Fässer für gefährliche Güter, made in Münchenstein

Müller AG Verpackungen feiert heuer ihr 125-Jahr-Jubiläum. Seit 100 Jahren hat das Familienunternehmen seinen Sitz in Münchenstein. Und das soll auch in den nächsten Generationen so bleiben.

Führen durch die Produktionshalle an der Tramstrasse: Roland Tanner, Managing Director (l.), und Patrick Müller, Verwaltungsratspräsident. Foto: Jeannette Weingartner
Führen durch die Produktionshalle an der Tramstrasse: Roland Tanner, Managing Director (l.), und Patrick Müller, Verwaltungsratspräsident. Foto: Jeannette Weingartner

An der Tramstrasse 20, links und rechts eingebettet in zwei Wohnquartiere, werden UN-geprüfte Fässer hergestellt, mit denen spezielles Gefahrengut weltweit von A nach B gebracht wird. Fast jeder und jede von uns dürfte demnach schon mal ein Produkt gekauft haben, dessen Rohstoffe in einem dieser Münchensteiner Stahl- oder Feinblechfässer transportiert worden ist. Denn Chemikalien und Stoffe für die Pharmaindustrie, Lacke, Mineralöle, aber auch Inhaltsstoffe von Kosmetikartikeln oder Elektronikgeräte können der Umwelt massiv schaden, wenn sie nicht fachgerecht transportiert werden. Darauf habe sich das Familienunternehmen in den letzten 125 Jahren spezialisiert, erklärt Roland Tanner, Managing Director bei Müller.

Schweizweit einzige Herstellerin von Spezialfässern

Doch beginnen wir am Anfang: 1888 gründet Rudolf Müller in Kleinhüningen eine kleine Spenglerwerkstatt. Nur vier Jahre später stirbt er – seine Ehefrau Elisabeth übernimmt den Betrieb und die Erziehung ihrer drei Kinder ganz alleine. 1897 kann sie den ersten Mitarbeiter einstellen und die Spenglerei wird zur Firma. Diese stellt in den folgenden Jahren die ersten Weissblechbüchsen in Serie her und füllt damit eine Marktlücke. Die Basler Pharmaindustrie ist dankbare Abnehmerin der Produkte. 1922 expandiert das Unternehmen und bezieht den Standort in Münchenstein. Über die Jahrzehnte ist die Spenglerei schliesslich zu einer Gruppe mit diversen Geschäftsbereichen herangewachsen. Das international tätige Unternehmen beschäftigt insgesamt 410 Mitarbeitende und erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von rund 120 Millionen Franken. Die Hälfte davon stammt aus dem Standort Münchenstein. Hier werden 140 Mitarbeitende beschäftigt, die Produktion läuft im Zwei-Schichten-Rhythmus von fünf Uhr morgens bis 23 Uhr nachts. Das führt selbstredend zu Lärmemissionen und sei nicht immer einfach, befinde man sich doch eigentlich inmitten von Wohngebieten, sagt Tanner. Mit dem 2018 realisierten Neubau wurde die Lärmbelästigung allerdings deutlich gemindert. Das bis dato verzettelte Areal wurde zudem gestrafft, nicht zuletzt auch dadurch, dass das Unternehmen den Stationsweg, der mitten durch das Areal geführt hatte, der Gemeinde abkaufen konnte. «Ein wichtiger Schritt, damit wir den Standort zukunftsweisend verändern konnten. Es war zwar ein langer Prozess, aber die Gemeinde hat sich sehr kooperativ gezeigt», sagt Tanner. Sowieso sei der Standort im Birs­eck ideal: «Nahe von Basel befinden wir uns in einem wirtschaftsfreundlichen Umfeld. Wir wollen unbedingt an diesem Standort festhalten.»

Heute ist Müller AG Verpackungen die einzige Herstellerin der Spezialfässer in der Schweiz und muss die Grundversorgung an Industrieverpackungen für Rohstoffe sicherstellen. Der Bund hat das Unternehmen deshalb als systemrelevant eingestuft – im Falle einer Krise würde es bevorzugt behandelt.

Die fünfte Generation übernimmt

In der langen Geschichte des Unternehmens reiht sich ein Erfolg an den anderen. «Manchmal blicke ich deshalb etwas ehrfürchtig in die Vergangenheit zurück», gibt Verwaltungsratspräsident Patrick Müller zu. «Das Unternehmen wurde 125 Jahre lang erfolgreich geführt, das setzt einen natürlich auch ein wenig unter Druck. Aber dieses Jubiläum ist eine grosse Sache und macht uns alle unheimlich stolz. Und ich gebe zu, dass ich gerne davon erzähle», sagt Müller lachend. Der 38-Jährige hat das Präsidium Anfang dieses Jahres in der fünften Generation übernommen. Bereits früh sei diese Übernahme vorgespurt worden, der Prozess dauerte lange. Denn das Präsidium, da seien sich alle einig, werde nicht aus den Familienhänden gegeben. «Und die sechste Generation ist bereits zur Welt gekommen», sagt Müller mit einem Schmunzeln.

Familie und Beruf in einem solchen Setting zu trennen, sei gar nicht so schwierig, sagt der zweifache Familienvater. «Das Unternehmen gehört seit jeher zur Familie und ich wurde nie unter Druck gesetzt», erklärt Müller. «Im Gegenteil: Ich freue mich, dass mir das Vertrauen entgegengebracht wird.»

Tag der offenen Tür

Zum Jubiläum haben Müller und seine Kollegen einen bunten Strauss an Anlässen zusammengestellt. Die meisten davon sollen den Mitarbeitenden zugutekommen.

Ein Highlight streicht der Verwaltungsratspräsident schon jetzt rot in der Agenda an: Am 18. Juni öffnet das Unternehmen für einen Tag seine Türen. Dabei sollen Interessierte auch einen Einblick in die Produktion erhalten. Acht auf dem Gelände verteilte Jubiläumstafeln zum Knobeln führen ausserdem durch die Geschichte des Unternehmens. «Wir erwarten bis zu 3000 Menschen an diesem Tag», freut sich Müller schon jetzt.

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