Feuerwehr-Fusion im Birstal
Sechs Gemeinden legen ihre Feuerwehren zusammen. Statt auf Profis setzen sie weiter lieber auf das Milizsystem.
Mittlerweile zwei Jahre ist er her, der Grundsatzentscheid der Baselbieter Regierung, die heute aktiven 20 Ortsfeuerwehren und 22 Verbünde in drei Regionalfeuerwehren zusammenzufassen, bei denen Profis das Milizkorps führen sollen. Das Reformprojekt «Feuerwehr 2025 +» stiess allerdings auf so heftigen Widerstand, dass der Kanton vergangenen Monat die Notbremse zog. Die Weiterentwicklung des Feuerwehrwesens wird nun breit abgestützt von Grund auf überprüft und neu lanciert.
Dabei haben einige Gemeinden den Handlungsbedarf erkannt, zeichnen sich doch zumindest mittel- bis langfristig Personalsorgen ab. Die sechs Orte Aesch, Arlesheim, Duggingen, Grellingen, Pfeffingen und Reinach wollen nicht länger zuwarten. Gestern präsentierten sie in Duggingen das Projekt «K 2»: Die Feuerwehren Duggingen, Arlesheim, Klus (Aesch, Pfeffingen, Grellingen) sowie die Stützpunktfeuerwehr Reinach sollen zur Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Birs zusammengelegt werden.
Die Initiative ging von den Feuerwehren selber aus. Dazu schreiben sie: «Mit diesem Vorgehen soll sichergestellt werden, dass die Sicherheit der Bevölkerung auch in zehn Jahren noch genauso gut gewährleistet ist wie heute.»
Die Fusion würde bedeuten, dass 225 Miliz-Feuerwehrleute ein Gebiet mit 45000 Einwohnern versorgen. Vollamtliche Einsatzkräfte kennt heute nur Reinach mit 450 Stellenprozenten. Der Reinacher Gemeindeverwalter Thomas Sauter, der die Projektsteuerung leitet, sagt: «Sinn macht die Professionalisierung bei den Kommandanten und bei jenen, die für die Wartung und den Unterhalt der Gerätschaften zuständig sind. Ansonsten setzen wir weiter auf das Milizsystem.» Ob es auch im grösseren Verbund bei den 4,5 Stellen bleibt, müsse man noch analysieren.
Dank Tagesmiliz schneller einsatzbereit?
Die vom Kanton Baselland angestrebte Teilprofessionalisierung der Korps hat also im Birstal keine Priorität. Und auch die heute vier Feuerwehrmagazine in Reinach, Arlesheim, Aesch und Duggingen sollen bleiben. Allerdings sei eine Bestandsreduktion der einzelnen beteiligten Feuerwehren nicht auszuschliessen. Kernelement des Projekts K 2 ist eine sogenannte Tagesmiliz: Einige Milizangehörige sollen sich tagsüber stets auf der Wache aufhalten, dort verschiedene Arbeiten erledigen und «sofort mit Sondersignal zu Einsätzen ausrücken können». Sie werden mit einer Tages-Sonderpauschale entschädigt. In der dazugehörigen Mitteilung steht: «So kann der gesetzliche Auftrag, innert zehn Minuten am Einsatzort zu sein, trotz immer grösserem Verkehrsaufkommen und reduzierter Tagesverfügbarkeit der Feuerwehrangehörigen mittel- bis langfristig erfüllt werden.»
Für die initiierenden sechs Gemeinden scheint dieses neue Modell nicht verhandelbar, wie sie im schriftlichen K 2-Projektauftrag klarmachen: «Die Etablierung einer Tagesmiliz ist integraler Bestandteil des Projekts und bildet eine tragfähige Variante zur Teilprofessionalisierung.» Damit versucht der Verbund auch, Grabenkämpfe zwischen Profis und Milizlern zu umgehen, wie sie etwa bei der 2020 gestarteten Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal entstanden.
Der Dugginger Feuerwehrkommandant und stellvertretende Projektleiter Daniel Walliser sagt auf Nachfrage: «Natürlich könnte sich aber auch ein Graben zwischen jenen, die Tagesmiliz leisten, und den restlichen Milizlern auftun. Das werden wir erst in der Praxis erfahren.»
Kanton rückt etwas von seinem Fokus auf Profis ab
Das Vorhaben im Birstal soll nicht im Widerspruch zur Reform 2025 + stehen, sondern berücksichtige Erkenntnisse und Analysen daraus. Der Kanton respektive die Basellandschaftliche Gebäudeversicherung sind denn auch in beratender Funktion mit an Bord. An der Medienkonferenz betonte der stellvertretende Feuerwehrinspektor Daniel Weisskopf: «Das oberste Ziel ist es, das Erreichen der Schutzziele sicherzustellen. Gerade in ländlichen Gebieten würde eine Berufsfeuerwehr gar nicht funktionieren.» Bei der laufenden Validierung der Reform 2025 + könne sich der bisherige Fokus auf die Teilprofessionalisierung durchaus noch ändern.
Derzeit ist die Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Birs erst ein Grobkonzept. Bis in einem Jahr soll ein detailliertes Konzept stehen, das dann von den Gemeindeversammlungen oder Einwohnerräten genehmigt werden muss. Ab 2024 soll der Betrieb etappenweise hochgefahren werden. Es sei durchaus auch eine geografische Erweiterung des Verbunds möglich, versicherten die Initianten in Duggingen.