Heimat ist, wo man Arbeit hat

Die Papierfabrik Zwingen zerfällt, während in der ehemaligen Versuchsstation der Sandoz neues wirtschaftliches Leben pulsiert. Dabei hatten die beiden fast gleichzeitig den Betrieb eingestellt. Wie kommt es dazu? Das Heimatbuch «Dr Schwarzbueb» berichtet.

Wandel ist nicht Untergang: Die beiden Redaktoren Thomas Brunnschweiler (r.) und Klaus Fischer haben spannende Zusammenhänge der Industriegeschichte zutage gefördert.  Foto: Gini Minonzio
Wandel ist nicht Untergang: Die beiden Redaktoren Thomas Brunnschweiler (r.) und Klaus Fischer haben spannende Zusammenhänge der Industriegeschichte zutage gefördert. Foto: Gini Minonzio

Fällt das Wort «Heimat», so steigen Bilder von Weiden und Wäldern auf. Auch ein ganzer Dorfkern mag sich dazwischendrängen. Dabei seien Arbeitsstellen auch Heimat, wie der Architekt Urs Eggenschwiler sagt. Zudem wird die Lebensumgebung ebenso von eindrücklichen Fabriken geprägt. Dies wird deutlich, wenn man die neueste Ausgabe des Jahr- und Heimatbuches «Dr Schwarzbueb» in Händen hält. Am Montag feierten 70 Interessierte die Vernissage in Seewen. Das diesjährige Thema ist die Industrie. Redaktor Klaus Fischer freut sich, dass er auf Anhieb vier Fachleute fand, die aus dem Innersten der Industriegeschichte berichten. Der Fokus liegt dabei auf dem Wandel, der gar nicht gradlinig verläuft. So stand bereits im 16. Jahrhundert die erste Papierfabrik in Laufen. Zwei Jahrhunderte später schloss sie und wurde abgerissen. Gut hundert Jahre später, Anfang des 20. Jahrhunderts, wurden im Laufental gleich drei Papierfabriken eröffnet, die sich wiederum 100 Jahre halten konnten, bevor sie untergingen.

Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte weist hingegen das Technologiezentrum Witterswil (TZW) auf. Als vor 20 Jahren Novartis mit 70 Mitarbeitenden wegzog, sahen viele schon eine ewig verfallende Brache voraus. Doch heute sind über 20 Firmen mit über 300 Arbeitsplätzen im TZW angesiedelt. Bis anhin hat die Eigentümerfamilie Nussbaumer über 35 Millionen Franken investiert. Und ein Ende ist nicht in Sicht, wie Isabelle Achermann-Nussbaumer in ihrem Bericht schreibt.


Wandel ohne Seelenverlust

Mitten im Wandel ist auch das ehemalige Areal der Isola. Es entsteht ein ganz neues Quartier, das Breitenbach prägen wird. Mitverantwortlich ist der Architekt Urs Eggenschwiler, der ebenfalls einen Beitrag verfasst hat. Er findet es schade, dass Industriebrachen oft durch relativ anonyme, beliebige Architektur umgebaut werden. «Die Seele, die verloren gegangen ist, wird so nicht wiedergefunden.» In den Arealen der Papiri Zwingen und der Metallwerke Dornach ist immer wieder die Rede davon, einzelne Teile wie Schornsteine stehen zu lassen, obwohl sie gar keine Funktion mehr haben. Handelt es sich dabei nicht um nostalgischen Kitsch? Diese Einschätzung teilt Eggenschwiler nicht: «Solche charakteristischen Teile können über Generationen hinweg identitätsstiftend sein.» Sie können zu Erzählungen anregen und so Erinnerungen am Leben erhalten, so Eggenschwiler.

Erst als 1875 die Bahnstrecke Basel–Delémont eröffnet wurde, habe die Industrialisierung im Schwarzbubenland und Laufental ihren Aufschwung genommen, schreibt Fischer im Vorwort des Heimatbuches «Dr Schwarzbueb». Nationalrat Christian Imark teilt die Meinung: «Die Verkehrsanbindung war immer die Grundlage von Entwicklung und Wirtschaft.» Deshalb seien der Ausbau der Bahnlinie von Basel nach Biel und der Bau des Muggenbergtunnels für die regionale Wirtschaft unabdingbar.


Hier gibts den «Schwarzbueb»

«Dr Schwarzbueb» wird ab sofort mittels Türverkauf zum Preis von 16 Franken vertrieben. Ab nächster Woche ist das beliebte Jahr- und Heimatbuch für das Schwarzbubenland und das Laufental an diversen Verkaufsstellen (Kiosk, Buchhandlungen, Dorfläden usw.) der Region erhältlich. «Dr Schwarzbueb» kann zudem über die E-Mail-Adresse <link mail>kontakt@schwarzbueb.ch bestellt werden (zusätzlich 3 Franken Versandgebühr).

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