Grossprojekt krempelt die Wärmeversorgung im Birseck um
Primeo Energie führt 25 bestehende Wärmeanlagen und -verbünde zusammen und stellt auf erneuerbare Energien um. Herzstück bildet eine neue Heizzentrale auf dem Areal von Uptown Basel in Arlesheim.
Es ist das grösste Wärmeprojekt in der Geschichte von Primeo Energie (früher EBM). Mit dem neuen Wärmeverbund Birsstadt krempelt der Münchensteiner Energieversorger seine eigene Wärmeproduktion in den Gemeinden Reinach, Arlesheim und Münchenstein um. War diese bis anhin dezentral über 25 Wärmeanlagen und Wärmeverbünde organisiert, wird die Wärmeproduktion künftig auf dem Areal von Uptown Basel in Arlesheim zusammengezogen. Dafür baut Primeo Energie für rund acht Millionen Franken eine neue Heizzentrale. Darin wird mit der Verbrennung von Altholz und aus der Abwärme der Unternehmen von Uptown Basel Wärme erzeugt. Für den Transport der Fernwärme sind neue Leitungen notwendig. Zu den Endkunden gehören Gewerbebetriebe, Altersheime, Schulen und grössere Wohnliegenschaften. Moderne oder sanierte Einfamilienhäuser brauchen zu wenig Wärme, dass sich dafür ein Anschluss an den neuen Wärmeverbund lohnen würde. Gemäss Martin Dietler, Abteilungsleiter Wärmeprojekte bei Primeo Energie, gebe es für Einfamilienhäuser genügend alternative Methoden, um erneuerbar zu heizen.
Dezentrale Anlagen für Not- und Spitzenlasten
Der Grossteil der 25 dezentralen Wärmeanlagen funktioniert mit gasbetriebenen Blockheizkraftwerken. Deren Betrieb rentierte immer weniger, erklärt Martin Dietler. «Der Energiehandel geriet in den letzten Jahren immer stärker unter Druck. Die Strompreise waren im Keller, dazu kommen steigende Gaspreise. Dazu ist Gas zu hundert Prozent fossil. Wir möchten aber auf eine erneuerbare Wärmeproduktion umstellen.» Anstelle der Weiterführung der dezentralen Produktion setzt Primeo Energie neu auf eine zentrale Lösung auf dem Schorenareal, das mit Uptown Basel zurzeit eine gewaltige Transformation erlebt. Das Areal sei für den Wärmeverbund Birsstadt ideal gelegen, betont Dietler. Doch nicht alle kleineren Wärmeanlagen würden deinstalliert. «Für die Not- und Spitzenlast könnten einzelne weiter eingesetzt werden.»
Nach einer Umweltverträglichkeitsprüfung und generellen Abklärungen gaben die Baubehörden kürzlich grünes Licht für die neue Heizzentrale. Der Baustart soll noch in diesem Sommer erfolgen. Mit den zwei Feuerungsanlagen für Altholz soll die Lieferung von Fernwärme ins Verteilgebiet bereits zum Ende des kommenden Jahres möglich werden. Herzstück des neuen Wärmeverbunds ist aber die Nutzung der Abwärme von den Unternehmen von Uptown Basel. Denn jeder Gebrauch von Strom erzeugt auch Wärme. Langfristiges Ziel sei es, so Martin Dietler, dass die Biomassenfeuerungen nur noch im Winter als Mittellast in Betrieb sind.
Leistungsstarker Filter notwendig
Hans-Jörg Fankhauser, Arealentwickler von Uptown Basel, ist von den Plänen begeistert. Davon würden nicht nur Primeo Energie und Uptown Basel profitieren, sondern gleich die ganze Region. Anstatt die Abwärme, die unter anderem von den Rechnungs- und Datenzentren der Unternehmen im Bereich der Industrie 4.0 entsteht, in die Luft zu lassen, wird sie fürs Heizen genutzt. Damit schlagen Uptown Basel und Primeo Energie zwei Fliegen mit einer Klappe, wovon am Ende auch das Klima profitiert, in dem weniger fossile Energieträger gebraucht werden. Uptown Basel gibt für die Heizzentrale auf ihrem Areal ein ganzes Baufeld her.
Während sich für Ein- und Mehrfamilienhäuser Pellet- und Schnitzelheizungen eignen, entsteht sogenanntes Altholz bei Gebäudeabbrüchen oder als Abfall in Sägereien. Um Stickoxide zu eliminieren und Feinstaub zu verhindern, sind in der Heizzentrale zwei leistungsstarke Filter notwendig.
Der Bau der neuen Leitungen ins Verteilgebiet des neuen Wärmeverbunds beginnt in Reinach Nord bereits Ende dieses Monats. Noch in diesem Jahr wird die Stammleitung von der Heizzentrale nach Reinach erstellt und mit dem Fernleitungsbau in Arlesheim und Münchenstein gestartet. Primeo Energie spricht aktuell von Gesamtkosten in der Höhe von 50 Millionen Franken. Martin Dietler geht davon aus, dass Primeo Energie langfristig für den ganzen Wärmeverbund Birsstadt rund 100 Millionen Franken investieren wird.