Kantonsrat zu Gast in Dornach
Am Mittwoch vor einer Woche besuchte der Solothurner Kantonsrat das Schwarzbubenland. Eingeladen hatte Kantonsratspräsident Daniel Urech.
Eine E-Bike-Tour durch das Leimental mit Abstecher nach Frankreich, ein Jassturnier im Restaurant Gempenturm, eine Führung bei Dryden Aqua Distribution AG in Büsserach oder ein Rundgang im Goetheanum – aus diesen vier Optionen konnten die Solothurner Kantonsrätinnen und Kantonsräte am Mittwoch vor einer Woche auswählen. Kantonsratspräsident Daniel Urech (Grüne) hatte zum traditionellen Kantonsratsausflug eingeladen und für seine Ratskolleginnen und -kollegen ein abwechslungsreiches Programm in und um Dornach zusammengestellt.
Der Kantonsratsausflug findet jährlich statt – wer den Rat präsidiert, lädt in sein Heimatdorf ein und stellt ein Programm für seine Kolleginnen und Kollegen zusammen. Die Reise habe zum einen Repräsentationsfunktion, denn es sei wichtig, dass sich der Rat auch in den von Solothurn weiter entfernten Orten zeige, sagte Urech am Mittwoch. Sie habe aber auch eine Bildungsfunktion. So würden die Kantonsratsmitglieder die Möglichkeit erhalten, einmal ausserhalb der «engen Solothurner Stadtmauern» Neues zu entdecken, scherzte der Dornacher in seiner Rede. Und natürlich sei es ein geselliger Anlass, bei dem man sich vorzugsweise über die Fraktionsgrenzen hinaus in einem lockeren Rahmen austauschen könne.
Besuch auf dem Hügel
Die Gruppe um Kantonsratspräsident Daniel Urech besuchte das Goetheanum auf dem Dornacher Hügel. Urech hatte Gerald Häfner, einen ehemaligen deutschen Politiker, der für die Grünen im Bundestag sass und von 2009 bis 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments war, für ein Einführungsreferat engagiert. In druckreifen Sätzen spannte der heutige Leiter der Sektion für Sozialwissenschaften am Goetheanum einen Bogen vom Ursprung des Menschen in der Bibel zu aktuellen (Wirtschafts-)Krisen über den Wandel in der Weltgesellschaft zur Waldorfpädagogik. Auch wenn das schier unmöglich scheint, gelang es Häfner so, den Teilnehmenden einen ersten Einblick in die Anthroposophie zu geben. Einzelne Ratsmitglieder waren gar so begeistert, dass sie sich in Zukunft dafür einsetzen wollen, dass das Goetheanum als Hochschule anerkannt und vom Kanton finanziell unterstützt wird. Bisher decke das Goetheanum seine Kosten mittels Spenden und Einnahmen durch Veranstaltungen, doch Corona habe ein grosses Loch in die Kasse gerissen, meinte Häfner.
Keine Angst vor rechten Winkeln
Im zweiten Teil nahm Walter Kugler die Gruppe mit auf eine architektonische Führung. Spenden, vornehmlich reicher Familien, ermöglichten den Bau des ersten Goetheanums aus Holz und des jetzt bestehenden Nachfolgebaus aus Beton, erklärte er unterwegs. Er ging auf die spezifisch anthroposophischen Bauweisen ein und zeigte auf, dass diese sehr wandelbar sind. Aus der Gruppe kam die Frage, wieso die anthroposophische Bauweise oftmals auf rechte Winkel verzichte. «Steiner hat den rechten Winkel nicht gefürchtet», lachte Kugler. Es gehe mehr darum, die Kräfteverhältnisse in der Natur zu studieren und architektonisch darzustellen. So entstünden organische, an die Natur angelehnte Formen.
Biodynamische Bewirtschaftung
Zum Abschluss ging es für die Kantonsrätinnen und Kantonsräte in den 12 Hektar grossen, biologisch-dynamisch angelegten Gartenpark. Benno Otter, Leiter der Gärtnerei und Vater eines ehemaligen Schulkollegen von Urech, zeigte auf, dass die Bewirtschaftung der Flächen am Goetheanum auf einem Kreislaufmodell basiert. Alles, was das Terrain hergibt, wird wiederverwendet. So wird das Vieh mit dem Heu der eigenen Wiesen gefüttert und der anfallende Mist dann wieder zum Düngen des Gartens verwendet.
Nach einer kurzen Kaffeepause im Speisehaus traf sich der gesamte Kantonsrat zum Apéro im Schlosshof Dornach. Daniel Urech zeigte sich mit dem Anlass sehr zufrieden: «Ich freue mich, dass der Kantonsrat das schöne Schwarzbubenland und Dornach besucht hat.» In seiner Rede dankte er zudem den Parlamentsdiensten für die Unterstützung bei der Organisation.