrieden. «Ich bin neulich beim Löhren­acker vorbeigegangen. Die Leute vor der Unterkunft konsumierten Drogen, während der Securitas-Mitarbeitende, der in der Nähe stand, sich einfach umdrehte», erzählt eine Teilnehmerin der Infoveranstaltung. Von solchen Einzelfällen bekomme der Gemeinderat nur dann etwas mit, wenn die Leute diese melden. Deshalb sei das auch sehr wichtig.

«Wir brauchen dieses Feedback. Deshalb sollte man die Hotline oder die Polizei lieber zu früh als zu spät anrufen. So wissen wir auch, wo es Verbesserungspotenzial gibt», sagt Hohl. Denn die Asylunterkunft soll wie geplant bleiben. «Wir haben eine grosse humanistische Tradition in der Schweiz, daran müssen wir festhalten.» Es handle sich unter den Asylbewerbenden um eine Minderheit, die sich nicht an die Regeln halte.

Einladung zum Tee

Die meisten von ihnen würden sich gut integrieren. So lernten einige Asylbewerbende dieses Jahr an der Basler Fasnacht die lokale Kultur kennen. Ebenfalls beteiligen sich die jungen Männer an lokalen Märkten, wo sie selbst gemachte Dinge verkaufen. Und nicht alle Erfahrungen der Bevölkerung sind negativ. Eine Dame erzählt: «Uns wurde während eines schlimmen Sturms von einigen Asylbewerbern eine Unterkunft angeboten. Sie waren sehr lieb und gaben uns feinen Tee. Sogar zum Abendessen luden sie uns ein.»

Am Ende des Abends zeigt sich: Während die Gemeinde das Bestehen der Asylunterkunft in Aesch verteidigt, gibt es aus der Bevölkerung viele kritische Stimmen. Trotzdem scheinen die meisten Aescherinnen und Aescher die Veranstaltung zu schätzen. Auf ihrem Nachhauseweg erklärt eine Frau: «Ich wusste nicht, wie viel Organisation hinter all dem steckt. Nach der Veranstaltung habe ich wesentlich mehr Verständnis für das Ganze.» Der Gemeinderat sagt zum Schluss, es sei denkbar, dass in Zukunft öfter ein Forum zum Aescher Asylwesen durchgeführt werde.

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