«Früher oder später holen wir uns mit diesem Konzept den Titel»
Sm’Aesch-Coach Timo Lippuner spricht nach seiner Vertragsverlän- gerung über den Masterplan, die Konkurrenz und seine Trümpfe.
Sind Sie ein harter Verhandler?
Timo Lippuner: Kommt darauf an. In dieser Angelegenheit gab es für beide Seiten nicht viel zu verhandeln, weil beide dasselbe wollten. Für mich war klar, dass ich unbedingt länger bei Sm’Aesch bleiben wollte. Und der Klub wollte das offenbar auch.
Wieso hat man schon ein Jahr vor Ablauf um zwei weitere Jahre verlängert?
Da geht es in erster Linie um die langfristige Planung. So haben wir und auch die Spielerinnen Sicherheit. Ihnen hilft es, zu wissen, wer Trainer ist. Und ich kann voll auf die Ausbildung der Spielerinnen setzen, weil ich weiss, dass ich sie länger begleiten werde.
Wenn Sie den Vertrag erfüllen, sind Sie vier Jahre beim gleichen Verein. Das ist im Volleyball doch eher selten.
Ich war von 2014 bis 2017 auch schon drei Jahre bei Sm’Aesch und dann auch drei Jahre in Vilsbiburg. Auch in Schaffhausen oder Düdingen gab es zuletzt viel Kontinuität. Ich finde, dass dies wichtig ist. Und es ist schön, das Vertrauen von Sm’Aesch zu spüren. Denn selbstverständlich sind solche langfristigen Projekte nicht.
Im Communiqué äussert Geschäftsführer Fabio Back das Ziel: erster Meistertitel der Vereinsgeschichte. Wie erreicht Sm’Aesch das?
Wir wollen stabil oben mitspielen und unsere Chance packen, wenn sie kommt. In meiner ersten Amtszeit hier wurden wir innert zweier Jahre die klare Nummer zwei hinter Voléro. Das haben wir geschafft, indem wir auf junge talentierte Schweizerinnen auf wichtigen Positionen gesetzt haben.
Ein Konzept, das Sie auch jetzt wieder fahren.
Genau. Denn wenn ein Team ein Gerüst aus guten Schweizerinnen hat, können sich auch die Ausländerinnen, die meist nicht so lange beim Verein bleiben, besser integrieren. Das ist eine Frage der Identifikation und der Eingespieltheit. Ich bin sicher: Früher oder später holen wir uns mit diesem Konzept den Titel!
Sind die Neuenburgerinnen nicht zu stark?
Sie sind sicher die Favoritinnen. Auch weil Topskorerin Tia Scambray zurück ist. Aber wir müssen nicht Meister werden, wir wollen nur. Natürlich war Sm’Aesch in der Vergangenheit oft nah dran am Titel. Aber ich verspüre keinen Druck, weil wir mit einem völlig anderen Konzept an die Sache herangehen. Und es dauert, bis wir die Früchte ernten können. Das ist allen im Klub klar. Wir sind nicht ungeduldig.
Ist der Kampf um die starken Schweizerinnen ein harter?
Ja. Das Interesse für die nationalen Talente ist sicher bei mehreren Klubs da. Die meisten Topteams haben ein ähnliches Umfeld. Da machen Feinheiten den Unterschied aus.
Welche Trümpfe hat Sm’Aesch?
Bei uns hat jede Verpflichtung eine klare Rolle. Es gibt keine leeren Versprechen, sondern wir haben mit jeder Spielerin einen Plan. Zum Beispiel Tabea Eichler. Sie bekommt bei uns als Diagonalangreiferin viel Spielzeit, ist jetzt erstmals bei einem Nationalmannschaftsturnier dabei und entwickelt sich gut. Da werden wir keine weitere junge Schweizerin holen und ihr sagen, dass sie bald auf der gleichen Position zu Einsätzen komme. Wir holen Spielerinnen, weil sie bei uns langfristig zu Stammspielerinnen reifen sollen. Wir sind transparent und authentisch. Andernorts wird kurzfristiger gedacht.
Ist das Konzept von Sm’Aesch auch notgedrungen, weil gute Ausländerinnen teurer sind als die talentierten Schweizerinnen?
Wir bezahlen aus meiner Sicht sowohl Schweizerinnen als auch Ausländerinnen fair. Aber Sie haben recht. Wegen Transfer- und Ergänzungszahlungen sind Ausländerinnen in der Regel etwas teurer. Wenn man in der Schweiz aber vorne mitspielen will, geht es nicht ohne sie.
Das Budget bleibt gleich. Ist das Kader in der kommenden Saison trotzdem besser?
Es ist sicherlich breiter aufgestellt. Wir haben mit Mita Uiato aus Düdingen mehr Erfahrung am Pass. Das macht extrem viel aus. Und wir konnten Topskorerin Maria Zernovic behalten, die in ihrem zweiten Jahr voraussichtlich noch besser werden wird. Wenn uns das Verletzungspech der vergangenen Saison, als wir drei Leistungsträgerinnen verloren, erspart bleibt – Holz anfassen –, bin ich zuversichtlich, dass wir stärker sind.
Trainingsstart von Sm’Aesch Pfeffingen ist am 2. August. Die neue Saison beginnt am 7. Oktober.